Wenn der Scheich die Lust verliert

Von Fabian Swidrak
Scheich Abdullah ben Nasser al Thani hatte große Pläne mit dem FC Malaga
© Getty

Die letzten beiden Jahre waren für den FC Malaga eine einzige Achterbahnfahrt. Das Verprassen von Geld hatte sich gerade zum Vereinsprinzip entwickelt, da steht der Klub auch schon wieder vor dem finanziellen Abgrund. Und das nur, weil ein Scheich in Marbella keine Hotels bauen darf. Trotz Ausverkauf rockt die Mannschaft unbeeindruckt Primera Division und Champions League. Als Belohnung winkt die Rückkehr von David Beckham nach Europa.

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Als Ruud van Nistelrooy das Estadio La Rosaleda betritt, bricht das Stadion des FC Malaga in Jubelstürme aus. 12.000 Fans sind extra angereist um den neuen Superstar aus nächster Nähe zu sehen. Im Trikot der Südspanier und mit Fanschal in der Hand schreitet Van Nistelrooy über einen blauen Teppich auf ein kleines Podest zu. Links und rechts ist sein Weg flankiert von überdimensionierten Wunderkerzen.

Oben angekommen nimmt der Holländer eine große Malaga-Fahne entgegen. Hunderte Luftballons steigen auf. Konfetti-Regen wie bei einer Meisterfeier. Anschließend darf Van Nistelrooy noch eine Kostprobe seiner fußballerischen Fähigkeiten zum Besten geben. Frenetischer Jubel und Blitzlichtgewitter auf der Tribüne.

Scheich und Klub-Präsident Abdullah ben Nasser Al Thani steht klatschend und mit einem breiten Grinsen im Gesicht neben dem neuen Aushängeschild seines Klubs. Schließlich hat sein prall gefülltes Bankkonto das ganze Spektakel erst möglich gemacht. Auch der Stürmer selbst lässt sich von der Euphorie anstecken: "Dies ist ein neues Projekt. Ich bin zuversichtlich, dass dies der Start von etwas Großem ist."

Malaga für Scheich nur Mittel zum Zweck?

Ungefähr 15 Monate sind seit der Präsentation von Ruud van Nistelrooy beim FC Malaga nun vergangen. Von der damaligen Aufbruchstimmung ist heute allerdings nichts mehr zu spüren. Ganz im Gegenteil: Den Verein plagen große finanzielle Sorgen. Trotz Scheich, und gerade deswegen. Denn zwei Jahre nach der Übernahme des Vereins durch den Urenkel des ehemaligen Machthabers von Katar, Thani bin Mohammed, scheint der reiche Oligarch die Lust an seinem Spielzeug verloren zu haben.

Seit Wochen hat sich Al Thani nicht mehr in Andalusien blicken lassen. Auch die zuvor regelmäßig aus der Wüste nach Spanien geflossenen Gelder bleiben seit einiger Zeit aus. Anscheinend wollte er den FC Malaga als Werbeträger für immense Investitionen in das Baugewerbe der Region nutzen. Der Klub sollte seine Chancen bei der Vergabe von Rechten für den Bau von Hotels und touristischen Anlagen erhöhen.

Der Plan ging jedoch nicht auf, die Rechte wurden anderweitig verteilt. Zudem soll ihm die andalusische Verwaltung die Genehmigung eines Bauprojekts in Marbella verweigert haben. Für den Scheich anscheinend Grund genug, sein Engagement in Südspanien und beim FC Malaga zu beenden.

Nistelrooys Ende ein Segen

Die Folgen für den Klub sind verheerend. Bereits im Sommer mussten erst kürzlich verpflichtete Stars verkauft werden, um ausstehende Gehälter der anderen Spieler bezahlen zu können. Santi Cazorla, vor einem Jahr noch für über 20 Millionen Euro von Villarreal gekommen, packte als Erster seine Koffer und schloss sich dem FC Arsenal an. Stürmer Salomon Rondon musste an Rubin Kasan verkauft werden und auch Ex-HSV-Verteidiger Joris Mathijsen wechselte nach nur zwölf Monaten in Malaga zu Feyenoord Rotterdam.

Und so kurios es klingen mag: Das Karriereende von Ruud van Nistelrooy am Ende der vergangenen Saison war für den Klub fast schon ein Segen. Immerhin taucht der vereinsinterne Spitzenverdiener so in dieser Saison nicht mehr auf der Gehaltsliste auf.

Die Angst vor dem totalen Ausverkauf

Sogar bei den Spielern selbst ging in der Sommerpause die Angst vor einem totalen Ausverkauf um. "Am Ende werden wir mit den Spielern antreten, die noch übrig sind - mit Spielern aus der Nachwuchsmannschaft oder woher auch immer", monierte der schwer enttäuschte Weligton.

"Es ist schwierig, mit der Situation umzugehen nach all den hochkarätigen Neuverpflichtungen und den großen Spielerpräsentationen", so der 33-Jährige Kapitän. "Wir alle hatten mehr Neuzugänge, mehr Überraschungen erwartet. Aber jetzt wir wissen nicht, warum das alles zu Ende geht."

Mit dem Franzosen Jeremy Toulalan, Ex-Bayern-Profi Martin Demichelis und Offensiv-Wirbelwind Isco sind dem Verein immerhin ein paar große Namen treu geblieben. Auch Star-Trainer Manuel Pellegrini leitet nach wie vor die Übungseinheiten, obwohl der ehemalige Coach von Real Madrid mehrfach öffentlich mit seinem Abschied kokettierte. Weniger Geduld hatte dagegen Manager Fernando Hierro, der kurze Zeit nach Bekanntwerden der Probleme beim FC Malaga von seinem Amt zurück trat.

UEFA verweigert Prämienauszahlung

Zu allem Überfluss hat sich nun auch noch die UEFA eingeschaltet und greift wegen Verstößen gegen die Richtlinien des Financial Fairplay hart durch. Die Spielprämien des FC Malaga aus den europäischen Klub-Wettbewerben werden bis auf weiteres einbehalten, weil Zahlungen des Klubs an andere Vereine, an Mitarbeiter oder auch an Steuerbehörden und weitere Sozialversicherungs-Institutionen ausstehen.

Die vorsorglichen Maßnahmen bleiben in Kraft, bis alle Verbindlichkeiten beglichen sind, hieß es von Seiten der UEFA. Ein Teufelskreis, hatte der Klub doch gerade einen Plan aufgestellt, um die ausstehenden Zahlungen mit den Prämien zu begleichen.

Klub bereits vor 20 Jahren pleite

Wirklich neu sind Geldsorgen beim FC Malaga aber ohnehin nicht. Bereits 1992 ging der Verein Konkurs. Damals noch unter dem Namen Club Deportivo Malaga.

Zwei Jahre später wurde der Drittligist in eine Kapitalgesellschaft mit dem Namen Malaga Club de Futbol S.A.D umgewandelt. Zwar gelang 2000 der Sprung ins spanische Oberhaus, die finanziellen Schwierigkeiten wurde der Klub allerdings nie endgültig los.

Erst mit dem Einstieg von Scheich Abdullah ben Nasser Al Thani im Juni 2010 schienen die Sorgen von einem Tag auf den anderen verschwunden zu sein. Für den vergleichsweise geringen Betrag von rund 25 Millionen Euro übernahm er damals den Klub, tilgte im gleichen Zug aber auch den auf 70 Millionen Euro angewachsenen Schuldenberg des Vereins.

Seite 2: Das Ende des Clasico, ein toller Saisonstart und Beckham als Retter