"Entweder man kann es - oder eben nicht"

Von Interview: Jochen Tittmar
Rory Delap und seine gefährlichen Einwürfe sind bei den Gegnern gefürchtet
© Getty

Rory Delap vom englischen Erstligisten Stoke City ist der Starspieler des besten Aufsteigers der abgelaufenen Premier-League-Saison. Das liegt einzig und allein an seinen weiten Einwürfen, weswegen er "die menschliche Schleuder" genannt wird.

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Im Interview spricht der 32-Jährige über seine vielen Verletzungen, die Aufstiegseuphorie in Stoke-on-Trent und natürlich die Kunst des weiten Einwurfs.

SPOX: Herr Delap, Sie sind in Ihrer Karriere sehr oft verletzt gewesen und haben dadurch 2002 die WM mit Irland und 2003 das FA-Cup-Finale mit Southampton verpasst. Hadern Sie manchmal mit dem Schicksal?

Rory Delap: Manchmal schon. Ich denke, dass jeder Spieler das gleiche sagen würde. Ich konnte ja nichts dagegen machen.

SPOX: Welche Verletzung war für Sie die schlimmste?

Delap: Das war der doppelte Schien- und Wadenbeinbruch, den ich mir gegen Sunderland zugezogen habe - ausgerechnet bei meinem Heimdebüt für Stoke. Damals habe ich noch auf Leihbasis dort gespielt.

SPOX: Trotz dieser schweren Verletzung wurden Sie in der Winterpause verpflichtet und stiegen in der folgenden Saison mit Stoke auf. Kam die Verpflichtung für Sie überraschend?

Delap: Na klar. Ich war von den Socken, dass Stoke die Sache mit mir durchziehen wollte. Wir haben uns zwar schon zuvor dazu entschieden, dass ich nach der Leihe auch endgültig wechseln werde. Aber ich konnte dann ja ewig nicht spielen. Da hätte sich Stoke auch anders entscheiden können. Dass dies nicht der Fall war, lag an Trainer Tony Pulis und Präsident Gordon Banks. Ich bin dafür sehr dankbar.

"A tribute to Rory Delap" - Die Einwurfschleuder im Video

SPOX: Kennern sind Sie schon relativ lange als Einwurfspezialist bekannt. Als Teenager waren Sie gar Schulmeister im Speerwerfen und galten als hochtalentiert. Warum sind Sie nicht beim Speerwerfen geblieben?

Delap: Ganz einfach: Ich wollte unbedingt Fußballer werden. Ich mochte Fußball einfach sehr.

SPOX: Haben Sie denn überhaupt ernsthaft über die Speerwerf-Option nachgedacht?

Delap (lacht): Nicht wirklich. Ich habe den Fußball so sehr geliebt, dass ich keinerlei Entscheidung in diese Richtung treffen musste.

SPOX: Der irische Leichtathletik-Verband hat nun Interesse signalisiert, Sie bei Olympia 2012 einzusetzen. Wie wär's damit?

Delap: Ich habe von den Gerüchten gehört. Ich denke, dass die Medien dies lanciert haben, um eine gute Geschichte zu haben. Ich bin jedoch der Meinung, dass dies frei erfunden wurde.

SPOX: Aber dass Sie schon als Kleinkind viele Sachen in der Gegend herumgeworfen haben, ist nicht erfunden, oder?

Delap: Nein. Meine Eltern haben mir erzählt, ich hätte schon als Zweijähriger Steine, Bälle, wirklich alles durch die Gegend geworfen. Deshalb hatte ich auch mehr als einmal Stress mit ihnen.

SPOX: Abgesehen von dieser Vergangenheit: Wie können Sie sich ihre unglaubliche Fähigkeit erklären?

Delap: Ich denke nicht, dass es unglaublich ist. Entweder man kann es oder man kann es eben nicht. Es gibt viele Fußballspieler, die weit werfen können. Es war eben so, dass meine Einwürfe zu ein paar Toren geführt haben und daraus resultierte dann die ganze Medienaufmerksamkeit.

SPOX: Klingt logisch. Aber irgendwie müssen Sie doch Ihre Einwürfe trainieren. Was ist mit Zusatzschichten im Kraftraum für den Rücken- und Schulterbereich?

Delap (lacht): Du liebe Zeit. Davon habe ich wirklich keine Ahnung. Ich mache auf jeden Fall nichts in diese Richtung.

SPOX: Woran machen Sie denn einen guten und schlechten Einwurf von Ihnen fest?

Delap (lacht schon wieder): Wenn er einen unserer Spieler erreicht, ist es ein Guter. Wenn nicht, dann ein Schlechter. So einfach ist das.

SPOX: Hat sich, seitdem Ihre Künste weltweit bekannt sind, irgendetwas in Ihrem Leben geändert?

Delap: Mein Lebensstil hat sich sicherlich nicht verändert. Die Medienanfragen gingen schon in die Höhe. Ich war eine ganze Weile ziemlich "in". Zum Glück hat sich das wieder beruhigt.

SPOX: Es heißt, der inoffizielle Weltrekord bei Einwürfen liegt bei 46 Metern. Gegen Arsenal kamen Sie auf 45 Meter. Ist der Rekord ein Ziel von Ihnen?

Delap: Nein. Darüber habe ich nie nachgedacht. Ich wusste nicht einmal, wo genau der Rekord liegt.

SPOX: Aber jetzt geben Sie doch wenigstens zu, dass er Sie freuen würde.

Delap: Es wäre schön. Ich ziele aber nicht darauf ab und das ganze bereitet mir sicherlich keine schlaflosen Nächte.

Hier geht's zum Porträt von Rory Delap