Aufschwung Haching: Fürth als Vorbild

SID
Stephan Thee (l.) und Dominik Rohracker (M.) sind die besten Torschützen der Spielvereinigung
© Getty

Die SpVgg Unterhaching mischt mit einem Mini-Etat die 3. Liga auf und ist Tabellenführer. Trotzdem fehlt dem sportlichen Leiter Manfred Schwabl die Anerkennung.

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Manfred Schwabl sitzt an seinem Schreibtisch in der Geschäftsstelle der SpVgg Unterhaching - und der Präsident des Münchner Vorstadtklubs blickt direkt in den leeren Sportpark: "Ich würde mir wünschen", sagt der frühere Nationalspieler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "dapd", "dass dieses Stadion endlich mal wieder gut gefüllt ist. Im Schnitt haben wir 2.500 Zuschauer. Unser größtes Problem ist, dass wir neben dem FC Bayern und 1860 anscheinend nicht richtig wahr genommen werden. Das ist mir ein großes Rätsel."

Unterhaching und der Kampf um fehlende Anerkennung. Als Schwabl diese Sätze sagt, sind erst ein paar Stunden vergangen seit dem furiosen 4:2-Erfolg beim 1. FC Saarbrücken, dem vierten Sieg hintereinander in der Dritten Liga. Die im Volksmund liebevoll Haching genannte Mannschaft steht nach elf Spieltagen mit 25 Punkten überraschend auf Platz eins. "Die Tabelle schaue ich mir nicht an", sagt Schwabl, "das ist alles nur eine Momentaufnahme."

Dennoch freut sich der ehemalige Bayern-Profi, wenn er ab und zu aus der Bundesliga Lob für die Aufbauarbeit bekommt: "Der Mike Büskens, der Fürther Trainer, schickt mir ab und zu eine SMS oder ruft an und beglückwünscht uns. Das finde ich richtig geil. Die Fürther sind auch unser Vorbild. Die haben es als vermeintlicher Underdog bis in die Bundesliga geschafft."

Wie ein kleines Fußball-Wunder

Daran denkt beim Ex-Bundesligisten freilich derzeit keiner - und doch entwickelt Schwabl mit dem Trainer-Duo Claus Schromm/Manuel Baum, das er als "Glücksfall" bezeichnet, eine eigene Fußball-Philosophie: "Wir holen uns Spieler, die es bei Bayern oder 1860 nicht ganz schaffen oder setzen auf Talente aus der eigenen Jugend und aus der Region, die ehrliche Arbeit abliefern."

Einer davon ist der ehemalige Jugend-Nationalspieler Daniel Hofstetter, der vor der Saison ablösefrei vom TSV 1860 kam. "Er ist einer der großen Überraschungen bei uns. Wie Daniel unsere Abwehr führt, das ist schon sensationell", sagt Schwabl. Und auch dem hochtalentierten Wandervogel Savio Nsereko hat Schwabl in Unterhaching eine letzte Chance gegeben. Der 23-jährige Offensivspieler wurde für eine Saison vom italienischen Erstligisten AC Florenz ausgeliehen.

Die Erfolgsstory in Unterhaching gleicht einem kleinen Fußball-Wunder. Vor ein paar Monaten stand der ehemalige Bundesligist noch vor dem finanziellen Aus. Jetzt schnuppert der Verein mit dem Mini-Etat von einer Million Euro, dem geringsten Budget aller Profiklubs, Höhenluft. Damit der Spielbetrieb gesichert ist, musste Unterhaching seinen besten Spieler, Sascha Bigalke, für eine Ablösesumme von 300.000 Euro zum 1. FC Köln ziehen lassen.

"Wollen ein Sprungbrett sein"

"Das haben wir nicht gern getan", sagt Schwabl, "aber das ist Teil unserer Konzeption. Wir wollen ein Sprungbrett sein. Auch Fürth schämt sich nicht, immer wieder gute Spieler zu verkaufen. Auch wir müssen das so machen." Wie schwierig es ist, Geld für den Klub zu sammeln, spürt Schwabl bei der Suche nach einem Hauptsponsor. Haching spielt oben ohne. "Dass es so schwer wird, hätte ich nie gedacht", bemerkt Schwabl. "Aber wir sind gerade dabei, auch da eine gute Lösung zu finden."

Trotz fehlender Anerkennung im Umfeld spürt der Präsident sechs Jahre nach dem Zweitliga-Abstieg dennoch eine gewisse Aufbruchstimmung: "Wir tun alles dafür", sagt Schwabl, "dass wir diesen Verein wieder in eine gute Zukunft bringen."

Die SpVgg Unterhaching im Steckbrief