Grenzenlose Begeisterung für die "seleccao"

SID
portugal, em 2008
© Getty

Neuchatel - Wenn im Stade de la Maladiere zu Neuchatel ein öffentliches Training der portugiesischen Nationalmannschaft angesetzt ist, herrscht Ausnahmezustand in dem schmucken Städtchen.

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Über 12 000 Fans bilden ein Meer von rot-grünen Fahnen und Trikots, jubeln ihren Lieblingen Cristiano Ronaldo und Co. zu und beklatschen jede Ballberührung. Jeder Spieler wird beim Einlaufen einzeln vorgestellt - es ist eine große Show.

Anschließend feiern die Anhänger in den Straßen, Autos fahren hupend und mit Fahnen geschmückt durch die Universitätsstadt am Lac de Neuchatel.

Es ist kein Zufall, dass die "seleccao" in der Schweiz fast Heimrecht genießt. Schließlich leben knapp 200 000 Portugiesen im Land, zwei Drittel davon in der West-Schweiz, wo sie die größte ausländische Bevölkerungsgruppe bilden. An den Häusern und den Balkonen von Neuchatel, wo etwa 10 000 Iberer wohnen, hängen mehr portugiesische Fahnen als die des Gastgebers. In den Gassen und am See wird portugiesisch und französisch gesprochen.

Training ausverkauft 

Auch das Eintrittsgeld von 16 Franken schreckt die Fußball begeisterten Menschen nicht ab: Die öffentlichen Trainingseinheiten waren blitzschnell ausverkauft.

"Das ist eine ganz spezielle Atmosphäre für die unsere Emigranten in der Schweiz sorgen. Das macht einen enormen Eindruck auf uns und zeigt, dass Portugal eine große Nation ist", sagte Mittelfeldspieler Joao Moutinho, der erstmals bei einem großen Turnier dabei ist.

Die Spieler sind beeindruckt von der Begeisterung, es motiviert sie zusätzlich. "Das ist ja wie in Portugal. Wir fühlen uns hier richtig zu Haue", meinte Mittelstürmer Nuno Gomes, für den dies nicht neu ist. Schließlich war der Profi von Benfica Lissabon schon bei den letzten beiden großen Turnieren 2004 in der Heimat und 2006 in Deutschland dabei. Bei der EM in Portugal trug die Welle der Begeisterung die Mannschaft sogar bis ins Finale.

Unterstützung wie bei der WM 2006

Im ostwestfälischen Marienfeld, wo das Team während der WM vor zwei Jahren residierte, herrschte ebenfalls Ausnahmezustand. Tausende Anhänger begleiteten die Mannschaft schon bei der Ankunft am Flughafen ins 40 Kilometer entfernte Mannschaftsquartier, das jeden Tag belagert war.

Auch hier profitierte die "seleccao" von der Unterstützung. Trainer Luiz Felipe Scolari führte das Team bis ins Halbfinale und dem Spiel um Platz drei.

Und auch bei der diesjährigen EM soll sich die große Unterstützung auf die sportliche Leistung auswirken. "Ich hoffe, wir können unseren Landsleuten hier in der Schweiz noch mehr Siege bescheren und sie damit glücklich machen", sagte Nuno Gomes. In Neuchatel wird es dann wieder ein großes Volksfest geben.