Materazzis letzte Chance

Von Christian Bernhard
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© Getty

München - Marco Materazzi dürfte keine leichte Woche hinter sich haben. Am liebsten würde er die Zeit wohl um ein paar Tage zurückdrehen.

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Der Inter-Innenverteidiger entriss Julio Cruz am letzten Spieltag gegen Siena den Ball und verschoss den Elfmeter, der den Mailändern den Titel beschert hätte. In den meisten italienischen Tageszeitungen ließen geschockte Inter-Fans mit Leserbriefen ihrem Unmut gegen Matrix freien Lauf. Ein wütender Interista warf in Parma sogar seinen Fernseher aus dem Fenster seiner Wohnung im zweiten Stock.

Der Roma war das alles egal. Die Hauptstädter gewannen ihr Spiel gegen Atalanta Bergamo, verkürzten den Rückstand auf den Tabellenführer auf einen Zähler und bescherten der Serie A so das spannendste Finale seit vielen Jahren.

Am Sonntag reisen die Giallorossi nach Catania und Inter gastiert beim FC Parma (15 Uhr im LIVE-TICKER). Und wie es das Schicksal so wollte, geht es für beide Teams noch um den Klassenerhalt. Zwei Abstiegsanwärter gegen die zwei Titelkandidaten: Mehr Brisanz geht in 90 Minuten nicht.

SPOX hat die wichtigsten Informationen zum Kampf um den Scudetto, den Klassenerhalt und Platz vier zusammengefasst.

Der Kampf um den Titel: Die Ausgangslage ist klar: Gewinnt Inter, ist die Titelverteidigung perfekt und Scudetto Nummer 15 unter Dach und Fach. Gewinnt die Roma in Sizilien nicht, ist der Meistertitel ebenfalls fix, da Inter selbst bei Punktegleichheit durch die bessere Bilanz im direkten Duell die Nase vorn hat. "Wir werden Parma alle Daumen drücken", sagte Roma-Stürmer Mirko Vucinic.

Hoffnung macht den Giallorossi ein Blick in die Statistik. Inter hat im Stadio Tardini in 17 Spielen nur zweimal gewonnen und unter der Leitung von Schiedsrichter Massimiliano Saccani in der laufenden Saison in vier Spielen nicht einmal gewonnen. Trotzdem: Der verletzte Roma-Kapitän Francesco Totti und Christian Panucci waren sich in den letzten Tagen einig: "Der Titel geht an Inter." Diese Aussagen dürften aber aus Aberglauben getätigt worden sein.

Beim amtierenden Meister steht Zlatan Ibrahimovic nach seiner Knieverletzung vor dem Comeback. Trainer Roberto Mancini ist sich noch unschlüssig, ob er den Schweden von Beginn an oder erst in Hälfte zwei bringen soll.

Parma hingegen setzt auf Fernando Couto. Der Portugiese war bereits am 5. Mai 2002 dabei, als Inter am letzten Spieltag durch eine Niederlage bei Lazio Rom den sicher geglaubten Titel noch verloren hatte. Couto spielte damals für Lazio und soll diesmal für das "Wunder von Parma" sorgen.

Der Kampf um Platz vier: Nicht nur der Kampf um den Scudetto verspricht Hochspannung, auch der letzte Champions-League-Platz wird erst in den letzten 90 Minuten vergeben. Bis vor einer Woche hatte der AC Milan die besten Karten in der Hand. Doch nach der 1:3-Pleite in Neapel und dem gleichzeitigen Sieg des AC Florenz gegen Parma haben sich die Vorzeichen gedreht.

"Wir müssen auf ein Geschenk des FC Turin hoffen", macht sich Milans Mittelfeldmann Clarence Seedorf vor dem Heimspiel gegen Udinese nichts vor. In Turin tritt nämlich die Fiorentina an und mit einem Sieg wären Mutu und Co. nicht mehr von Platz vier zu verdrängen.

"Ein Jahr im UEFA-Cup würde uns auch nicht umbringen. Sollte es so kommen, wollen wir ihn kommende Saison auch gewinnen", sagte Milans Superstar Kaka. Sollte Florenz nur Unentschieden spielen und Milan gewinnen, stünden die Rossoneri aufgrund des besseren direkten Duells in der Champions League.

Der Kampf um den Klassenerhalt: Neben Catania (36 Punkte) und Parma (34) hat auch noch der Vorletzte Empoli (33) eine kleine Chance auf den Klassenerhalt. Die Sizilianer wären mit einem Sieg gegen die Roma sicher gerettet, bei einem Unentschieden und einem gleichzeitigen Parmasieg gäbe es sogar ein Entscheidungsspiel, da beide direkten Duelle remis endeten.

Brisantes Detail am Rande: Die Inter-Legende Walter Zenga trainiert Catania und könnte seiner alten Liebe zum Titel verhelfen. Zenga sieht das allerdings ganz locker: "Wenn wir gewinnen sind wir gerettet, alles andere interessiert mich nicht. Die ganze Woche wurde ich auf diese Dinge angesprochen. Was wäre denn geschehen, wenn das letzte Spiel Catania gegen Inter gewesen wäre? Hätte ich mich da auf dem Etna verstecken sollen?"

Worte, die in einer angespannten Woche gut tun. Denn wie in Parma dürfen auch in Catania die Auswärtsfans aus Angst vor Krawallen nicht ins Stadion.