Denkzettel für Ronaldo und Robinho

Von SPOX
Anderson guckt völlig irritiert. Mit Cristiano Ronaldo auf der Ersatzbank hätte er nicht gerechnet
© Getty

Sergio Ramos schaut lieber beim Stierkampf zu als bei seinen Königlichen. Liverpool gedenkt Hillsborough und Manchesters Superstars müssen auf die Bank. In Italien ist das Titelrennen endgültig langweilig geworden, während in Frankreich ein ehemaliger Wolfsburger für eine Revolution sorgen könnte.

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Primera Division

von Paula Villamarín Temperán

Die Remis-Könige: Nein, unsere Freunde von Sporting Gijon stehen (noch) nicht auf einem Abstiegsrang. Doch der 16. Platz und die bislang geholten 33 Punkte bedeuten akute Abstiegsgefahr für den Aufsteiger. Verwunderlich ist das nicht, stehen den elf Siegen 19 Niederlagen gegenüber. Und wenn man jetzt richtig rechnet, fällt auf, dass es Gijon geschafft hat, nach 30 Spieltagen noch nicht einmal remis zu spielen. Gegen den FC Valencia hätte es dann aber beinahe geklappt mit der Saisonpremiere, doch Mata machte Sporting Gijon in der 88. Spielminute einen Strich durch die Rechnung.

Zigic, der Auferstandene: Nikola Zigic ist ein Phänomen: 2005 kam der Serbe vom Roten Stern Belgrad in die Primera Division zu Racing Santander. In seiner ersten Saison schoss er beachtliche elf Tore in 32 Spielen. Das blieb dem FC Valencia nicht verborgen und der lotste Zigic für satte 14 Millionen Euro in den Osten Spaniens. Für die Schwarz-Weißen traf er jedoch nur ein einziges Mal in der Liga und kehrte Anfang des Jahres wieder zurück zu Santander. Dort macht der 28-Jährige da weiter, womit er 2007 aufgehört hat - er schießt Tore: In den zwölf Spielen seit Jahresbeginn netzte er ganze zehn Mal für den Tabellenzehnten ein, auch an diesem Wochenende gegen Betis.

Torrero Ramos: Sergio Ramos war im Spiel gegen Real Valladolid nicht spielberechtigt - aufgrund seiner Gelb-Sperre saß er nur auf der Tribüne. Lange hielt es den Defensiv-Spezialisten von Real Madrid aber nicht auf seinem Stuhl. Ende der ersten Halbzeit verließ Ramos das Stadion, um seinem Freund Alejandro Talavante beizustehen. Der ist nämlich hauptberuflich Torrero und hatte es am Ostersonntag gleich mit sechs Stieren zu tun. Während des Spektakels saß Ramos in der Stierkampfarena hinter einer Schutzwand und konnte das Schauspiel hautnah mitverfolgen. Ob dem 23-Jährigen eine Strafe von Seiten Madrids droht, ist nicht überliefert und eher unwahrscheinlich. Den Gepflogenheiten bei Real Madrid entsprechend hielt er sich ja zu Spielbeginn im Santiago Bernabeu auf.

Premier League

von Raphael Honigstein

20 Jahre Schmerz: Ostern stand in Liverpool ganz im Zeichen eines traurigen Jubiläums: Anfield gedachte am Samstag den Toten der Stadionkatastrophe von Hillsborough (Sheffield) am 15. April 1989. Beim FA-Pokal-Halbfinale zwischen Liverpool und Nottingham Forest war es wegen der desaströsen Organisation der Polizei und der Veranstalter zu einem Gedränge gekommen, 96 Reds-Fans wurden auf der Tribüne zerquetscht. Auch die Rettungskräfte versagten auf ganzer Linie. Bis heute wurde niemand für das Unglück zur Rechenschaft gezogen, die Angehörigen der Opfer fühlen sich in ihrer Ohnmacht alleine gelassen. "Justice for the 96", Gerechtigkeit für die 96, skandieren sie im Anfield. Für Liverpools Kapitän Steven Gerrard hat Hillsborough auch eine persönliche Bedeutung. Sein Cousin Jon-Paul Gilhooley, 10, war das jüngste Opfer im Hillsborough. "Ich spiele für ihn, nur für Jon-Paul", sagt er.

Star auf der Bank I: Am Sonntag ließ Mark Hughes Robinho draußen und musste sich dafür von den ManCity-Fans "Wir wollen Robinho"- und "Du weißt nicht, was du tust"-Sprechchöre anhören. Der Waliser bezeichnete die Entscheidung als Vorsichtsmaßnahme - "müde Spieler machen Fehler; ich wollte nicht, dass er sich überarbeitet" - im Hinblick auf das UEFA-Pokal-Rückspiel gegen Hamburg. Interessant, denn zuviel Einsatz hat der 25-Jährige zuletzt eher nicht gezeigt. Als Robinho dann 30 Minuten vor Schluss doch noch eingewechselt wurde, überarbeitete sich der Brasilianer wahrlich auch nicht. City verlor 1:3 gegen Fulham.

Star auf der Bank II: Für den Europapokal wurde auch Cristiano Ronaldo 69 Minuten lang geschont. Oder sollte seine anfängliche Nichtberücksichtigung gegen Sunderland sogar ein Denkzettel sein? Manchester-United-Trainer Alex Ferguson äußerte sich nach dem 2:1-Sieg (Federico Macheda sei Dank) jedenfalls ungewohnt kritisch über den Portugiesen, der in der Vorwoche mit zwei Ballverlusten Gegentore von Aston Villa und Porto eingeleitet hatte. "Ich akzeptiere auch von ihm nicht, dass er Tore verschuldet", grummelte der Schotte, "ich akzeptiere das von keinem Spieler. Das habe ich ihm gesagt". Sir Alex zeigte Verständnis für den Frust des oft gefoulten Künstlers, weniger für seine Reaktion. "Er denkt immer, dass er von den Schiedsrichtern nicht genügend beschützt wird. Manchmal hat er Recht, manchmal nicht", sagte Ferguson. "Man kann die Dinge aber nicht immer so haben, wie man will. Er versteht das".

Serie A

von Oliver Birkner

Festival der Roten Karten: Eigentlich sollte der Spieltag in Italien ja im Zeichen der Trauer um die Erdbebenopfer stehen. An einigen Protagonisten war das offenbar vorbeigegangen, denn mit zehn Platzverweisen stellte die Serie A einen unrühmlichen Saisonrekord auf. Dabei zeichneten sich insbesondere Cagliari, die Roma und Reggina aus, die ihre Partien zu neunt beendeten. Nebenher wurden auch die Trainer Carlo Ancelotti (Milan) und Luciano Spalletti (AS Rom) auf die Tribüne geschickt. Vor den Spielen hatte man noch kollektiv respektvolle Auftritte angekündigt, nach der Schweigeminute waren die guten Vorsätze dann schnell vergessen.

Der Sekt steht kalt: Vergessen kann man in den verbleibenden sieben Partien auch die Spannung im Titelrennen. Nach der Niederlage von Juventus besitzt Tabellenführer Inter zehn Punkte Vorsprung auf den Zweiten aus Turin und kann den Sekt nun endgültig kalt stellen. So geht's am nächsten Samstag zwischen Juve und Inter nur noch ums Prestige. Lediglich Juventus-Präsident Giovanni Cobolli Gigli scheint die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben zu haben: "Jetzt wird es für uns im Titelkampf natürlich schwer." Oder gar aussichtslos.

Tor geklaut: Die Fans von Bologna hatten am Samstag wenig zu lachen. Als ob die Heimniederlage mit 1:4 gegen Siena und der damit verbundene drittletzte Platz nicht gereicht hätten, vergaß das Sportschau-Pendant "90. Minute" auf dem Sender "Rai", wenigstens den einen Treffer des Aufsteigers zu zeigen. Am Ende der Zusammenfassung hieß es dann: "Und mit diesem Resultat hat Bologna den Rekord von neun Heimsiegen aufgestellt." Warum die Rotblauen dann erst 26 Punkte aufweisen, bleibt wie das Tor gegen Siena ein Geheimnis.

Ligue 1

von Alexis Menuge

Lyon wackelt: Zum ersten Mal seit dem 5. Spieltag ist Olympique Lyon nicht mehr Spitzenreiter. Nach dem enttäuschenden 2:2 zu Hause gegen den AS Monaco wurde der siebenfache Meister vom Thron gestürzt. Es bahnt sich an, dass OL seit der Spielzeit 2000/2001 ohne einen einzigen Titel die Saison beenden wird, nachdem man in der Champions League, sowie im Pokal und Liga-Pokal ausgeschieden ist. Merkwürdig ist, dass Trainer Claude Puel auch nächste Saison auf der Bank sitzen wird. Lyon-Präsident Jean-Michel Aulas hält große Stücke auf ihn. Doch in der vergangenen Saison gewannen die Lyonnais das Double aus Meisterschaft und Pokal und der damalige Coach Alain Perrin wurde kurz darauf entlassen... Für Lyon steht bereits ein erstes Endspiel am kommenden Sonntag bei Girondins Bordeaux (3.) an.

Merci Gerets: Lange mussten die Anhänger von Olympique Marseille auf diesen Tag warten. Doch nun ist es soweit: Sieben Spieltage vor Saisonende steht OM an der Spitze. Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit konnten sich die Spieler von Coach Erik Gerets nach der Pause erheblich steigern und siegten hochverdient gegen Grenoble (4:1). Damit holte Marseille den vierten Dreier in Folge. Noch einmal zeigte der ehemalige Trainer von Kaiserslautern und Wolfsburg sein Können, denn seine Einwechslungen von Lorik Cana und vor allem Sylvain Wiltord zeigten Wirkung. Minutenlang wurde Gerets im Stade Velodrome frenetisch gefeiert. In Marseille herrscht eine Euphorie wie schon lange nicht mehr.

Zwei historische Vereine am Ende: Sowohl der AS Saint Etienne (zehn Meistertitel) als auch der FC Nantes (8) stehen nach diesem 31. Spieltag vor einem erneuten Abstieg. Beide Mannschaften verloren, während die direkten Konkurrenten (Caen, Le Mans und Nancy) allesamt gewannen. Nun befinden sich beide Klubs in der roten Zone. Für Saint Etienne, Vorletzter, war es in Rennes (0:1) die vierte Pleite hintereinander. Nach der Partie gab es Auseinandersetzungen zwischen Spielern und Fans. In Nantes läuft es nicht besser: In Toulouse (0:1) gab es die dritte Niederlage in Folge. Beide Teams warten vergeblich seit dem 3. Januar auf einen Sieg.

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