EM

Rachegelüste und ein Stinkefinger

Von SPOX
Kroatien scheiterte bei der EM 2008 im Elfmeterschießen an der Türkei
© Getty

Teil eins der EM-Playoffs auf dem Weg nach Polen und in die Ukraine (ab 19.45 Uhr im LIVE-TICKER). Cristiano Ronaldo wird in Bosnien mit Nettigkeiten überhäuft, Montenegro und Estland träumen und Kroatien brennt auf Revanche. Alle Spiele im Überblick.

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Türkei vs. Kroatien (Fr., 20.05 Uhr im LIVE-TICKERund im Live-Stream)

Im Viertelfinale der EM 2008 erzielte die Türkei gegen Kroatien in der 119. Minute den 1:1-Ausgleich und setzte sich anschließend im Elfmeterschießen durch. "Seit drei Jahren warten wir auf die Möglichkeit, um uns zu rächen. Die Türken sind stark, aber wir sind stärker. Wir haben mehr Qualität und werden weiterkommen", sagte Trainer Slaven Bilic.

Der Coach muss allerdings auf einige wichtige Spieler verletzungsbedingt verzichten: Mladen Petric, Ivan Strinic, Dejan Lovren und Niko Kranjcar, mit vier Treffern in der Quali bester Torschütze der Kroaten. Dafür darf sich Bilic auf Mario Mandzukicin Hochform freuen. Der Wolfsburger Stürmer traf in der Bundesliga schon sieben Mal.

Türkeis Trainer Guus Hiddink kann bis auf Yekta Kurtulus (Kreuzbandriss) auf alle Spieler zurückgreifen. Der Einsatz von Colin Kazim-Richards ist noch fraglich. Der Offensivallrounder von Galatasary Istanbul absolvierte aber wieder das Lauftraining und wird spätestens zum Rückspiel fit sein.

Mit Halil und Hamit Altintop, Ömer Toprak und Gökhan Töre sind zwei ehemalige bzw. zwei aktuelle Bundesliga-Profis im Aufgebot. Hiddink über das Spiel: "Kroatien hat sich in den letzten Jahren viel Respekt in Europa erarbeitet. Es wird nicht einfach, aber wir werden unser Ziel erreichen."

Geleitet wird die Partie vom deutschen Referee Dr. Felix Brych.

Estland vs. Irland (Fr., 20.45 im LIVE-TICKER)

"Super, unglaublich, historisch!", titelte die größte Tageszeitung Estlands "Eesti Paeveleht" nach dem Erreichen der Playoffs. Immerhin ließ man in der Quali Serbien hinter sich. "Noch nie zuvor haben wir ähnlich effizient und attraktiv gespielt", schwärmte Verbandspräsident Aivar Pohlakdas.

Der Traum soll weitergehen. Mit "No-Names" wie Alo Bärengrub oder Enar Jääger hofft Trainer Rüütli auf "ein Resultat, das uns alle Chancen für das Rückspiel in Dublin offen lässt". Die 9692 Tickets fürs Hinspiel waren innerhalb von 15 Minuten vergriffen.

Irlands Trainer Giovanni Trapattoni hat großen Respekt vor dem vermeintlichen Underdog: "Wir haben keinen Grund, Estland zu unterschätzen. Estland hat Qualität und mentale Stärke."

Die Iren leben von ihrer Erfahrung. Die Stützen der Mannschaft, Shay Given, Robby Keane oder Damien Duff, sind allesamt über 30. Im Hinspiel stehen aber wichtige Spieler nicht zur Verfügung: John O'Shea, Shane Long, Kevin Doyle und vermutlich auch Darren O'Dea. Auch Robby Keanes Einsatz ist nicht sicher.

Auf der Insel sind die Playoff-Spiele nicht nur aus sportlicher Sicht bedeutsam: "Nach dem Niedergang der Ökonomie herrscht eine düstere Stimmung im Land. Es ist unsere Chance, mit der EM-Teilnahme den Leuten ein gutes Gefühl zu geben. Wenn wir das schaffen, wäre ich sehr stolz", sagte Torwart Given.

Außerdem gilt es noch das WM-Trauma zu bekämpfen. Auf dem Weg nach Südafrika scheiterten die Iren an der Hand von Thierry Henry. 1988 waren die Iren zum letzten Mal bei einer EM dabei.

Bosnien und Herzegowina vs. Portugal (20 Uhr im LIVE-TICKER)

Neuauflage der Playoff-Paarung zur WM 2010. Im November 2009 gewann Portugal beide Spiele mit 1:0. Diesmal soll es klappen für Bosnien. Nationaltrainer Safet Susic: "Warum sollte uns nicht eine Überraschung gelingen? Die haben Cristiano Ronaldo, wir haben Edin Dzeko. Und ich sehe keinen Grund, warum ein Dzeko einen geringeren Unterhaltungswert bei der EM haben soll als ein Ronaldo."

Dzeko schreibt Portugal die Favoritenrolle zu: "Jedes Team, in dem Ronaldo spielt, ist Favorit." Ronaldo nimmt gerne an: "Wir haben eine große Mannschaft mit großen Spielern. Ich bin sicher: Wir fahren zur EM."

Bei der Ankunft in Bosnien erlebte Ronaldo wieder allerhand Herzlichkeiten. Bosnische Fans begrüßten ihn auf dem Flughafen in Zenica mit "Messi, Messi"-Sprechchören. Als er im Abschlusstraining mit einem Laser-Pointer belästigt wurde, packte Ronaldo den Stinkefinger aus.

Bosnien fehlen mit den gelb-gesperrten Sasa Papac und Boris Pandza zwei Abwehrspieler. Als Defensiv-Alternative berief Susic Sanel Jahic von APOEL Nikosia ins Aufgebot. Ebenfalls dabei ist Bundesliga-Profi Sehad Salihovic, der allerdings nach einem Knie-Ödem seit September nicht mehr auf dem Feld gestanden hat. Sein Einsatz ist fraglich.

Bei Portugal hat sich das Lazarett im Vergleich zum letzten Quali-Spiel gegen Dänemark (1:2) gelichtet: Danny, Hugo Almeida, Pepe und Fabio Coentrao kehren zurück ins Aufgebot. Trainer Paulo Bento freut sich: "Die Rückkehr von einigen wichtigen Spielern gibt uns mehr Möglichkeiten - aber nur das. Nicht mehr."

Für Bosnien wäre es die erste Teilnahme an einem großen Turnier überhaupt. Portugal zeigte in der Quali mit zwölf Gegentoren Schwächen in der Defensive.

 

Tschechische Republik vs. Montenegro (20.15 im LIVE-TICKER)

Montenegro wusste in der Quali-Gruppenphase mit Minimalismus zu überzeugen. Acht Spiele, sieben Tore, zwölf Punkte. In England rang man den Three Lions ein 0:0 ab.

Doch dann wurde es turbulent in Montenegro: Erfolgstrainer Zlatko Kranjcar wurde entlassen. Grund war ein Zerwürfnis mit dem Verbandspräsidenten Dejan Savicevic. Brank Brnovic wird Montenegro nun in die Playoffs führen. "Wir haben die Qualität, Tschechien zu bezwingen", sagte er.

Bekannte Namen hat Montenegro nicht viele. Lediglich Stefan Jovetic (AC Florenz), Juventus-Stürmer Mirko Vucinic und Simon Vukcevic von den Blackburn Rovers spielen auf internationalem Top-Niveau. Aus der 2. Liga steht Milorad Pekovic von Greuther Fürth im Kader. Außer Marko Basa von OSC Lille (Laboriert an Schulterverletzung) hat Montenegro keine verletzten Spieler zu beklagen.

Vucinic sieht Montenegros große Stunde gekommen: "Für uns heißt es: jetzt oder nie! Wir müssen diese beiden Spiele so angehen, als wären es die letzten unserer Karriere."

Bei den Tschechen sind Tomas Hübschmann und Tomas Hubik gesperrt. Dagegen kann Petr Cech trotz einer gebrochenen Nase spielen. Laut Mannschaftsarzt Petr Krejci hat Cech immer noch Schmerzen, die finale Entscheidung liege beim Spieler.

Trainer Michel Bilek verbindet Cechs Einsatz mit dem Schicksal der Tschechen: "Seine Präsenz auf dem Spielfeld ist für uns von unschätzbarem Wert. Er ist einer der besten Torhüter der Welt."

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