WM-Stimmung zurück - Riesenandrang zu Fanmeilen

SID
em 2008, fans
© Getty

Hamburg - Die Fanmeilen platzen aus den Nähten, das Fernsehen meldet Traumquoten, das Fußballfieber steigt: Nach dem 2:0-Auftaktsieg der deutschen Mannschaft gegen Polen bei der Europameisterschaft ist der Nährboden für ein neues Sommermärchen bereitet.

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Hunderttausende Fußballfans starteten den Fußballsommer mit großen Partys im Freien. In Hamburg strömten am Sonntagabend bei Traumwetter 40 000 Fans zum Public Viewing, in Köln wollten 39 000 das Spiel verfolgen. In Dortmund jubelten 18 500 Fans mit, in Gelsenkirchen, Heilbronn und Homberg (Efze) kamen jeweils 10 000 zum kollektiven Fußball-Gucken.

Vor den privaten Fernsehgeräten gab es bereits eine Endspielquote: Bis zu 25,99 Millionen Menschen in Deutschland schalteten das Polen-Spiel ein.

In den Gastgeberländern war die Stimmung nach den Auftaktniederlagen der Schweiz und Österreichs etwas gedrückter. Trotzdem feierten allein in den acht offiziellen Fanzonen 213 000 Menschen ein ausgelassenes Fußballfest. Am meisten los war in der Wiener Innenstadt, wo 84 300 Fans vor den Leinwänden mitfieberten.

"Überwiegend Partylaune"

Am Rande des deutschen Spiels in Klagenfurt gegen Polen wurden insgesamt 157 Personen festgenommen. Nach Angaben des EM-Organisationskomitees gab es aber weder Verletzte noch Sachschaden.

Nach Polizeiangaben hatten deutsche Hooligans polnische Fußballfans mit rechtsradikalen Parolen provoziert. Der Großteil der Festgenommenen seien Deutsche gewesen, sagte eine Polizeisprecherin am Tag nach dem Spiel. Bis auf vier Menschen seien alle inzwischen wieder frei.

"Es war überwiegend Partylaune angesagt, drohende Unruhen konnten wir im Keim ersticken", sagte Landespolizeikommandant Wolfgang Rauchegger. Rund 80 000 Menschen hätten in Klagenfurt friedlich gefeiert. Nach Polizeiangaben waren 25 000 Fans aus Deutschland angereist, 30 000 kamen aus Polen, 5000 aus Kroatien, der Rest waren Österreicher.

DFB missbilligt Ausschreitungen

Bei der deutschen Mannschaft stieß das Verhalten einiger sogenannter Fans auf Unverständnis. "Wir hoffen, dass die Spiele auf dem Platz stattfinden und dass die Fans wie bei der EM friedlich miteinander feiern können", sagte Manager Oliver Bierhoff.

In Deutschland taten das die meisten auch, sangen, tanzten und jubelten in schwarz-rot-gold gehüllt. Die Stimmung allerorten erinnerte an den traumhaften Fußballsommer vor zwei Jahren. An vielen Autos flatterten am nächsten Morgen auf dem Weg zur Arbeit Deutschland- Fähnchen - manche hatten ihren Wagen gleich im Viererpack beflaggt.

"Jetzt geht die WM-Stimmung von 2006 weiter", war sich der 19-jährige Adrian Függert aus Hamburg sicher. Er gehörte zu denen, die auf dem Heiligengeistfeld einen Platz ergattern konnten.

Der Andrang war so groß, dass die Veranstalter schon eine Stunde vor dem Anpfiff die Tore schließen mussten. Aus Sicherheitsgründen wurde die Kapazität der Fanmeile von 40 000 auf 35 000 gesenkt und eine Ausweichfläche für 5000 Menschen auf der Reeperbahn eingerichtet.

Public-Viewing ein voller Erfolg

In Köln platzte die Public-Viewing-Zone an der Kölnarena aus allen Nähten. 24 000 Fans vergnügten sich im Freien, 15 000 Fußball-Freunde fanden in der Arena Platz. In Berlin zog nach dem deutschen Spiel ein etwa 1500 Wagen langer Autokorso hupend über den Kurfürstendamm. Die mehr als 500 000 Zuschauer fassende Fanmeile auf der Straße des 17. Juni öffnet diesmal erst zum Halbfinale. Der Nürnberger Kornmarkt war mit 6500 Fans rappelvoll. In Hannover drängten sich 90000 Zuschauer.

Auch im Südwesten wurde kräftig gefeiert. 10 000 Zuschauer erlebten das Public Viewing in Heilbronn mit. Zehntausende zogen in Autokorsos durch die Innenstädte.

Musik und Fußball waren Trumpf bei Deutschlands größtem Rockfestival "Rock am Ring" am legendären Nürburgring in der Eifel. Zur Live-Übertragung aus Klagenfurt versammelten sich mehrere zehntausend Besucher vor der Hauptbühne. Kurz zuvor hatten die Sportfreunde Stiller den Fans mit ihrer WM- Hymne "'54, '74, '90, 2006" eingeheizt.

Kaum Festnahmen in Deutschland

Bei den Fanfesten in Deutschland gab es kaum Festnahmen. In Frankfurt/Oder und Guben an der deutsch-polnischen Grenze drängten Polizisten auf beiden Seiten gewaltbereite Fans zurück.

In Polen war sogar ein Todesopfer zu beklagen. Nach Angaben der polnischen Nachrichtenagentur PAP tötete ein 32-Jähriger aus Bytom in Oberschlesien bei einem Streit um die Leistung der polnischen Mannschaft seinen 51 Jahre alten Bekannten mit einem Dutzend Messerstichen.