Wenger: Der Weltmann und seine große Liebe

SID
Arsene Wenger ist seit 1996 Trainer beim FC Arsenal. Davor arbeitete er sieben Jahre in Monaco
© Getty

13 Jahre Trainer bei Arsenal, doch seine Mission hat Weltmann, Jugendförderer und Taktikfuchs Arsene Wenger noch nicht erfüllt. Heute macht der Polyglott erst einmal die 60 voll.

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Weltmann, Jugendförderer, Taktikfuchs - und stets ein streitbarer Geist: Arsene Wenger ist im englischen Fußball ein Unikum.

Offerten von Real Madrid können den Elsässer, seit 13 Jahren Teammanager des FC Arsenal, nicht mehr aus Highbury weglocken.

Sein Werk bei den "Gunners" sieht Wenger, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, in der Tradition des legendären Herbert Chapman als "unvollendet" an.

Freiheit ist da einzige was zählt

"Ich habe herausgefunden, was für mich das Wichtigste ist: Freiheit. Die habe ich hier", sagt Wenger. "Real ist der Verein meiner Kindheit. Aber die Zukunft ist viel interessanter als die Vergangenheit. Ich habe eine Verpflichtung gegenüber meinen jungen Spielern, die ich einhalten will."

Ohne Champions-League-Titel wird Wenger, der Arsenal vom klassisch englischen Klub längst zum jugendlich-offensivstarken Ensemble mit internationaler Handschrift verwandelt hat, wohl kaum abtreten. "Ich hätte woanders mehr verdienen können, aber das Geld darf in meinem Alter nicht mehr die Hauptrolle spielen. Nur hier in London kann ich meine Philosophie umsetzen."

Rivalität mit Alex Ferguson

Diese fußt auf Jugend, Internationalität und Spielkultur. Wenger glänzt mit außergewöhnlichen didaktischen Fähigkeiten und Intelligenz, seine Mannschaft mit Kurzpass-Spiel und Flexibilität. Wenn es sein muss, verteidigt er "the guys" mit dem Messer zwischen den Zähnen.

Er legt sich immer wieder mit Sir Alex Ferguson an, dem zweiten Teammanager auf der Insel, dessen Name mit einer Mannschaft auf ewig verbunden sein wird: Manchester United.

Der erfolgreiche Reformer

Die Rivalität zwischen den Top-Trainern gipfelte 2005 im sogenannten "Krieg der Worte", auch Jose Mourinho, Schieds- und Linienrichter waren nie vor Wengers Attacken sicher. In erster Linie jedoch ist Wenger - wie auch Chapman in den 20er- und 30er-Jahren bei Arsenal - erfolgreicher Reformer.

Drei Meistertitel und vier FA-Cup-Siege gewann er seit 1996, 2004 wurden die Gunners als erster Verein seit dem ersten englischen Champion Preston North End 1888/89 Meister ohne Niederlage.

Trainer des Jahres in Japan

Für den Diplom-Ökonomen Wenger war dies ein persönlicher Triumph, auch über Ferguson, der genau wie später Mourinho stets mehr Geld zur Verfügung hatte. In seiner Zeit vor Arsenal - Ältere mögen sich vielleicht noch erinnern - wurde Wenger mit dem AS Monaco Meister und Pokalsieger.

Als mittelmäßiger Libero hatte er schon mit Racing Straßburg 1979 den Meistertitel geholt, kam aber nur auf zwei Einsätze in der Liga. Ein Abstecher zu Nagoya Grampus Eight in Japan endete mit der Auszeichnung "Trainer des Jahres".

Nationaltrainer: Ich bin kein Masochist

Wenger, der Kino und Lesen als Hobbys angibt, scheute jedoch immer das Amt des Nationaltrainers, welches ihm in der Heimat ein ums andere Mal angetragen wurde. Deutschland warb nach dem Abgang Rudi Völlers vergeblich.

"Ich denke, um Nationaltrainer zu werden, benötigt man eine masochistische Veranlagung", sagte der Mann, der mit seiner schlaksigen Statur im charakteristisch grauen Anzug stets wie ein Universitäts-Professor wirkt.

Polyglott (Wenger spricht Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch, Japanisch) und eloquent hat der Familienvater (zwei Kinder) die Herzen der Arsenal-Fans im Sturm erobert. "Man kann nicht ewig bei demselben Team bleiben", sagte er einmal. Doch bei seiner "großen Liebe Arsenal" könnten es zumindest 20 Jahre werden.

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