"Ich war froh, als Frau Neid mich gerufen hat"

Von Für SPOX bei der Frauen-WM: Stefan Moser/Daniel Börlein
Fatmira Bajramaj (r.) saß beim deutschen Auftaktsieg gegen Kanada 70 Minuten nur auf der Bank
© Getty

Lira Bajramaj saß gegen Kanada nur auf der Bank. 70 Minuten lang - und konnte auch nach ihrer Einwechslung keine Pluspunkte sammeln. Statt im Rampenlicht zu stehen, ist die 23-Jährige bislang nur eine Randerscheinung. Sie ist sich dessen bewusst - und es beschäftigt sie.

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Es hatte sich schon während der Vorbereitung abgezeichnet, dass Lira Bajramaj zum WM-Auftakt womöglich auf der Bank sitzen könnte. Nach einer überragenden Saison bei ihrem Klub Turbine Potsdam war die 23-Jährige bei der Nationalmannschaft in ein Loch gefallen.

Bis zuletzt hoffte man, dass Bajramaj noch rechtzeitig vor dem ersten Spiel dieser Weltmeisterschaft zurückfindet zu ihrer Form. Auch Silvia Neid hoffte. Am vergangenen Donnerstag gestand die Bundestrainer im "Kicker" allerdings ein: "Lira ist nicht mehr unbeschwert."

Der viele Wirbel in der letzten Zeit habe Bajramaj sehr nachdenklich gemacht, sagte Neid. "Ihr fehlt im Moment die Leichtigkeit des Seins." Folglich saß die Offensivspielerin gegen Kanada auch zunächst nur auf der Bank. 70 Minuten lang.

Fahrig, nervös und unsicher

Erst dann wechselte Neid sie ein, allerdings erst nach Alexandra Popp und Inka Grings und als letzte vorhandene Offensivkraft. Nur kurz nach ihrer Einwechslung sangen die Berliner erstmals: "Oh, wie ist das schön!" Was wäre wohl passiert, wenn Bajramaj auch noch getroffen oder zumindest überzeugt hätte?

Tat sie aber nicht. Sie wirkte fahrig, nervös und unsicher. Der Ball gehorchte ihr nicht so, wie man es eigentlich von ihr gewohnt ist. Noch dazu wurde sie, einige Male aussichtsreich postiert, von den Kolleginnen einfach übersehen. Sie, auf dich sich eigentlich hätten alle Blicke richten sollen.

So ist Bajramaj bislang nur eine Randerscheinung bei dieser WM. Sie weiß das, und es beschäftigt sie. Nach dem Spiel ist sie eine der ersten, die aus der Kabine kommt. Verstecken will sie sich aber nicht. Sie stellt sich den Fragen der Journalisten, antwortet höflich und nimmt sich Zeit. Locker und entspannt wirkt sie dabei aber nicht.

Frage: Lira Bajramaj, herzlichen Glückwunsch zum ersten WM-Sieg. Wie gelungen war der Auftakt gegen Kanada denn tatsächlich?

Lira Bajramaj: Es war das Eröffnungsspiel und wir sind mit einem Ziel hierher nach Berlin gekommen und das hieß: Wir wollen dieses Spiel gewinnen. Das haben wir geschafft. Da ist doch alles andere egal.

Frage: Auch dass man am Ende noch mal zittern musste, weil zuvor einige Chancen liegen gelassen wurden?

Bajramaj: Das ist natürlich ärgerlich, dass wir da nicht den Deckel drauf gemacht haben. Aber letztlich können wir froh sein, dass wir gewonnen haben. Denn Kanada hat es vor allem in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht. Und bei uns war vielleicht schon ein bisschen Aufregung dabei wegen der vielen Blicke, die auf uns gerichtet waren.

Frage: Wie empfanden Sie die Kulisse?

Bajramaj: Wir waren schon gespannt. Wir wussten zwar, dass das Stadion ausverkauft sein würde, aber nicht, welche Stimmung da auf uns zukommt. Aber es war schon sehr genial. Ich hatte bereits Gänsehaut, als wir zum Warmmachen aufs Feld liefen.

Frage: Sie mussten nach dem Warmmachen allerdings erstmal auf die Bank. Waren Sie sehr enttäuscht darüber?

Bajramaj: Nein, überhaupt nicht. Ich war eher froh, als Frau Neid mich gerufen hat und gesagt hat: Lira, du kommst jetzt rein. Natürlich wünscht man sich, vor so einer Kulisse von Anfang an zu spielen. Aber die Trainerin muss die Entscheidung treffen, und diese Entscheidung akzeptiere ich auch.

Frage: Dennoch ist das wahrscheinlich keine Situation, die Sie auf Dauer toll finden?

Bajramaj: Ja klar würde ich gerne von Anfang an spielen. Was hätte ich denn für einen Anspruch, wenn ich sagen würde, ich sitze gerne auf der Bank. Ich bin ein ehrgeiziger Typ und deshalb will ich natürlich auch von Beginn an spielen. Nur muss man auch sagen: Das hier ist eine Weltmeisterschaft und da kann man sich auch mal freuen, wenn man überhaupt zum Einsatz kommt.

Deutschland gegen Kanada: Daten zum Spiel

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