Italiens Polizeichef: Mafia steckt hinter Randalen

SID
Fußball, Italien, Abete, Krawalle
© dpa

Hinter der Fan-Randale am ersten Spieltag der italienischen Meisterschaft steckt nach Erkenntnissen der Polizei die neapolitanische Mafia.

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"Wir haben Anlass zu der Vermutung, dass die Ausschreitungen der Neapel-Fans von der organisierten Kriminalität initiiert wurden", sagte Italiens Polizeichef Antonio Manganelli.

Innenminister kündigt "erbarmungslose Strafen" an

Vor diesem Hintergrund beschloss die Regierung in Rom am gleichen Tag drakonische Straf-Maßnahmen: Für das Spiel SSC Neapel gegen AC Florenz am 14. September wurde der Kartenverkauf ausgesetzt, für die Partie FC Genua gegen AC Mailand ein Mitreise-Verbot für die Milan-Anhänger verhängt.

Zum WM-Qualifikationsspiel in Udine gegen Georgien sind die Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden.

Innenminister Roberto Maroni hatte bereits "drastische Entscheidungen" angekündigt. "Wir haben es hier nicht mit organisierten Fans, sondern mit organisierter Kriminalität zu tun", erklärte Maroni und kündigte "erbarmungslose Strafen" an.

Randalierer stehen ab Oktober vor Gericht

Sollte die Randale am 31. August auf dem Weg zum Auswärtsspiel beim AS Rom geplant gewesen sein, droht den Tätern auch eine Anklage wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Darauf stehen mehrjährige Gefängnisstrafen. Die vorübergehend festgenommenen fünf Randalierer sollen vom 1. Oktober an vor Gericht stehen.

Das harte Vorgehen gegen die Randalierer trifft in Italien auf breite Zustimmung. Die Opposition mahnte lediglich, nicht die echten Fans für die Taten einiger weniger Krimineller zu bestrafen.

Italiens Fußballverbandspräsident Giancarlo Abete forderte eine differenzierte Betrachtungsweise und sprach sich gegen Spiele ohne Publikum aus. "Es wäre falsch, die Klubs zu bestrafen", sagte er.

Liga-Präsident Antonio Matarrese erklärte bei den Beratungen der Sicherheitskommission in Rom, dass "man nicht die ganze Stadt Neapel für die Taten einer Bande von Kriminellen bestrafen darf".

Kritk an neapolitanischer Polizei

Mit der Verurteilung der Randalierer nahm in Italien aber auch die Kritik an der neapolitanischen Polizei zu. Diese sei nicht auf die Ausschreitungen vorbereitet gewesen, obwohl sie hätten absehbar sein müssen.

"Neapels Polizeichef Antonino Puglisi könnte von seinem Amt entbunden werden", spekulierte die "La Gazzetta dello Sport" am Mittwoch. Italiens Polizeichef sandte seinen Stellvertreter Nicola Cavaliere und weitere Spitzenbeamte nach Neapel, um die Ermittlungen überwachen zu lassen.

Rund 2000 gewaltbereite Fans des SSC Neapel hatten auf dem Weg nach Rom einen Zug gekapert und demoliert sowie 20 Linienbusse in Rom beschädigt. Der Gesamtschaden belief sich auf eine halbe Million Euro. Bei Zusammenstößen mit Bahnangestellten und Polizisten wurden vier Personen verletzt.

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