Gerrard muss Anklagebank drücken

SID
Steven Gerrard hat derzeit keinen Grund zu feiern: Er muss sich vor Gericht verantworten
© Getty

Steven Gerrard muss sich wegen Körperverletzung vor Gericht verantworten. Nach Zahlung einer Kaution befindet sich der Topstar vom FC Liverpool aber auf freiem Fuß.

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Blutstropfen, zerbrochene Biergläser und umgeworfene Stühle: Die Spuren von Steven Gerrards Pub-Prügelei waren am Tatort "Lounge Inn" auch am Dienstag nicht zu übersehen.

Der englische Star vom FC Liverpool wurde inzwischen wegen Körperverletzung angeklagt, er verbringt den Jahreswechsel aber auf freiem Fuß. Am 23. Januar muss der Nationalspieler vor einem Gericht in North Sefton erscheinen.

Gerrard war 21 Stunden in Gewahrsam

"Die Merseyside Police hat Steven Gerrard, 28, aus Formby, (...) wegen Körperverletzung und Teilnahme an einer Schlägerei bei einem Vorfall in der Bold Street in Southport angeklagt", hieß es in einer Pressemitteilung der Polizeibehörde am Dienstag. Nach rund 21 Stunden auf der Polizeiwache in Southport und einem Verhör wurde der Liverpool-Kapitän am Montag um 23.25 Uhr gegen Zahlung einer Kaution entlassen.

"Gerrard drohen fünf Jahre Haft", schrieb der "Mirror" am Dienstag und berichtete wie viele andere Tageszeitungen in allen Einzelheiten vom Tatort.

Milchmänner wurden zitiert, die angeblich die nächtlichen Ermittlungen beobachtet hatten, die Verkäuferin des Brautmodengeschäfts nebenan brachte ihr Entsetzen zum Ausdruck. Vor der Bar stand am Dienstag noch Gerrards schwarze Luxuslimousine, auf Amateurfotos von Sonntagnacht ist er trinkend und lachend zu sehen.

Gerrard wollte bessere Musik

Fotos des Liverpool-Stars waren auf sämtlichen Titelseiten, flankiert von den üblichen, kaum zu übersetzenden Wortspielen ("The night Gerrard hit the bar", Independent). Akribisch wurde vermerkt, dass Gattin Alexandra Curran in einem silbernen Bentley vorfuhr und für eineinhalb Stunden in einem Cafe nahe der Wache verschwand.

Der 70-malige Nationalspieler war nach einer Prügelei im "Lounge Inn", Tummelplatz der Liverpooler Prominenz, verhaftet worden. Er soll dem 34 Jahre alten DJ des Etablissements nach einem Streit über die Musikauswahl den Ellbogen ins Gesicht gerammt haben.

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Der DJ wurde im Krankenhaus behandelt und am Montag entlassen. Zwei von insgesamt fünf Begleitern Gerrards sind ebenfalls angeklagt, sie hatten gemeinsam das 5:1 der Reds bei Newcastle United begossen.

Für Rekordmeister und Tabellenführer FC Liverpool kommt der Skandal um seinen Starspieler zur Unzeit. Der Verein setzt alles daran, erstmals seit 19 Jahren wieder englischer Meister zu werden, der 28-Jährige Gerrard ist das Herzstück des Mittelfeldes. Der Klub reagierte zunächst mit Schweigen.

Karriere bei den Three Lions vorläufig nicht gefährdet

Gerrard, der im Gegensatz zu vielen anderen englischen Fußballern bislang nicht zu Skandalen neigte, muss unterdessen vorerst nicht um seine Karriere in der Nationalmannschaft bangen.

Der englische Fußball-Verband FA teilte mit, dass "kein Spieler ausgeschlossen wird, während polizeiliche Ermittlungen laufen. Es gibt noch keine Fakten."

Nur bei einer Verurteilung wegen einer "schwerwiegenden Straftat" werde die FA handeln und abhängig von der Schwere des Vergehens reagieren.

Zuletzt war Alan Smith von Leeds United 2003 aus dem Kader geflogen. Er hatte damals eine Plastikflasche in die Zuschauerränge geworfen.

Wenige Tage vor dem Vorfall am Sonntag hatte Gerrard für ein Kirchenprojekt seine Wünsche für 2009 vorgetragen: "Meine Hoffnung für Liverpool 2009 ist, dass die Attacken mit Messern und Pistolen ein Ende nehmen. Unsere Kinder sollen stolz sein können, in dieser Stadt aufzuwachsen."

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