DFB-Frauen erreichen WM-Halbfinale

SID
Nadine Angerer sorgte spätestens mit ihrer Parade im Elfmeterschießen für den Halbfinal-Einzug
© getty

Die deutschen Fußballerinnen sind ihrem Traum vom dritten Stern mit etwas Glück nach einem Elfmeter-Krimi einen riesengroßen Schritt näher gekommen. Die Auswahl von Bundestrainerin Silvia Neid besiegte im packenden WM-Viertelfinale den Mitfavoriten Frankreich nach einem Kraftakt 5:4 im Elfmeterschießen und kämpft am Dienstag (Mi., 1 Uhr) im Duell der zweimaligen Weltmeister mit den USA um den Einzug ins Endspiel (5. Juli). Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es 1:1 (0:0) gestanden

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Vor 24.859 Zuschauern im Olympiastadion von Montréal rettete Celia Sasic (84.) per Handelfmeter das deutsche Team in die Verlängerung, nachdem Louisa Necib (64.) die über weite Strecken überlegene Équipe Tricolore zunächst auf Halbfinalkurs gebracht hatte. Torhüterin Nadine Angerer parierte den letzten Elfmeter von Claire Lavogez. Alle fünf deutschen Spielerinnen hatten zuvor sicher verwandelt.

"Wir haben uns in dieses Spiel reingekämpft und an unsere Chance geglaubt. Dafür wurden wir belohnt", sagte eine überglückliche Sasic im ZDF.

Der deutsche Plan, die offensivstarken Französinnen von Beginn an unter Druck zu setzen, ging überhaupt nicht auf. Im Gegenteil waren es beim Hallenfußball in der überdachten Arena die vom frankophilen Publikum lautstark angefeuerten Les Bleues, die nach 47 Sekunden die erste Riesenchance zur Führung hatten. Nachdem sich Elodie Thomis durchgesetzt hatte, schoss Necib nur knapp am linken Pfosten vorbei.

"In der ersten Halbzeit waren wir zu weit weg vom Gegner, standen insgesamt zu lang, kamen nicht in die Zweikämpfe und haben die zweiten Bälle nicht gewonnen. Frankreich war überlegen", gab DFB-Teamchefin Silvia Neid zu.

Peter für Bartusiak

Neid hatte in der Innenverteidigung erwartungsgemäß Babett Peter für die gelbgesperrte Saskia Bartusiak in die Startformation berufen. Ansonsten vertraute die 51-Jährige ihrem Erfolgsteam aus dem 4:1 im Achtelfinale gegen Schweden.

Doch gegen die entschlossenen und kombinationssicheren Französinnen brachte die DFB-Auswahl zunächst keinen geordneten Spielaufbau zustande. Ein Kopfball von Sasic (15.) blieb die einzige deutsche Chance im ersten Durchgang.

Auf der Gegenseite verpasste Marie-Laure Delie (25.) ebenfalls per Kopf nur knapp das Tor. Viel zu oft brannte es im deutschen Strafraum, so dass Torhüterin Nadine Angerer beim Schuss von Necib (38.) mit einem starken Reflex den Rückstand verhinderte.

Nach der Pause brachte Neid Edel-Joker Dzsenifer Marozsan für Anja Mittag. Die Supertechnikerin sorgte für mehr Ballsicherheit und mit einem 23-Meter-Freistoß fast für die Führung, doch Frankreichs Torhüterin Sarah Bouhaddi (58.) klärte den Schlenzer zur Ecke.

Flügelspielerinnen machen Probleme

Die Équipe Tricolore blieb vor allem bei Angriffen über die pfeilschnellen Flügelspielerinnen gefährlich, doch Deutschland hielt nun kämpferisch mehr dagegen. Doch just als die DFB-Auswahl wieder eine bessere Körpersprache an den Tag legte, fiel das 0:1. Necibs Schuss von der Strafraumgrenze fälschte Krahn mit dem Knie unglücklich ab, so dass Angerer sich vergeblich streckte. Die DFB-Auswahl versuchte trotz des Schocks, über den Kampf im Spiel zu bleiben.

Simone Laudehr (72.) verpasste nach einer Ecke den Ausgleich. Dieser gelang der nervenstarken Sasic per Elfmeter mit ihrem sechsten Turniertor. Vorausgegangen war ein Handspiel von Amel Majri nach Flanke von Leonie Maier. Nach torloser Verlängerung musste das Nervenspiel Elfmeterschießen entscheiden. "Ich habe am Ende Natze eine klare Ansage gegeben: 'Du musst zwei Elfmeter halten.' Sie sagte: 'Gleich zwei? Alles klar'", erklärte die Trainerin ihren Plausch mit Angerer: "Zum Scherzen war mir nicht zu Mute."

Beim letzten Elfmeter vor der entscheidenden Parade von Nadine Angerer trat die angeschalgenen Dzesni Marozsan an, die den Ball zur Überraschung und Erleichterung ihrer Trainerin problemlos versenkte: "Sie war vorher umgeknickt, hatte einen richtig dicken Knöchel. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat, dieses Ding reinzuschießen. Zum Glück hat Nadine dann den Elfmeter gehalten, denn danach hätte ich eine zwingen müssen und das ist immer schwierig."

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