Was will Ruud Gullit in Tschetschenien?

SID
Ruud Gullit hat beim tschetschenischen Verein Terek Grosny unterschrieben
© Getty

Die Niederlande rätseln: Was hat Ruud Gullit geritten, einen Vertrag in Tschetschenien zu unterschreiben? Ramsan Kadyrow, der angeblich Oppositionelle foltern und ermorden lässt, ist Gullits neuer Chef.

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"Ramsan, wir sind stolz auf dich", steht in ganz Tschetschenien auf riesigen Plakaten. Das niederländische Außenministerium bildet sich über Ramsan Kadyrow eine ganz andere Meinung: Der Präsident der kleinen Republik im Nordkaukasus sei ein totalitärer Politiker, der Kritiker foltern und sogar ermorden lasse.

Im Prinzip wäre das für die Niederlande so interessant wie ein Bus, der in Süd-Vietnam ein Rad verliert - wäre nicht das nationale Fußball-Idol Ruud Gullit neuer Trainer von Terek Grosny. Klubboss ist Ramsan Kadyrow.

Beweggründe werden hinterfragt

In den Blogs der niederländischen Tageszeitungen geht es deshalb rund. Gullit, Europameister von 1988, mache es "nur fürs Geld, für nichts anderes", schimpft ein Leser, einer spottet: "Braucht er das Geld, um seine Kinderschar zu unterhalten?" Die sechs Kinder des früheren Starspielers ließen sich locker mit Gullits Grundgehalt versorgen: 3,7 Millionen Euro für 18 Monate.

Terek Grosny, also Kadyrow, lässt sich das positive Image des einst üppig rastabelockten Sympathieträgers einiges kosten. "Gullit ist ein rosa Bändchen, um den Ruf Kadyrows zu verbessern", glaubt die russische Zeitung "Sport-Express". Wieso gibt sich ein Ruud Gullit also für dieses "Projekt" her? Ist es Unwissen, Geldnot, Geltungsdrang?

Die meisten Kommentatoren zweifeln an Gullits Glaubwürdigkeit. Denn der 48-Jährige bewundert Nelson Mandela, ist von Königin Beatrix zum "Ritter des Ordens von Oranje-Nassau" ernannt worden. Das passt nicht zusammen, daher ist man sich sicher, Gullit werde es keine eineinhalb Jahre in Grosny aushalten; in einer Stadt, die in zwei Kriegen in den 90er Jahren beinah vollständig zerstört wurde.

"Vom Niveau stärker als die niederländische"

Doch Gullit, die "schwarze Tulpe", spricht nur über Sportliches. "Ich kann nicht versprechen, innerhalb einer Saison eine Mannschaft hervorzuzaubern, die die russische Landesmeisterschaft gewinnen kann", sagte er. Es folgte ein Satz, der ihm in der Heimat auch keinen Applaus einbringt: "Vom Niveau her ist diese Liga sicher stärker als die niederländische." Die Vorsaison hat Grosny als 12. beendet.

Die niederländischen Medien sind sich einig, dass Gullit und seine Frau Estelle, eine Nichte von Johan Cruyff, in Grosny nicht ihr glamouröses Leben fortsetzen können - auch, weil Ramsan Kadyrow den wahren Islam propagiert. Und Kadyrow ist nun mal Gullits neuer Chef.

Seit 2010 lässt er sich "Oberhaupt" nennen, nicht mehr schnöde Präsident. Personenkult in der Politik. Ruud Gullit stehen interessante Monate bevor.

Ruud Gullit neuer Trainer von Terek Grosny