Mit Lehmann gegen Schweiz

SID
Fußball, Deutschland, Löw, EM 2008
© DPA

Berlin - Joachim Löw zieht seinen EM-Plan mit Jens Lehmann auch nach dessen Wackel-Einlagen im jüngsten Test gegen Österreich weiter uneingeschränkt durch.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Im nächsten Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am 26. März gegen die Schweiz bekommt der Arsenal- Schlussmann wie langfristig festgelegt neue Spielpraxis - und damit die Chance auf eine schnelle Wiedergutmachung.

"Ich gehe davon aus, dass Jens gegen die Schweiz spielen wird", erneuerte der Bundestrainer in der "Sport Bild" das Aufbau-Programm für den 38-Jährigen. Löw hatte schon nach dem 3:0 in Wien klar gemacht, dass er weiterhin mit Lehmann als Nummer 1 für die EM plane. "Wir stellen jetzt nicht alles infrage", betonte der DFB-Chefcoach.

Angesichts der unklaren Situation von Lehmann bei seinem Klub in London, wo er noch immer nur als Ersatz für den derzeit erkrankten Manuel Almunia gilt, weiß Löw um die anhaltenden Diskussionen um seinen Stammkeeper. "Das ist klar. Aber wir haben sehr viel Vertrauen zu ihm", bemerkte der Bundestrainern nach Lehmanns Fehlern in Österreich.

Jens hat Routine 

Falls Lehmann allerdings auch gegen die Schweiz oder in den Einsätzen für Arsenal erneut patzen sollte, bekommt Löw, der einen Wechsel seiner Nummer 1 im Winter zu Borussia Dortmund als Spiel-Garantie gern gesehen hätte, ein Problem. Denn einen ernsthaften Alternativ-Plan mit Timo Hildebrand (7 Länderspiele) oder Robert Enke (1) als EM-Torhüter gibt es offenbar nicht.

"Jens hat Routine, Erfahrung, er strahlt Ruhe aus", beschrieb Löw die Vorzüge von Lehmann (52 DFB-Spiele) gegenüber den potenziellen Nachrückern. Zudem schätzt die Sportliche Leitung das moderne, offensive Torwart-Spiel des Wahl-Engländers. Dies hatte vor der WM 2006 auch den entscheidenden Ausschlag gegen Platzhirsch Oliver Kahn gegeben.

Offiziell hatte der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann von einer "ganz knappen" Entscheidung im Duell um die Nummer 1 gesprochen, inoffiziell aber auf Welten zwischen Lehmann und Kahn verwiesen. Ähnlich deutlich dürfte trotz Lehmanns Sorgen bei Arsenal die Torwart-Rangfolge im DFB-Team vor der EM 2008 sein.

Kein Ausflugs-Verbot für Lehmann

Die Fans sehen es ähnlich: In einer von "Vanity Fair" in Auftrag gegebenen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid sprachen sich knapp die Hälfte der Befragten für Lehmann als EM-Torhüter aus, für Hildebrand nur 15 und für Enke vier Prozent. 16 Prozent votierten für Kahn, der längst aus der Nationalelf zurückgetreten ist.

Auch nach Wien, wo Lehmann bei einem unmotivierten Ausflug aus dem Strafraum zu spät kam, wird es kein Ausflugs-Verbot für den gebürtigen Essener geben. "Eigentlich erwarten wir von Jens, dass er diese Bälle erläuft und so gefährliche Situationen vermeidet", sagte Bundestorwart-Trainer Andreas Köpke.

"Es ist gut, dass er Risiko geht und nicht Alibi spielt", hatte Teammanager Oliver Bierhoff schon nach dem Wien-Spiel festgestellt. "Jens ist erfahren genug, dass er dem Druck standhält."

EM-Kandidaten in der Zwickmühle

Derweil gibt es in der Bundesliga wegen der von Löw und Bierhoff geforderten Extraschichten der Nationalspieler im Hinblick auf die Europameisterschaft ersten Ärger in der Bundesliga. Der Fokus liege erst einmal auf dem Verein, nicht auf der EM, hielt Stuttgarts Manager Horst Heldt den Ansprüchen der DFB-Verantwortlichen entgegen.

Der Konflikt zwischen Klubs und Nationalteam ist nicht neu und auch nie hundertprozentig aufzulösen. Nach der totalen Fokussierung auf das Mega-Event WM 2006 und damit das Nationalteam aber wollen die Klubs der EM nicht die gleiche Priorität einräumen.

"Für ein EM-Ticket muss die Leistung im Verein vorhanden sein", betonte Heldt. EM-Kandidaten wie Mario Gomez, der täglich zusätzlich eine Stunde ackert, Thomas Hitzlsperger und Roberto Hilbert seien in einer "absolut vorhandenen Zwickmühle".

Erstens würden die von Löw verlangten "ein bis zwei Sonderschichten pro Woche" gar nicht ins Trainingsprogramm des Klubs passen, bemerkte VfB-Trainer Armin Veh. Zudem könne es nicht sein, "dass immer ein Bild in der Öffentlichkeit gezeichnet wird, dass Spieler nicht fit zur Nationalmannschaft kommen", kritisierte Heldt.