Badstubers nächste Evolutionsstufe

Von Thomas Jahn
David Luiz (l.) absolvierte 66 Spiele für Benfica Lissabon und erzielte dabei vier Treffer
© Getty

Der Brasilianer David Luiz gilt als eines der größten Abwehrtalente weltweit. Trotz Nichtberücksichtigung im WM-Kader der Selecao ist der Innenverteidiger von Benfica Lissabon dank seiner Vielseitigkeit und konstant guter Leistungen in den Fokus zahlreicher Topklubs gerückt.

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Das portugiesische Meisterteam von Benfica Lissabon steht in diesem Sommer auf dem Transfermarkt besonders hoch im Kurs. Neben dem bereits vollzogenen Wechsel von Flügelflitzer Angel di Maria zu Real Madrid ranken sich unzählige Gerüchte um weitere potenzielle Abgänge des Rekordmeisters.

Besonders Ramires und Fabio Coentrao, der bei der WM für Furore sorgte, haben Begehrlichkeiten bei Europas Top-Klubs geweckt. Heißester Kandidat für einen millionenschweren Wechsel ist jedoch ein junges brasilianisches Abwehrjuwel, das ganz ohne WM-Auftritte im Zentrum des Interesses steht: David Luiz.

Nächste Station: Premier League?

Seit Monaten wir der 23-jährige Defensiv-Allrounder immer wieder mit Klubs wie dem FC Chelsea, Manchester City und Real Madrid in Verbindung gebracht. Von exorbitanten Ablösesummen ist dabei die Rede. So sollen die schwerreichen Citizens 35 Millionen Euro für Luiz geboten haben.

Auch bei den Blues, die aufgrund der langwierigen Verletzung von Luiz' Landsmann Alex dringend Verstärkung für die Innenverteidigung suchen, gilt er als absoluter Wunschkandidat mit großer Zukunftsperspektive. Seit seiner beeindruckenden Vorstellung bei Benficas Europa-League-Sieg gegen den FC Liverpool hat der junge Brasilianer die Aufmerksamkeit des Abramowitsch-Klubs auf sich gezogen.

Bei einem Wettbieten mit Manchester City müsste der FC Chelsea wohl sehr tief in die Tasche greifen, zumal für Luiz, dessen Vertag bei Benfica noch bis 2015 läuft, offiziell eine festgeschriebene Fabel-Ablöse von 50 Millionen Euro festgelegt ist.

Der brasilianische Badstuber?

Doch was macht David Luiz Moreira Marinho so interessant für internationale Top-Klubs? Zum einen verfügt der in Salvador da Bahia geborene Benfica-Stammspieler mit seinen 23 Lenzen schon über hinreichend Erfahrung: Er kann neben 24 Spielen für Brasiliens U-20-Team insgesamt 20 Einsätze in der Europa League und 66 in der portugiesischen SuperLiga vorweisen - fast alle in der Startelf.

Zum anderen ist Luiz äußerst vielseitig: Er hat - ähnlich wie Bayerns Holger Badstuber - seine Stärken in der Innenverteidigung, kann aber problemlos auch auf der linken Abwehrseite eingesetzt werden und ist darüber hinaus beidfüßig. Im direkten Vergleich zu seinem noch etwas unkonstant wirkenden bayrischen Pendant scheint er aber bereits einen großen Schritt weiter zu sein.

Gerade deshalb war es für viele verwunderlich, dass der 1,88 Meter große Abwehrrecke nicht im Südafrika-Kader der Selecao stand. Besonders auf der linken Abwehrseite, für die Ex-Coach Carlos Dunga mit Michel Bastos einen extrem offensiv denkenden Akteur und mit dem Ex-Berliner Gilberto einen bereits 34-Jährigen nominierte, hätte Luiz eine brauchbare Ergänzung sein können.

Die im Gegensatz dazu eher defensiv ausgerichtete Spielweise des David Luiz zeichnet sich besonders durch sein aggressives Pressing, das exakte Passspiel und große Stärken in der Balleroberung aus. Erwähnenswerte Schwächen sucht man bei dem kopfballstarken Lockenkopf vergebens.

Tiefgehende Liaison mit Lissabon

Ursprünglich als Ersatz für den verletzten Ricardo Rocha eingeplant, kam Luiz 2007 als Leihgabe von Esporte Club Vitoria aus Brasilien zu Benfica - und sollte sich umgehend als Glücksgriff für den Rekordmeister erweisen. Bereits ein halbes Jahr später sicherte sich der Klub für 500.000 Euro endgültig die Dienste des talentierten Brasilianers, der sich umgehend anschickte, den Innenverteidigerplatz neben Landsmann Luisao einzunehmen.

Anfang 2008 kam es dann zu einem schwerer Rückschlag: Ein Mittelfußbruch setzte Luiz für zehn Monate außer Gefecht. Eine Zeit, in der sich der 23-Jährige jederzeit der Unterstützung des Vereins und vor allem der des Präsidenten Luis Filipe Vieira gewiss sein konnte. Eine Zeit, die eine besondere Verbindung zwischen Spieler und Verein begründete.

Luiz kam im Herbst 2008 zurück und spielte besser als je zuvor. Sein Sprung in die Startelf war endgültig geglückt. Wohl auch ein Grund, warum Luiz - angesprochen auf einen möglichen Wechsel - stets seine Dankbarkeit und die Liebe zu Benfica betont.

"Ich bin beim größten Verein der Welt und sorge mich nicht um meine Zukunft. Als ich hierher kam, glaubten nur wenige an mich. Ich war 18, aber der Präsident hat mich geholt und immer an mich geglaubt", sagt er und findet dabei weitere Worte der Verbundenheit zu Vieira: "Er ist die Seele des Vereins, er ist immer bei der Mannschaft und opfert dabei sein Geschäfts- und Privatleben."

"Das wird meine Zukunft sein"

Jüngste Aussagen des Brasilianers weisen darauf hin, dass er einem Wechsel in eine europäische Top-Liga, sei es England oder Spanien, prinzipiell nicht abgeneigt wäre. Seine Zukunft legt er jedoch in die Hände seines Entdeckers und Förderers: "Was Luis Filipe Vieira sagt, wird meine Zukunft sein." Dieser hatte vor kurzem gegenüber der Zeitung  "Bola" die Absicht verkündet, seinen Schützling halten zu wollen.

Ob derartige Aussagen in Stein gemeißelt sind oder eher den Preis in die Höhe treiben sollen, wird sich zeigen. Klar scheint hingegen: Die Zukunftsaussichten von David Luiz sind rosig.

Steckbrief David Luiz