Malocherschicht im roten Tanga

SID
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Düsseldorf - Sie hatten die Saison bereits im Vorfeld zur "Malocherschicht" erklärt - und am Ende konnte Rot-Weiß Oberhausen in der Regionalliga-Nord den Lohn für eine eindrucksvolle Arbeit ernten.

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"Unsere supergeile Mannschaft hatte keiner auf der Rechnung, das Gesamtgebilde RWO passte aber perfekt zusammen", sagte Trainer Hans-Günter Bruns, der sich im Zuge der mehrtägigen Feierlichkeiten erst gar nicht bemühte, den zahlreichen Bierduschen, die ihm seine Spieler spendierten, zu entkommen.

Mit einem 3:0-Sieg bei Union Berlin machte Oberhausen durch Tore von Mike Terranova (14., 68.) und Fabian Lüttmann (27.) den Aufstieg perfekt und folgt Rot-Weiss Ahlen in die 2. Liga. Ahlen beseitigte als Spitzenreiter durch einen 3:1-Erfolg in Babelsberg auch die letzten theoretischen Zweifel am Aufstieg.

Sensation krönt Berg- und Talfahrt

Mit dem kaum für möglich gehaltenen Triumph krönte RWO eine bemerkenswerte Berg- und Talfahrt. Nach dem Abstieg aus der 2. Liga vor drei Jahren konnte der Verein 2006 den direkten Sturz in die Oberliga Nordrhein nicht verhindern.

Schon 2007 stieg er wieder in die Regionalliga auf und machte nun den Durchmarsch perfekt. "Das ist eine Sensation", sagte der seit einem Jahr amtierende Vorsitzende Hajo Sommers. Nachdem sich 2005 der langjährige Präsident und Mäzen Hermann Schulz komplett zurückzog, drohte zwischenzeitlich sogar die Insolvenz.

Sommers Tanga-Trick

Dem 49 Jahre alten Sommers, der als Intendant und Schauspieler einer Oberhausener Kleinkunstbühne unter anderem regelmäßig in einer Nacktrolle zu sehen ist, gelang es aber, dass graue Image des Vereins abzulegen und erfolgreich um Kleinsponsoren und Zuschauer zu werden.

Jeder Spieler besucht mindestens einmal wöchentlich eine Schule, um am Sportunterricht teilzunehmen. Im Rahmen einer Öffentlichkeits-Offensive zeigte sich Sommers zudem nur mit einem roten Tanga bekleidet auf Plakaten. "Um Medienaufmerksamkeit zu erlangen, bot sich mein Hintern an", sagte der Vorsitzende.

Lokalmatadoren überzeugen

Für nackte Tatsachen sorgte RWO auch auf dem Rasen. Stars sind im Kader nicht zu finden. Stattdessen zeigten unbekümmerte Spieler wie Mike Terranova, Christoph Semmler oder Benjamin Reichert, die fast alle aus der umliegenden Region kommen, unerwartete Glanzleistungen.

"Wir haben zusammengebaut, was zusammenpasst und uns im Umfeld nach guten Fußballern umgesehen", meinte Sommers und verwies auf den Mini-Etat von 2,6 Millionen Euro, der für die 2. Liga auf rund sechs Millionen Euro steigen soll. Der Kern des Aufstiegsteams steht weiter unter Vertrag, maximal fünf Zugänge sollen verpflichtet werden.

Abstieg wäre kein Weltuntergang

Ziel für die nächste Spielzeit ist der 16. Tabellenplatz und die damit verbundene Teilnahme an den Relegationspartien um die Liga-Zugehörigkeit. "Steigen wir wieder ab, wäre das schade, aber kein Weltuntergang. Da bin ich emotionslos", sagte Sommers, der in allen Fachfragen seiner sportlichen Leitung vertraut.

Es passt ins nicht alltägliche Bild, dass Trainer Bruns und der Sportliche Leiter Jürgen Luginger trotz - oder gerade wegen - des Erfolgs zur nächsten Saison ihre Ämter tauschen.

Bruns kritisiert Kommerz

Der introvertierte Bruns hat keine Lust, als Zweitliga-Trainer im Rampenlicht der Medien zu stehen. "Diesen Stress brauche ich nicht, vieles in dem Geschäft dreht sich nur um Kommerz", meinte der 53-jährige ehemalige Profi von Borussia Mönchengladbach (366 Bundesligaspiele).

"Kann ich nachvollziehen", sagte Sommers, der den Jobtausch als ideale Lösung einstuft. Zumindest der Vorsitzende, hat kein Problem damit, seine Person weiter öffentlichkeitswirksam vor den Karren zu spannen.