DFB-Frauen haben Vormachtstellung verloren

SID
Simone Laudehr (r.) und Co. durchleben ein schwieriges Jahr
© Getty

Die deutschen Fußballerinnen mussten den zweiten Nackenschlag des Jahres einstecken. Das 2:2 nach einer 2:0-Führung in der EM-Qualifikation in Spanien hat endgültig gezeigt, dass die DFB-Frauen keinen Schrecken mehr verbreiten.

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Als die deutschen Fußballerinnen am Freitagmorgen um 6.15 Uhr im Halbschlaf den Robinson Club Playa Granada in Richtung Heimat verließen, hatte Silvia Neid beim Blick nach vorne schon zahlreiche wache Momente.

"Unsere Ansprüche an uns selbst sind nach wie vor sehr hoch. Wir wollen weiterhin zur Weltspitze gehören", sagte die Bundestrainerin trotz des enttäuschenden 2:2 (2:0) in der EM-Qualifikation beim hartnäckigsten Rivalen in Spanien.

Gegner haben keine Angst mehr

Ob die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dem Anspruch der Trainerin in naher Zukunft wieder gerecht werden kann, ist allerdings fraglich. Das Spiel in Motril hat endgültig offenbart, dass der zweimalige Welt- und siebenmalige Europameister sein Vormachtstellung nicht nur weltweit, sondern auch auf dem eigenen Kontinent verloren hat.

Anstatt mit Angst gehen die Gegner mittlerweile mit Selbstvertrauen in die Duelle mit dem EM-Titelverteidiger, der erstmals seit zwölf Jahren nicht als Sieger in einem Qualifikationsspiel vom Platz ging (4:4 am 11. November 1999 in Italien).

Führung verspielt

Viereinhalb Monate nach dem bitteren Viertelfinal-Aus bei der Heim-WM gegen den späteren Weltmeister Japan war vor allem das Zustandekommen des Resultats ein weiterer Nackenschlag für die Neid-Elf.

Das Team brachte eine 2:0-Führung nicht nach Hause und kassierte in der Nachspielzeit den Ausgleich. Durch das Remis hat die Mannschaft den anvisierten Sprung an die Spitze der Gruppe 2 verpasst.

Für Neid ist das aber kein Beinbruch. "Ich denke, dass unsere Formkurve weiter nach oben zeigen wird. Insofern bin ich optimistisch, dass wir uns für EM qualifizieren werden", äußerte die 47-Jährige, die den Umbruch nach den Rücktritten von Birgit Prinz, Kerstin Garefrekes, Ariane Hingst und Ursula Holl vorantreiben will: "Wir haben ein Team, in dem die Spielerinnen sehr gut miteinander harmonieren. Alle sind lernwillig und ambitioniert."

Trösten können sich die Deutschen auch damit, dass sie das Erreichen der Endrunde 2013 in Schweden weiter selbst in der Hand haben.

Das DFB-Team liegt mit zehn Punkten auf dem Konto zwar drei Zähler hinter Spanien, hat aber ein Spiel weniger als der Tabellenführer ausgetragen. So können die Verhältnisse im Rückspiel am 31. März wieder zurechtgerückt werden. "Wir werden die Lehren aus dem Spiel ziehen - die Spanierinnen kommen ja noch zu uns", sagte Verteidigerin Annike Krahn.

Bessere Leistung gefordert

Im Heimspiel müssen sich die Deutschen, die am vergangenen Samstag mit dem 17:0 gegen Kasachstan den höchsten Sieg der Länderspiel-Geschichte eingefahren hatten, allerdings anders präsentieren als in der zweiten Halbzeit vor 3000 Zuschauern in der Provinz Granada.

Nach dem Treffer von Lena Goeßling (27.) und dem Eigentor von Ruth Garcia (30.) sah die deutsche Auswahl auf dem "Kartoffelacker" im Estadio Municipal Escribano Castilla wie der sichere Sieger aus. Der Anschlusstreffer von Starstürmerin Veronica Boquete (57.) reichte aber aus, um die Deutschen aus dem Konzept zu bringen.

Nachdem ein Tor von Celia Okoyino da Mbabi wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht anerkannt worden war (59.), musste Neid wegen Meckerns sogar auf die Tribüne.

Leichte Aufgabe Türkei

In der Nachspielzeit wurden die Gäste durch den Treffer von Willy (90.+1) dafür bestraft, dass sie zuvor mehrere Großchancen ungenutzt gelassen hatten.

Beim Start in das kommende Länderspiel-Jahr können die Deutschen, die 2011 in 13 Begegnungen 11 Siege einfuhren, an ihrer Chancenverwertung arbeiten. Das Qualifikationsspiel beim Tabellenletzten in der Türkei am 15. Februar dürfte ein ähnliches Schützenfest wie zuletzt gegen Kasachstan werden.

EM-Qualifikation: Ergebnisse, Tabelle, Spielplan

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