Alle haben Poldi lieb

SID
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© Getty

Tenero - Auf der Stadiontribüne gab es gleich nach dem Spiel ein Küsschen für den überglücklichen Papa, in den 90 Minuten zuvor hatte Lukas Podolski ganz Fußball-Deutschland entzückt.

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Wie ausgewechselt präsentierte sich der 23 Jahre alte Doppel-Torschütze beim EM-Auftakterfolg gegen sein Geburtsland - und alle hatten Poldi lieb. "Lukas hat das Spiel entscheiden. Er hat eine hervorragende Leistung gebracht, nicht nur wegen seiner zwei Tore, sondern er ist auch viele Wege gegangen und hat viele Zweikämpfe gewonnen", lobte Kapitän Michael Ballack: "Großes Kompliment!"

Als verkappter Linksaußen machte Podolski nicht nur Dampf auf der Seite, sondern war in den entscheidenden Momenten auch zweimal als eiskalter Torschütze in der Mitte zur Stelle.

Nach feiner Vorarbeit von Mario Gomez und Miroslav Klose traf der Bayern-Profi zur Führung (20. Minute), mit einem satten Volleyschuss (72.) sorgte er später für die Entscheidung. Der fünfte Doppelpack bescherte ihm die Tore Nummer 26 und 27 im Adler-Trikot.

"Persönliche Bestmarken sind nicht so wichtig. Trotzdem ist natürlich mein Ehrgeiz groß, dass ich noch viele Tore in der Nationalmannschaft schieße", betonte der 49-malige Auswahlspieler, der in der von Gerd Müller mit 68 Treffern angeführten DFB-Torschützenliste des DFB schon Rang 15 belegt.

Poldi fühlt sich wohl

In der Nationalelf trifft der Ex-Kölner wie am Fließband. Da ist er ein ganz anderer Podolski als beim FC Bayern, bei dem er in der abgelaufenen Saison als Edelreservist viel Frust schob.

"Egal, wo ich in der Nationalmannschaft eingesetzt werde: Es macht mir hier unheimlich viel Spaß und ich fühle mich in diesem Kreis total wohl", schwärmte Podolski, der am Sonntag in Klagenfurt auf der in München durch Franck Ribery besetzten Position wirbeln durfte.

"Er hat ein unglaubliches körperliches Potenzial, Schnelligkeit und eine gute Ausdauer. In den letzten zwei Jahren sowie bei der WM war er eigentlich auch immer bei uns ein Leistungsträger", verteilte Bundestrainer Joachim Löw ein Sonderlob für den besten Nachwuchs-Spieler der WM 2006.

Doppelpack zum Auftakt

Anders als bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren, als er erst im dritten Gruppenspiel traf und danach im Achtelfinale gegen Schweden doppelt zuschlug, ist er bei der EM von Beginn an da.

Als ersten Lohn durfte er nach dem 2:0 den Pokal für den "Spieler des Spiels" mit ins Quartier nach Ascona nehmen, aber dabei soll es nicht bleiben. "Das große Ziel, das wir momentan im Visier haben, ist der Gewinn des EM-Titels", betonte der Stürmer. "Natürlich freuen wir uns über diesen Sieg, aber wir müssen ihn auch gleich wieder abhaken."

Stiller Jubel aus Respekt

Den Gala-Auftritt gegen die Heimat wird der im polnischen Gleiwitz geborene Podolski aber nicht so schnell vergessen. Wie sehr ihn die Tore bewegten, stand der Frohnatur auch ohne überschwänglichen Torjubel ins Gesicht geschrieben.

"Ich habe eine sehr große Familie in Polen, bin dort geboren. Daher muss man auch ein bisschen Respekt für das Land haben, das habe ich gemacht", begründete der zweimalige EM-Teilnehmer den stillen Torjubel.

Beim Trikottausch nach Schlusspfiff sicherte er sich ausgerechnet das Leibchen von Mariusz Lewandowski, der ihn nach 60 Minuten übel getreten hatte, und sorgte für eine kurze weiß-rote Familienfeier auf der Tribüne: Denn die Verwandten hatten auf den Rängen mit Polen-Schals mitgefiebert.