Straßenfeste bis zum Schluss

Von SPOX
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© Getty

München - Ach, wie war das doch schön im Sommer 2006. Die deutsche Nationalmannschaft zog bei der Heim-WM ins Halbfinale ein, bescherte dem Land "ein Sommermärchen" und ließ Menschen völlig aufgelöst durch die Straßen tanzen. 

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Dass in Deutschland dieses Mal auch noch nach dem EM-Finale auf den Straßen getanzt wird, glaubt zumindest die Mehrheit der SPOX-Redaktion. Lediglich die Squadra Azzurra bleibt der deutschen Elf in Sachen Europameister-Tipp auf den Fersen.

Doch was ist eigentlich mit dem Titelverteidiger? Und wie schlagen sich die Gastgeber?

 Wer wird Europameister? Wer wird überraschen?
 

Frankreich. Die waren schon 2006 nah dran. Keine andere Mannschaft kann sich im Turnier derart steigern. Vieiras Ausfall schmerzt nicht, Toulalan ist ein adäquater Ersatz. Zuletzt versagte zwar der Angriff, doch Henry und Co. werden Frankreich im ersten Turnier nach Zidane zum Titel schießen. 

Tschechien. Als Oldie-Truppe mit einsilbiger Taktik (immer hoch auf Koller) verspottet, spielten die Tschechen die DFB-Elf in der EM-Quali in München rund. Rosickys Ausfall verteilt sich auf mehrere Schultern. Im Tor steht mit Peter Cech einer der besten der Welt. Tschechien kommt ins Halbfinale. 

 

Italien. Der Weltmeister packt's. Es gibt wenig handfeste Beweise, vielleicht aber diese beiden: Cannavaros Bänderriss tut weh, aber die Squadra hat auch bei der WM quasi ohne den (halbfitten) Übergott Totti bewiesen, dass immer wieder ein anderer in die Lücke stoßen kann. Und wenn es drauf ankommt, sind die Italiener immer da. Immer.

Russland. Kompaktes Team, dazu der exzellente Zenit-Block und DER Trainerfuchs des Turniers, Guus Hiddink, an der Linie. Dass keiner die Russen auf der Rechnung hat?! Gewinnen sie zurzeit doch fast alles: Die Eishockey-WM, alle Turniere auf der WTA-Tour, den UEFA-Cup und neulich auch noch den Schlager-Grand-Prix.

 

Deutschland. Die Titelprognose ist ungefähr so schwierig wie einen schwangeren Blauwal auf einem Drahtseil über den Kölner Dom zu balancieren. Nennt mich patriotisch, idiotisch oder was auch immer. Aber das Bauchgefühl sagt: Jogis Jungs packen das, im Finale gegen Italien. Und mein Bauchgefühl muss in diesem Fall reichen.

Die Österreicher. Nicht Hickes Rumpeltruppe. Ich denke da an dieses eigentümliche Völkchen im Südosten von Deutschland, das sich während der WM von seiner freundlichsten Seite zeigen wird und sich trotz schlechter Ergebnisse einfach selbst feiert. Österreich bei der EM kommt schließlich nur einmal vor.

 

Italien. Jeder weiß, was er zu tun hat. Etwa im Sturm: Luca Toni trifft, Di Natale wirbelt, Camoranesi rackert. Oder im Mittelfeld: Andrea Pirlo dirigiert, Ambrosini und Gattuso rennen. Bei derart perfekter Organsiation - was soll da noch schief gehen? Und der Ausfall von Kapitän Cannavaro? Dann spielt halt einfach wieder Materazzi.

Frankreich. Mit Vieira fehlt der Kopf, Sagnol, Thuram und Henry sind durch, Coupet nur gehobener Durchschnitt. Auf der Bank tummeln sich fast nur Grün- schnäbel (Nasri, Gomis) oder Mittelmaß (Boumsong, Squillaci). Und: Das Team soll sich spinne- feind und in 2 Lager geteilt sein. Es riecht nach Vorrunden-Aus.

 

Deutschland. Im Halbfinale gegen Portugal zeigt die DFB-Elf zum ersten Mal ihre berühmte Turniermentalität. Nach dem bisherigen EM-Verlauf geht die Löw-Elf als Außenseiter ins Spiel, gerät früh mit 0:1 in Rückstand, wühlt sich aber zu einem 3:1-Erfolg. Im Finale warten die Spanier. Deutschland gewinnt im Elfmeterschießen.

Italien. "Was soll uns schon groß passieren?" Donadoni spielt die typisch italienische Platte. Sein Problem: Für die lässige Souveränitätsnummer fehlen ihm Charisma und das Standing. Nach dem ersten Rückschlag gibt's Knatsch in der Mannschaft und in der Heimat - und der Weltmeister fährt nach der Vorrunde nach Hause.

 

Deutschland. Die Löw-Elf packt's, weil Michael Ballack heiß auf den Titel ist wie kein anderer Spieler bei dieser EM, Mario Gomez den internationalen Durchbruch schafft und Metzelder und Lehmann sich wieder in der Form der WM 2006 präsentieren. Das reicht für den Titel.

Griechenland. Zwei hüftsteife Innenverteidiger und keinen Libero, ein überaltetes Mittelfeld und zu wenig Tempo, drei Stürmer, die selbst in der Bundesliga kaum überzeugten und im Tor einen Flattermann. Der Titelverteidiger wird bei dieser EM nur negativ überraschen.

 

Portugal: Das Gesamtpaket stimmt. Da ist das nötige Maß an Abgewixtheit (z.B. Scolari), ein klasse Taktgeber (Deco), eine ausgewogene Spielanlage aus Sicherheit und Kreativität (Deco), eine Prise Wucht (z.B. Almeida) und jede Menge Ronaldo. Das mit dem Fado und etwaige Torhüterkapriolen wird sich nicht auswirken.

Österreich: Ich denke jetzt nicht an das eigentümliche Völkchen, das Kollege Bogner preist, sondern an Hickersbergers Rumpeltruppe. Österreich wird mit seiner Underdog-Rolle und dem Heimvorteil wuchern und - so platt es auch klingt - über sich hinauswachsen. Anders als die Schweizer übrigens, die schon so ziemlich gut sind.