EM

Harmonie gepaart mit Raffinesse

Von SPOX
Die Gastgeber aus Frankreich gehen als einer der Titelanwärter ins Turnier
© getty

Vom 10. Juni bis 10. Juli findet im Land des zweifachen Europameisters Frankreich die 15. Fußball-EM statt. SPOX stellt die 24 Endrunden-Teilnehmer vor. Den Anfang macht: Frankreich.

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Land: Frankreich

Einwohner: 66 Millionen

Weltranglistenplatz: 17

EM-Teilnahmen: 8

Größte EM-Erfolge: 2x Europameister (1984, 2000)

Hier geht's zur EM-Gruppe A

Der Star: Paul Pogba. Mit 23 Jahren lastet schon ein immenser Druck auf den doch recht schmalen Schultern des schlaksigen Mittelfeldspielers. Nichts anderes als der EM-Titel soll am Ende des Turniers herausspringen und Pogba soll die Grande Nation dahinführen. Bei Juventus hat er sich zum "Franchiseplayer" gemausert und die Abgänge von Arturo Vidal und Andrea Pirlo vergessen gemacht. Von allen Seiten wird Pogba mit Lob überschüttet. "Ich habe mit einigen großartigen Talenten gespielt, aber Pogba war der beste junge Spieler, den ich jemals gesehen habe. Er ist der kompletteste zentrale Mittelfeldspieler der Welt", sagt etwa Pirlo über ihn. Frankreichs Volksheld Zinedine Zidane sieht in ihm eine Mischung aus Claude Makelele und Patrick Viera. "Wenn Paul so weitermacht, wird er einer der Größten", schwärmt der Trainer vom Champions-League-Sieger Real Madrid. Der beidfüßige Pogba wurde zuletzt vier Mal in Folge italienischer Meister, ein internationaler Titel fehlt ihm allerdings noch. Mit einer erfolgreichen EM kann er die wenigen Kritiker verstummen lassen, die Pogba daher noch nicht in der Weltklasse sehen.

Der Trainer: Didier Deschamps. Der Coach führte die Equipe Tricolore zu seinen aktiven Zeiten zu ihren letzten beiden Titeln. 1998 und 2000 war es Deschamps, der jeweils als Kapitän die Trophäe in den Nachthimmel reckte. Seitdem ist viel Wasser die Seine hinuntergeflossen und Frankreich will nach 16 Jahren endlich wieder einen großen Titel erreichen. Bereits bei der WM in Brasilien formte Deschamps aus einem Kader mit vielen hochbegabten, aber auch schwer zu disziplinierenden Kickern eine durchaus schlagkräftige Truppe, scheiterte allerdings im Viertelfinale an Deutschland. Deschamps hatte im Vorfeld der EM genug Möglichkeiten zum Testen, da die Franzosen als Gastgeber keine Qualifikation spielen mussten. Doch aufgrund der Sex-Tape-Affäre um Karim Benzema und Matthieu Valbuena hatte Deschamps andere Brandherde zu löschen - und dennoch hat er einen Kader nominiert, der individuelle Klasse und Kampfgeist miteinander vereint. Dabei schreckte er auch zum Wohle des Mannschaftsgefüges nicht vor der einen oder anderen unpopulären Entscheidung zurück.

Der Kapitän: Hugo Lloris. Lange Zeit galt der Torhüter als zu blass, zu introvertiert, zu langweilig für das französische Gehäuse. Lloris wurde über Jahre als Notlösung wahrgenommen. Eigentlich sehnten sich die Franzosen nach einem Typen wie Fabien Barthez, der zwar nicht immer der Sicherste war, dafür aber teils spektakuläre Paraden zeigte. Lloris ist da so ganz anders, sein Spiel ist ähnlich unspektakulär wie sein Erscheinungsbild. Auch medial wurde er in seinem Heimatland als Floskelmaschine verspottet, doch inzwischen hat der 29-Jährige sein Profil geschärft. Er tritt in der Öffentlichkeit selbstbewusster auf und ist spätesten seit der WM in Brasilien absolut unumstritten. Bei den Tottenham Hotspur spielte er eine starke Saison und kassierte gemeinsam mit Uniteds David De Gea die wenigsten Gegentreffer (35) in der abgelaufenen Spielzeit. Die Franzosen scheinen sich zuletzt mit Lloris arrangiert zu haben, seine Klasse aber war seit langem schon unbestritten.

Der Spieler im Fokus: Antoine Griezmann. Der Stürmer von Atletico Madrid war so etwas wie die tragische Figur im Champions-League-Finale gegen Real Madrid, weil Griezmann kurz nach der Pause einen Strafstoß an die Latte nagelte und seine Rojiblancos anschließend im Elfmeterschießen den Königlichen unterlagen. Dennoch war der 25-Jährige einer der überragenden Akteure in Spanien. 22 Buden in 38 Spielen erzielte Griezmann, für einen Titel mit Atletico reichte es am Ende allerdings nicht. Auch wenn er auf einer anderen Position zu Hause ist und mehr Torgefahr ausstrahlt, ist Griezmann der legitime Nachfolger von Franck Ribery. Klein, schnell, trickreich - all diese Attribute vereint Griezmann und kombiniert diese mit einem starken Torriecher. Für den Linksfuß könnte die EURO der Durchbruch zur Weltklasse bedeuten. Vorausgesetzt, er avanciert nicht wieder zum tragischen Helden.

Die Wunschelf (4-1-2-3): Lloris - Sagna, Koscielny, Rami, Evra - Kante - Matuidi, Pogba - Payet, Giroud, Griezmann

Die Prognose: Deschamps hat eine harmonische Truppe geschaffen, die Physis und Raffinesse vereint. Einziges Problem ist die Defensive, die durch den Ausfall von Raphael Varane an Schnelligkeit eingebüßt hat. Sollte dieser Nachteil aber im Verbund aufgefangen werden, gehört Frankreich auch aufgrund des Heimvorteils zu den klaren Titelanwärtern.

Frankreich: Kader, News, Spiele