Solo: "Mein Name wird reingewaschen"

SID
Hope Solo soll muss sich wegen häuslicher Gewalt vor Gericht verantworten
© getty

Hope Solo steht ein schwerer Gang bevor. In Kirkland, einem Vorort von Seattle, tritt der US-Fußballstar ab Dienstag vor den Richter. Die Vorwürfe gegen die 33-Jährige sind nicht ohne, bei einer Familienfeier soll die Torfrau ihren Neffen und ihre Schwester geschlagen haben. "Mein Name wird reingewaschen", ist die Angeklagte aber vor Prozessbeginn sicher. Es stellt sich die Frage, ob das überhaupt noch möglich ist.

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Sechs Monate Haft drohen Solo im schlimmsten Fall. Daraus lässt sich ablesen, dass der Spielerin von Seattle Reign aus der Profiliga NWSL nicht nur die Hand ausgerutscht ist. Laut Polizeibericht rastete die zweimalige Olympiasiegerin am 21. Juni regelrecht aus. Dass sie an diesem Tag, der ihrem Ruf nachhaltig schaden dürfte, unter Alkoholeinfluss stand, macht die Sache nicht besser.

"Sie ist wie ein Hai um mich gekreist", gab ihr Neffe (17) der Polizei zu Protokoll. Laut Gerichtsdokumenten trug der Teenager Kratzspuren davon und blutete am Ohr, sein Shirt war zerrissen. Offenbar war die Situation nach einer verbalen Auseinandersetzung total außer Kontrolle geraten. Als Solos Schwester ihrem Sohn helfen wollte, verpasste die ihr angeblich einen Schlag ins Gesicht.

"Ray Rice des Fußballs"

Solo, einer der ganz großen Stars im US-Frauenfußball, verteidigt sich. "Ich stehe im Rampenlicht, die Wahrheit aber nicht", sagt sie. Tage nach dem "sehr unglücklichen Zwischenfall" entschuldigte sie sich bei Facebook. "Ich liebe meine Familie sehr." Die Reaktion spricht Bände.

Der Fall schlägt hohe Wellen. Häusliche Gewalt ist im US-Sport seit Monaten ein großes Thema, zuletzt waren gleich mehrere Football-Profis wegen solcher Taten auffällig geworden. "Ist Hope Solo der Ray Rice des Fußballs?", hieß es schon in den Medien. Der Vergleich drängt sich auf.

Rice hat seine Verlobte im Frühjahr bewusstlos geschlagen. Wenig später heiratete das Paar dennoch, Solo hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Ihr Ehemann Jerramy Stevens, ein ehemaliger Footballer, wurde in der Nacht vor der Hochzeit nach einem handfesten Streit mit Solo festgenommen. Rechtzeitig zur Trauung war er wieder frei.

Der US-Fußballverband ist trotz der Eskapaden gnädig mit seiner Nummer eins. Solo dufte im Oktober in der WM-Qualifikation spielen. Als "Vernachlässigung der Verantwortung" kritisierte Solos frühere Mitspielerin Jill Loyden die Entscheidung. Starstürmerin Abby Wambach versteht das: "Es ist für uns eine schwierige Situation. Wir wissen, dass wir alle Vorbilder sind. Das ist jedem super wichtig."

Warten auf das Urteil

Solo, bei der WM 2011 in Deutschland als beste Torhüterin ausgezeichnet, hat immer wieder abseits des Fußballfeldes für brisanten Gesprächsstoff gesorgt. In ihrer Biografie gab sie Details über ihre verkorkste Kindheit sowie intime Geständnisse preis und sorgte mit Nacktfotos, Tanz-Show-Auftritten und Zickereien bei Twitter für Aufsehen.

Schlimme Folgen hatte das nie, auch in der aktuellem Angelegenheit ist das so. Sponsor Nike hält an Solo fest. Sollte sie aber schuldig gesprochen werden, könnte sich das schnell ändern. Miese Publicity kann ein weltweit agierender Großkonzern nicht brauchen.

Solos Rechtsanwalt Todd Maybrown will erreichen, dass die Klage abgewiesen wird. "Wir freuen uns darauf, im November die Wahrheit ans Licht bringen zu können", sagte Maybrown voller Optimismus. "Ich werde sie unterstützen, solange sie nicht schuldig gesprochen ist", meinte US-Kapitänin Christie Rampone. Alle warten, bis der Hammer fällt.

Hope Solo im Steckbrief

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