Portugal mit B-Elf

SID
Scolari, Seleccao
© Getty

Feusisberg - Freitag, der 13. Juni, war kein Glückstag im Quartier des schon eliminierten EM-Gastgebers Schweiz im idyllischen Feusisberg über dem Züricher See.

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"Es ist sicherlich schwer, nach diesem Tiefschlag neue Motivation aufzubauen", beschrieb Kapitän Ludovic Magnin vom VfB Stuttgart vor dem bedeutungslosen letzten Gruppenspiel am Sonntag (20.45 Uhr) in Basel gegen Portugal die Stimmung im Team zwischen Katzenjammer und sich noch einmal Aufbäumen müssen. "Das ist sehr schwierig, aber es geht um die Ehre und wir müssen Herz zeigen", forderte Abwehrchef Patrick Müller.

"Noch mal motivieren"

Nach dem frühen Aus wollen die geknickten Eidgenossen mit Anstand Abschied nehmen und sich mit dem ersten EM-Sieg überhaupt zumindest einen kleinen Eintrag im Fußball-Geschichtsbuch sichern.

An diesen kleinen Strohhalm klammert sich auch Nationaltrainer Jakob "Köbi" Kuhn nach den beiden Niederlagen gegen Tschechien (0:1) und die Türkei (1:2). "Ja, daran habe ich auch gedacht. Jetzt noch mal gewinnen, das ist ein großes Ziel", sagte der 64-Jährige, "aber es ist hart zu wissen, dass es für uns dann mit der EM vorbei ist."

Nach sieben Jahren im Amt wird er den Staffelstab an Nachfolger Ottmar Hitzfeld weitergeben. "Wir haben unter unserem Trainer erstmals ein Ziel nicht erreicht, deshalb wollen wir ihm einen würdigen Abschied bereiten", versprach Magnin.

Das Versprechen wird gegen den bereits fixen Sieger der Gruppe A aus Portugal nicht einfach einzulösen sein. Nachdem die Sturm-Größen Alexander Frei und Marco Streller verletzt ausfallen, steht voraussichtlich wenigstens Jung-Angreifer Eren Derdiyok (Bänderdehnung) wieder bereit. "Sein Einsatz ist nicht unmöglich", sagte Teamarzt Rudolf Roder.

Pflichtübung für die Seleccao 

Für den EM-Zweiten Portugal ist die Partie nur eine Pflichtübung, die wohl eine B-Auswahl angehen wird. Doch der Schweizer Mittelfeldspieler Valon Behrami (Lazio Rom) erkennt darin keinen Vorteil: "Die Spieler, die nicht so oft zum Einsatz kommen, wollen zeigen, was sie können. Und auf der Bank sitzen genug Stars." Ähnlich sieht es Stürmer Hakan Yakin. "Selbst, wenn sie mit dem B-Team antreten, ist das noch eine A-Elf", sagte der 31-Jährige.

"Wir sind ganz relaxed und können uns auf die Runde der letzten acht Teams freuen", meinte Luiz Felipe Scolari, der mit der Bekanntgabe seines Wechsels zum FC Chelsea für Unruhe gesorgt hatte. Sein Spielmacher Deco wird ihm wahrscheinlich zum Ballack-Club folgen.

Wie die Zeitung "Jornal de Notícias" berichtete, habe er bereits einen Vertrag unterschrieben. Dass Deco mit Erlaubnis Scolaris für einen Tag nach Barcelona reiste, um dort "private Angelegenheiten" zu klären, könnte ein weiteres Indiz dafür sein.

Auf jeden Fall ist es ein Zeichen dafür, dass sowohl Deco als auch Superstar Cristiano Ronaldo, Petit und Nuno Gomes für das Viertelfinale am 19. Juni in Basel, in dem Deutschland der mögliche Kontrahent sein könnte, geschont werden.

Allerdings hat Scolari ohnehin keine Sorgen um die Physis seiner Profis. "Meine Mannschaft hat sich in einer hervorragenden körperlichen Verfassung präsentiert und ist so vorbereitet, dass sie alle drei Tage ein solches Spiel liefern kann", stellte er nach dem starken 3:1 gegen Tschechien fest.