"Also ich hätte die Hosen voll"

Von Thomas Gaber
Barcelona gewann das letzte Aufeinandertreffen im Dezember mit 2:0. Torschützen: Eto'o und Messi
© Getty

Im Titelrennen der spanischen Primera Division kann es doch noch einmal ganz eng werden. Nur noch vier Punkte trennen Spitzenreiter FC Barcelona vom Erzrivalen Real Madrid. Und am Samstag gibt es das direkte Duell: den Clasico im Santiago Bernabeu zu Madrid. Barcas Lionel Messi ist ein Sieg allerdings gar nicht so wichtig.

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Ausgerechnet vor dem Clasico (Samstag, 20 Uhr im LIVE-TICKER) hat sich Lionel Messi in die Höhle des Löwen gewagt. Am Mittwoch traf sich der Star des FC Barcelona mit Eduardo Inda. Inda ist der Chef der täglich erscheinenden Sportzeitung "Marca".

"Marca" hat seinen Hauptsitz in Madrid und sich dem Lokalpatriotismus verschrieben. Die ersten 15 Seiten gehören in aller Regel Real Madrid. Danach kommt Atletico und dann der Rest. "Marca" hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Berichterstattung über den FC Barcelona möglichst negativ zu gestalten.

Der Rivale muss so schlecht wegkommen wie möglich

Die Barca-nahen Zeitungen "Sport" und "El Mundo Deportivo" handeln ähnlich. Der verhasste Rivale muss so schlecht wegkommen wie möglich.

Eduardo Palacios arbeitet für "El Mundo Deportivo", er ist Barcelonas Mann in Madrid und sagt: "Die objektive Wahrheit kann ich natürlich nicht schreiben."

Was geschrieben wird, muss ins Weltbild der Leser passen. "Marca"-Konsumenten wollen schlimme Dinge über Barcelona lesen, "Sport"-Leser lieben Artikel über Probleme bei Real.

Um Gehässigkeiten ging es beim Treffen zwischen dem "Marca"-Boss und Messi jedoch nicht, vielmehr um eine ganz besondere Auszeichnung. Messi wurde die "MARCA Leyenda" verliehen, ein Preis, den die Zeitung jährlich vergibt für den ihrer Meinung nach besten Fußballer der Welt.

Jede Menge Brisanz im 237. Vergleich

Messi ist der 41. Spieler, dem diese Ehre zuteil wird. Nach dem üblichen Gedöns, das so eine Verleihung mit sich bringt, kamen Messi und die "Marca"-Redakteure schnell auf den Punkt. In diesen Tagen gibt es ja weitaus Wichtigeres. Am Samstag steht der Clasico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona an und dank Reals beeindruckender Serie, gleichbedeutend mit einer beeindruckenden Aufholjagd, steckt jede Menge Brisanz im 237. Vergleich.

52 von 54 möglichen Punkten holte Real aus den vergangenen 18 Ligaspielen. Die letzte Niederlage datiert vom 13. Dezember 2008 - 0:2 beim FC Barcelona. Von den zwölf Punkten Vorsprung, die Barca damals hatte, sind nur noch vier übrig. Das Selbstbewusstsein der Hauptstädter dementsprechend groß.

"Es kann nur einen Sieger geben: Real"

"Es kann am Samstag nur einen Sieger geben - und der heißt Real Madrid", verspricht Stürmer Raul. Im eigenen Stadion sei Real klarer Favorit, so der Kapitän. Messi könnte damit leben. "Ich würde lieber gegen Chelsea gewinnen als gegen Real Madrid", sagte der Barca-Star im Hinblick auf das Halbfinal-Rückspiel an der Stamford Bridge am darauffolgenden Mittwoch.

"Wenn wir in Madrid verlieren, sind wir immer noch Erster. Wenn wir in London verlieren, sind wir weg. Dann können wir nichts mehr korrigieren", stellt Messi angesichts des 0:0 im Hinspiel ganz richtig fest.

In der vergangenen Saison musste Barcelona im Estadio Santiago Bernabeu Unerträgliches über sich ergehen lassen. Weil Real eine Woche zuvor die Meisterschaft klar gemacht hatte, waren die Katalanen gezwungen, dem Erzfeind in Form des "Pasillo" zu huldigen. Die Tradition will es so: Steht ein spanischer Meister vor dem letzten Spieltag fest, müssen die gegnerischen Spieler beim Einlaufen ein Spalier bilden und dem Meister applaudieren.

Keine Revanchegelüste bei Messi

Messi hat aber keine Revanchegelüste. "Real war in der letzten Saison einfach besser. Jetzt wollen wir zeigen, dass wir in diesem Jahr besser sind."

Das vergebliche Anrennen gegen Chelsea ist abgehakt. "Wir haben gegen Chelsea viel Energie gebraucht, aber das stecken wir weg. Real wird es deshalb nicht leichter haben", sagte Mittelfeldspieler Xavi.

Samuel Eto'o, der in 21 Spielen gegen Real schon elf Mal getroffen hat, will den Hauptstädtern endgültig den Garaus machen. "Ein Unentschieden wäre nicht schlecht für uns. Aber damit gebe ich mich nicht zufrieden. Ein Sieg muss her. 1:0, 2:0 - egal", fordert der Kameruner.

Raul auf dem Höhepunkt seiner Karriere

Madrids Marcelo amüsieren derartige Aussagen: "Wenn ich Spieler vom FC Barcelona wäre, also dann hätte ich die Hosen voll." Viel zu gut in Form sei seine Mannschaft derzeit. Allen voran Raul, der bereits neun Clasico-Tore geschossen hat. "Er ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere", sagt Marcelo.

Real muss auf den verletzten Guti verzichten, dafür scheint Arjen Robben nach seiner Wadenverletzung rechtzeitig fit zu werden. Der Niederländer machte am Donnerstag das volle Trainingsprogramm mit.

Bei Barca fehlt Rafael Marquez. Der Mexikaner hat sich im Spiel gegen Chelsea einen Meniskusriss zugezogen.

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