Der Beweis: Lehmann ist unschuldig!

Von Stefan Moser
Deutschland, Lehmann, Arsenal
© Imago

 München - Fußballer kratzen sich nun mal. Sie kratzen sich gern und oft, sie kratzen sich ausgiebig und sie kratzen sich vor allen Dingen an Stellen, an denen man sich vor laufenden Kameras eigentlich nicht kratzen sollte.

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Aber das war gar nicht das Problem von Jens Lehmann. Der kratzte sich nämlich nur in aller Öffentlichkeit ausführlich an der Schläfe. Trotzdem wurde ihm die Geste als Verstoß gegen die Etikette ausgelegt.

Der Grund: Der Torwart der deutschen Nationalmannschaft benutzte ausgerechnet seinen Mittelfinger. Und der gilt - ausgestreckt zur Gebärde - schon seit der Antike als obszön.

Effenbergs kleiner Freund 

Als Phallussymbol und fingersprachlichen Affront nannten ihn die Römer damals digitus impudicus, zu Deutsch: Stinkefinger.

Über eben diesen Stinkefinger sind schon etliche Sportler gestolpert. Weil er seinen Mittelfinger nicht im Griff hatte, flog etwa Stefan Effenberg 1994 aus der Nationalmannschaft.

Thimothee Atouba vom Hamburger SV sah in der letzten Saison beim Spiel gegen Moskau nach seiner Auswechslung noch die Rote Karte, weil er den pfeifenden Fans das corpus delicti gleich mehrfach entgegenstreckte.

Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen. Einen kleinen, exemplarischen Auszug aus der Geschichte des Stinkefingers gibt's als Bildergalerie hier.

Alles Unsinn 

Bei Jens Lehmann allerdings liegt der Fall in Wirklichkeit ganz anders. Klar war der Kontext etwas unglücklich: Er kratzte sich mit dem digitus impudicus nämlich ausgerechnet zu dem Zeitpunkt auffällig lange an der Schläfe, als die Fans in Hannover ihn mit Sprechchören provozierten und einen Einsatz von Lokalmatador Robert Enke im deutschen Tor forderten.

Lehmann selbst sagt: "So ein Unsinn. Ich habe so etwas noch nie gemacht." So recht glauben wollte ihm die Öffentlichkeit bislang jedoch nicht. Denn wer nimmt schon ausgerechnet seinen Mittelfinger zum Kratzen - und dann auch noch so lange?

Die Verantwortlichen beim DFB dagegen sind von der Unschuld ihrer Nummer eins überzeugt. Oliver Bierhoff etwa fordert Aufklärung: "Man müsste mal Bilder analysieren, ob das bei Lehmann nicht in der Vergangenheit schon mal vorgekommen ist."

Lehmann ist unschuldig

Bitte schön, Herr Bierhoff! Daran soll es nun wirklich nicht scheitern. In der Tat sind wir auf ein einschlägiges Bild gestoßen, haben es gleich mehreren unabhängigen Gutachtern zur Analyse vorgelegt und sind zu folgendem eindeutigen Ergebnis gekommen:Auf der Bank des FC Arsenal sitzend kratzt Jens Lehmann sich an der Schläfe - mit dem Mittelfinger der linken Hand.

Lehmann ist also unschuldig: Keine Bosheit, keine Beleidigung sondern schlicht und ergreifend ein unbedarftes Kratzen. Er hat einfach eine etwas merkwürdige Macke. Laut Augenzeugenberichten macht er das nämlich häufiger. Ganz einfach weil es ihn juckt - und zwar nicht im Finger sondern an der Schläfe.

(Wie die Bildergalerie beweist, ist Lehmann dabei bei weitem nicht der Einzige mit dieser merkwürdigen Macke.)