Beenhakker kritisiert polnische Zeitungen

SID
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© DPA

Bad Waltersdorf - Leo Beenhakker hat sich im Namen der polnischen Nationalmannschaft bei den Deutschen für die martialische Berichterstattung in der Boulevardzeitung "Super Express" entschuldigt.

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"Das war ein schreckliche Sache", sagte der Trainer in Bad Tatzmannsdorf. "Verrückte, schmutzige und kranke Leute" seien für die Berichterstattung verantwortlich gewesen.

Das Blatt hatte am 4. Juni auf der Titelseite eine Fotomontage abgedruckt, auf der Beenhakker die abgetrennten Köpfe von DFB-Kapitän Michael Ballack und Bundestrainer Joachim Löw in den Händen hält. Die Überschrift lautete: "Leo, bring uns ihre Köpfe".

"Deutsche, wir werden Euch aufessen"

Trotz Kritik aus dem Nachbarland haben die beiden größten polnischen Boulevardzeitungen ihre antideutsche Kampagne vor dem EM-Spiel Polen gegen Deutschland fortgesetzt. "Deutsche, wir werden Euch aufessen - wie immer", titelte "Super Express".

Am Vortag hatte das Blatt mit der Fotomontage, in der Beenhakker die abgeschlagenen Köpfe hält, auf der Titelseite für Empörung gesorgt. "Das sieht brutal aus, ist aber nur eine symbolische Darstellung der Erwartungen unserer Leser", sagte der Chefredakteur von "Super Express", Slawomir Jastrzebowski.

Angst vor Verschwörungstheorien

Nicht die Polen, sondern die Deutschen hätten diesen Schlagabtausch begonnen, wehrte sich der Journalist im Gespräch mit der Zeitung "Polska". Sein Blatt nannte als Gründe für die polnische Siegesgewissheit historische Argumente und erinnerte unter anderem an die Schlacht bei Tannenberg 1410.

Die zweite Boulevardzeitung, "Fakt", warnte vor einer deutsch-österreichischen Verschwörung auf Kosten Polens: "Unsere Gegner machen keinen Hehl daraus, dass sie sich auf das Ergebnis ihres Spiel einigen könnten." Wenn Österreich im Spiel gegen Polen einen Sieg brauche und Deutschland bereits den Aufstieg in der Tasche habe, würde Deutschland das Spiel ganz einfach verkaufen, spekulierte die Zeitung. Am Montag hatte "Fakt" ebenfalls auf historische Vergleiche gesetzt und an Beenhakker appelliert: "Leo, wiederhol' Grunwald."

Polnischer Botschafter empört

Auch die Europäische Fußball-Union UEFA hat die Berichterstattung in den polnischen Zeitungen kritisiert. "Das ist sicherlich nicht etwas, was wir begrüßen. Wir meinen, man sollte über Fußball reden. Wir wussten seit der Auslosung, dass diese Begegnung eine gewisse Brisanz mit sich bringt. Wir hoffen aber, dass das Geschehen auf dem Platz im Mittelpunkt stehen wird", sagte UEFA-Sprecher Robert Faulkner in Basel.

Der polnische Botschafter in Deutschland, Marek Prawda, äußerte sich in der Tageszeitung "Die Welt" kritisch zu den Veröffentlichungen und bezeichnete sie als "idiotische Geschmacklosigkeit". "Ich wünsche dieser Zeitung alles Schlechte, möchte aber darauf hinweisen, dass die seriösen polnischen Medien diese Entgleisung in ihrer Berichterstattung ebenfalls geißeln", sagte Prawda dem Blatt.

"Ich finde es besonders schlimm, dass diese Sache in einer Zeit veröffentlicht wird, in der die Fans in Kontakt kommen. So etwas ist völlig unnötig und sollte eigentlich ignoriert werden."