Ibrahimovic entscheidet den Clasico

Von Torsten Adams / Stefan Rommel
Ibracadabra! Zlatan Ibrahimovic entschied den Clasico gegen Real Madrid mit einem überragenden Tor
© Getty

Der FC Barcelona hat den 238. Clasico gegen Real Madrid gewonnen. Am 12. Spieltag der Primera Division setzte sich der Titelverteidiger zu Hause gegen die Königlichen mit 1:0 (0:0) durch und eroberte dadurch die Tabellenführung von Real zurück.

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Vor 98.000 Zuschauern im Camp Nou erzielte der eingewechselte Zlatan Ibrahimovic das Tor des Tages (56.).

Die beiden Superstars Leo Messi bei Barca und Cristiano Ronaldo bei den Gästen feierten nach Verletzungen jeweils ihr Comeback, blieben aber blass.

Durch den Dreier gegen Erzrivalen holten sich die Katalanen die Tabellenführung von Real zurück.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Barca wie neulich gegen Inter, nur wieder mit Messi von Beginn an. Dafür nimmt Pedro auf der Bank Platz - neben Ibrahimovic, dem Pep Guardiola offenbar keine 90 Minuten zutraut.

Bei Real ist Cristiano Ronaldo rechtzeitig fit und beginnt selbstverständlich. Der Portugiese läuft im offensiven Dreier-Mittelfeld auf der rechten Außenbahn hinter der einzigen Spitze Higuain auf.

20.: Riesending für Real! Kaka entzieht sich links dem Pressing und zieht in die Mitte. Pique ist zu spät. Querpass auf Ronaldo. Der ist völlig frei vor Valdes, aber der Barca-Keeper klärt den Schuss aus elf Metern mit dem rechten Fuß.

26.: Ronaldo zieht von rechts nach innen. Auf Kaka, der gleich weiter auf Marcelo. Dem verspringt der Ball bei der Annahme ein wenig. Puyol ist da und blockt den Schuss aus neun Metern ab.

38.: Busquets auf Xavi, der in die Gasse zu Iniesta. Doch der versucht es aus spitzem Winkel mit dem Torschuss, statt dem Querpass in die Mitte. Casillas packt zu.

Halbzeit-Fazit: Barca gehörten die ersten und die letzten 15 Minuten. Dazwischen hatte Real alles im Griff und auch die größte Chance des Spiels, die Ronaldo aber vergab.

56., 1:0, Ibrahimovic: Alves wird auf der rechten Seite nicht angegriffen, kann seelenruhig flanken. Ibrahimovic läuft Pepe im Rücken davon und mit Zug in den Sechzehner ein. Die Flanke senkt sich vor dem Fünfer, Ibra ist da und knallt den Ball volley mit links halbhoch ins linke Eck.

63., Gelb-Rot gegen Busquets: Selten dämliches Handspiel tief in der gegnerischen Hälfte. Absolut korrekte Entscheidung.

69.: Freistoß Barca von halblinks. Pique und Ibrahimovic am langen Pfosten völlig frei. Pique ist schneller am Ball, köpft aber aus sieben Metern hauchdünn rechts vorbei.

76.: Schnelle Kombination von Barca: Xavi in den Lauf von Abidal. Der zieht aus 13 Metern halblinker Position ab - der Ball zischt aber knapp am langen Pfosten vorbei.

81.: Ecke Real von rechts. In der Mitte verpassen erst alle, dann haut Benzema den Ball im Fallen aus sechs Metern weit übers Tor.

89.: Alves magisch in die Gasse auf Messi. Der schießt aber aus acht Metern frei vor Casillas nur den Real-Keeper an.

90., Gelb-Rot gegen Diarra: Frustfoul von Diarra an Xavi. Auch hier: Geht völlig in Ordnung.

Fazit: Etwas glücklicher, aber nicht unverdienter Sieg für Barca. Real hatte an und für sich die Partie gut im Griff, hielt aber halt auch einmal Tiefschlaf...

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels!

Der Star des Spiels: Zlatan Ibrahimovic war alles andere als topfit, weshalb ihn Coach Guardiola auch über eine Halbzeit lang auf der Bank lassen musste. Als er dann auf dem Platz war, hatte er zwar nur wenige Ballkontakte - aber darunter eben auch den spielentscheidenden. Die eine Chance, die ihm gewährt wurde, nutzte er eiskalt. Anders als Messi, Ronaldo oder Benzema.

Die Gurke des Spiels: Pepe. Reals Abwehr absolvierte gegen die wohl beste Offensive der Welt ein ganz starkes Spiel. Nur einmal pennten die Königlichen, und zwar in Person von Pepe. Der einzige Stellungsfehler des Spiels kostete Madrid einen durchaus verdienten Punkt.

Die Pfeife des Spiels: Alberto Undiano Mallenco fuhr die ganz kleinliche Linie und hatte damit größtenteils auch Erfolg. Zwar wurde Mallenco bei einigen engen Abseitsentscheidungen von seinen Assistenten im Stich gelassen, aber im Großen und Ganzen hatte er das traditionell schwierig zu leitende Spiel recht gut im Griff. Busquets' und Diarras Platzverweise waren absolut korrekt.

Die Lehren des Spiels: Der Clasico war leider lange Zeit kein echter Klassiker. Zwar war das technische Niveau einmal mehr absolut überragend, echter Spielfluss kam aber auf beiden Seiten nur selten zustande. Teils durch die vielen kleinlichen Unterbrechungen von Schiri Mallenco, teils durch kleine Fouls.

Real Madrid konnte mit diesem Umstand sehr gut leben. Die Königlichen schafften es immer wieder, die Ballzirkulation der Blaugrana zu unterbinden. Vor allem die Doppel-Sechs im 4-2-3-1 mit Diarra und Xabi Alonso machte dabei einen sehr guten Job.

Real stand mit der Viererkette sehr hoch, Casillas stand sehr oft bis an der Sechzehnergrenze, um als eine Art Libero den Pass in die Tiefe ablaufen zu können. So konnte Madrid das Geschehen über weite Strecken weit vom eigenen Tor fernhalten.

Obwohl Albiol und Arbeloa schon früh in der ersten Halbzeit mit Gelb vorbelastet waren, konnte Barca seinen Star Messi über deren linke Seite nicht so in Szene setzen, dass richtig Druck auf die beiden Madrilenen aufgebaut werden konnte.

Barca gegen Real: Hier gibt's die Highlights im Video

Überhaupt hatte Barca seine besten Szenen, wenn das Pressing tief in der Hälfte der Gäste griff und der Meister schnell umschalten konnte. Wenn Real geordnet in der Defensive stand, gab es kaum ein Durchkommen - auch weil die Ideengeber Xavi und Iniesta nicht zu ihrem gewohnten Spiel fanden.

Nicht umsonst entstand das 1:0 durch einen eher untypischen Barca-Angriff, durch eine hohe Flanke aus dem Halbfeld heraus. Aber das ist eben auch eine der neu gewonnenen Stärken Barcas in dieser Saison: Mit Ibrahimovic haben die Blaugrana einen Spieler, der oft tief geht und dann dank seiner Präsenz und Technik als Abnehmer für diese "Brechstange light" fungieren kann.

So entschied der lachende Dritte den Clasico - und nicht einer der beiden Protagonisten des zum Mega-Duell hochstilisierten Vergleichs zwischen Messi und Ronaldo.

Beide waren kaum dominant und blieben für ihre Verhältnisse blass, beiden merkte man die lange Verletzungspause noch an. Wobei Ronaldo noch der agilere von beiden war.

Enttäuschend war Reals Offensivspiel, vor allem nach dem Platzverweis für Busquets. Da kam vom Rekordmeister deutlich zu wenig, Barca hatte am Ende trotzdem noch satte 64 Prozent Ballbesitz.

Die Gäste bekamen beim Pressing trotz numerischer Überlegenheit keinen Zugriff auf ihre Gegner und waren von Einzelaktionen durch Kaka oder Benzema abhängig.

Immerhin fährt Real mit der Gewissheit nach Hause, wieder mit dem ewigen Rivalen auf einer Stufe zu stehen. Nach den beiden klaren Niederlagen der Vorsaison ist Madrid wieder auf Augenhöhe mit Barca.

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