Lehmanns Kalkül zerbricht

SID
Fußball, Premier League, Arsenal, Eduardo
© Imago

London - Gut drei Monate vor Beginn der EM hat sich Jens Lehmanns Kalkül zerschlagen. Trotz vier überzeugender Einsätze in Folge musste der deutsche Nationalkeeper beim englischen Tabellenführer FC Arsenal im Spiel gegen Birmingham City auf die Ersatzbank.

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Sein Konkurrent Manuel Almunia hinterließ beim enttäuschenden 2:2, das von einem brutalen Foul an Arsenals kroatischen Nationalstürmer Eduardo da Silva überschattet wurde, zwar nicht den sichersten Eindruck, doch Trainer Arsene Wenger will an Almunia festhalten. Lehmann hat damit kaum noch Chancen auf die von ihm erhoffte Spielpraxis bis zum EM-Start am 7. Juni.

"Die Entscheidung ist so gefallen. Für uns ist die Situation unverändert", sagte Nationaltrainer Joachim Löw zu Lehmanns Nichtberücksichtigung. "Er hat jetzt vier Mal gespielt, das ist sicherlich positiv für ihn. Für uns ist es aber weiter der gleiche Stand", sagte Löw.

Gespräche mit Wenger über Lehmanns Situation sind von Seiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht geplant. Arsenal verlor neben Eduardo da Silva auch noch wichtige Punkte im Titelkampf. Verfolger Manchester United konnte durch das überzeugende 5:1 bei Newcastle United den Rückstand auf den Spitzenreiter auf drei Zähler verkürzen.

Brechreiz auf dem Feld

Cristiano Ronaldo mit den Saisontoren 20 und 21 und Sturmpartner Wayne Rooney ebenfalls mit einem Doppelpack trafen neben Louis Saha für die Reds, während der ehemalige Hamburger Kevin Keegan auch nach seinem sechsten Spiel als Coach der Magpies auf den ersten Sieg wartet. Der FC Liverpool bezwang dank drei Toren des Spaniers Fernando Torres den FC Middlesbrough mit 3:2. Robert Huth stand bei Boro nicht im Kader.

Auch Lehmann musste tatenlos zusehen. "Auf mich kann man sich verlassen, wenn ich in großen Spielen unter Druck stehe", wurde der 38-Jährige vorher in der Boulevardzeitung "The Mirror" zitiert, und die Gunners hätten Nervenstärke gut gebrauchen können. So aber wurde der 27. Spieltag zum "Horrortag" ("Mail on Sunday").

Mit einem überharten Einstieg brach City-Verteidiger Martin Taylor in der 3. Minute Eduardo da Silvas linkes Bein. Während Taylor die Rote Karte sah, musste der gebürtige Brasilianer minutenlang auf dem Platz behandelt und mit Sauerstoff versorgt werden. Arsenal-Spieler wandten sich entsetzt ab und kämpften gegen den Brechreiz. Fernsehsender verzichteten auf eine Wiederholung der Szene.

Taylor soll "nie wieder spielen" 

City nutzte den Schock für die Führung durch ein Freistoßtor von James McFadden (38.), bei dem Almunia keine gute Figur machte. Nach der Pause drehte Englands Nachwuchstalent Theo Walcott das Spiel (50./55.), doch in der Nachspielzeit schaffte erneut McFadden den Ausgleich (90.+4/Foulelfmeter).

"Der Typ sollte nie wieder Fußball spielen", schäumte Wenger und unterstellte Absicht: "Die Idee ist, dass man uns treten muss, um uns zu stoppen. Das hatte sich schon länger abgezeichnet. Wenn das Fußball ist, sollten wir besser damit aufhören."

Der Angreifer hatte mit zehn Toren maßgeblichen Anteil daran, dass sich Deutschlands Gruppengegner Kroatien für die EM qualifizierte. Am 12. Juni trifft die DFB-Auswahl in Klagenfurt auf Kroatien - ohne Eduardo da Silva, den Arsenal im Selly Oak Hospital zurücklassen musste, und nach dem "doppelten Desaster" ("Sunday Times") vielleicht auch die eigenen Titelträume.