"Klar traue ich mir Bayern zu"

Von Interview: Daniel Börlein
fink
© Imago

München - Er wurde vier Mal deutscher Meister, drei Mal Pokalsieger, hat die Champions League gewonnen und auch den Weltpokal. Nun ist Thorsten Fink Trainer in der Regionalliga, beim FC Ingolstadt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Am 33. Spieltag verpasste Ingolstadt durch ein 1:3 beim FSV Frankfurt den vorzeitigen Aufstieg in die Zweite Liga. 

Im Interview mit SPOX.com spricht Fink über seine Stärken, was in Ingolstadt mit "Audi" im Rücken möglich ist, Jürgen Klinsmann und seine Ziele als Trainer.

SPOX: Als Sie Trainer in Ingolstadt wurden, lag der Verein sieben Punkte hinter Platz zwei zurück. Nun sind Sie Zweiter und können am letzten Spieltag den Aufstieg in die 2. Liga perfekt machen. Die Verantwortlichen in Ingolstadt haben mit Ihrer Verpflichtung offensichtlich alles richtig gemacht?

Thorsten Fink: Das müssen andere beurteilen. Fakt ist, dass die Mannschaft in der Rückrunde gut spielt, wir haben uns da viel erarbeitet. Ob man dann alles richtig gemacht hat, wird man am Ende sehen.

SPOX: Sportlich geht es in Ingolstadt schnell bergauf, andere Bereiche können dem noch nicht Schritt halten.

Fink: Wir sind sportlich sehr schnell gewachsen, das stimmt. Das andere hinkt da etwas hinterher. Es fehlen noch einige Dinge, die Manager Harald Gärtner momentan aufbaut: eine ordentliche Nachwuchsarbeit, ein hauptamtlicher Zeugwart, die Infrastruktur, und so weiter. Wir müssen uns in allen Bereichen noch verbessern. Im sportlichen Bereich läuft es gut und zügig. Den Rest bekommen wir auch hin.

SPOX: Sie treten sehr selbstbewusst auf, formulierten schon bei Ihrem Amtsantritt das Ziel 2. Liga. Woher kommt diese Selbstüberzeugung?

Fink: Ich bin einfach Realist. Ich wusste vorher, was die Mannschaft kann. Und ich weiß, was ich kann. Ich bin von meinen Qualitäten überzeugt.

SPOX: Die da wären?

Fink: Meine Stärke ist sicherlich die Führung einer Mannschaft, auf Spieler einzeln einzugehen und Ihnen Selbstvertrauen zu vermitteln. Auch, dem Team ein vernünftiges System zu geben. Ich lege sehr viel Wert darauf, meinen Jungs taktisches Spielverständnis beizubringen. Ich will den Gegnern unser Spiel aufdrängen.

SPOX: Sind Sie eher der Kumpeltyp oder doch mehr harter Hund?

Fink: Privat bin ich der Kumpeltyp, auf dem Platz aber der harte Hund. Es ist aber nicht so, dass ich mich dabei groß verstelle. Von mir bekommt jeder, der will einen Ratschlag. Ich lasse doch nicht den Arsch raushängen, nur weil ich auf dem Platz durchgreife. Wenn einer allerdings nicht mitzieht, dann kann ich schon ein Arschloch sein. Jeder, der den Teamerfolg stört, muss Federn lassen. Da bin ich rigoros.

SPOX: Sie haben mit großen Trainern wie Ottmar Hitzfeld oder Giovanni Trapattoni gearbeitet. Gibt es so etwas wie einen Mentor?

Fink: Nein, überhaupt nicht. Klar habe ich mir von jedem Trainer etwas abgeschaut. Bei Trapattoni war es vieles in Sachen Taktik. Hannes Bongartz hat mir zum Beispiel die Viererkette am besten erklären können. Davon übernehme ich heute noch viel. Von Winnie Schäfer habe ich mitgenommen, wie man motiviert, was man in gewissen Momenten sagen muss. Aber grundsätzlich versuche ich, meinen eigenen Stil zu entwickeln.

SPOX: Sie haben immer betont, dass Sie in Ingolstadt etwas aufbauen wollen. Was ist denn mit „Audi" im Rücken alles möglich?

Fink: Eigentlich kann man viel erwarten. Wenn Audi richtig Gas gibt, dann können wir gemeinsam hier richtig etwas aufbauen. Aber drei, vier Jahre braucht man dafür sicherlich noch. Wenn wir allerdings ganz nach oben wollen, dann brauchen wir die Hilfe von Audi, denn dann muss man auch richtig investieren.

SPOX: Ingolstadt ist ihre erste Station als Cheftrainer. Gibt es so etwas wie eine Karriereplanung?

Fink: Ich habe ein Jahr die Amateure von Red Bull Salzburg trainiert, war dann Co-Trainer unter Trapattoni, habe dann hier in Ingolstadt übernommen und will einfach Schritt für Schritt nehmen. Es ist besser, jetzt noch an der Basis zu lernen. Wenn du gleich oben anfängst und dich verbrennst, dann bist du eben auch gleich ganz schnell weg vom Fenster.

SPOX: Bei Jürgen Klinsmann war es ein anderer Weg. Erst Bundestrainer, jetzt Coach des FC Bayern. Kein Modell also für Sie?

Fink: Klar traue ich mir auch so eine Mannschaft wie den FC Bayern zu. Aber ich will nun eben erst einen anderen Weg gehen. Wie das bei Klinsmann ist, kann ich nicht beurteilen. Das ist auch seine Sache, da will ich mich nicht einmischen.

SPOX: Sie waren lange bei Bayern, wird Klinsmann in München zurechtkommen?

Fink: Er wird das sicherlich gut machen, da bin ich fest davon überzeugt. Er hat sich viele Profis dazugeholt, die ihm da auch helfen werden.