Einmal so sein wie Michael Owen

Von Interview: Kevin Bublitz / Mark Heinemann
Moritz Hartmann spielt seit dem Sommer 2009 für den FC Ingolstadt 04
© Getty

Moritz Hartmann zog es vergangenen Sommer vom Rhein an die Donau. In der ersten Mannschaft des 1. FC Köln nicht eingesetzt, suchte der Stürmer sein Glück beim FC Ingolstadt in der 3. Liga. Dort entwickelte er sich prompt zum Goalgetter, aktuell führt er die Torschützenliste mit 16 Treffern an. Im Interview spricht der 23-Jährige über Zecke Neuendorf, seine Vorbilder und seinen großen Traum.

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SPOX: Herr Hartmann, das Spiel in Erfurt fiel den Schneemassen zum Opfer. Nun steht das Topspiel gegen Spitzenreiter Osnabrück an. Sind Sie bestens gerüstet für die Rückrunde?

Moritz Hartmann: Ja, die Vorbereitung verlief trotz der Testspiel-Niederlagen, wo wir starke Gegner hatten, sehr positiv. Ich bin mir sicher, dass wir die Form aus dem letzten ins neue Jahr mitgenommen haben und Osnabrück schlagen können.

SPOX: Ihr persönliches Ziel dürfte, neben dem Aufstieg in die 2. Bundesliga, sicher die Torjägerkanone sein, oder?

Hartmann (grinst): Wenn ich Torschützenkönig der 3. Liga werden kann, wäre das natürlich überragend für mich. Aber wichtiger ist natürlich das Ziel der Mannschaft, und das ist der Aufstieg.

SPOX: Sie spielen Ihre erste Profisaison. Hätten Sie damit gerechnet, dass Sie gleich so einschlagen würden?

Hartmann: Überhaupt nicht. Nach dem Wechsel habe ich mir das Ziel gesteckt, mir einen Stammplatz zu erkämpfen. Dass ich das so schnell schaffe und dann noch so viele Tore schieße, hätte ich nie zu träumen gewagt. Mit acht oder neun Toren wäre ich auch zufrieden gewesen, jetzt sind es eben doppelt so viele.

SPOX: Haben Sie denn Vorbilder, an denen Sie sich auf Ihrem Weg orientieren?

Hartmann: Als Stürmer sind natürlich Spieler wie Michael Owen, Didier Drogba oder Thierry Henry die großen Vorbilder. Das sind überragende Stürmer. Wenn man nur halb so gut werden könnte, wäre das der Hammer. Aber an solche Spieler kommt man natürlich nur ganz schwer dran.

SPOX: Im Sommer sind Sie vom 1. FC Köln (U23) nach Ingostadt gewechselt. Wie groß war der Kulturschock?

Hartmann: So schlimm ist es hier nicht (lacht). Ingolstadt ist keine Großstadt, aber ich kann hier alles in zehn Minuten erreichen. Ich mag so übertrieben große Städte eigentlich auch nicht so sehr. Die Leute hier sind nett, die Mannschaft sowieso und ich habe mich gut eingelebt. Bisher hatte ich keine Probleme.

SPOX: Sie wurden ursprünglich als Ergänzung zu Ersin Demir und Steffen Wohlfarth eingekauft. Inzwischen muss man wohl sagen, dass die beiden Offensivkollegen eher Sie ergänzen, oder?

Hartmann: Die beiden haben sehr viele Spiele in der 2. Liga gemacht, aber ich wusste, was ich kann, als ich hier unterschrieben habe. Den Stammplatz habe ich mir definitiv zugetraut, sonst wäre der Wechsel ja auch schwachsinnig gewesen. In der Saison habe ich jetzt die Buden gemacht und darum mussten die Kollegen weichen. Das ist bitter für die beiden, aber so ist nun mal das Geschäft.

SPOX: Die Chancen kreiert mitunter auch Zecke Neuendorf. Wie wichtig ist er für Ihre erfolgreiche Saison?

Hartmann: Für einen Stürmer ist es immer toll, wenn man im Mittelfeld Leute wie Zecke oder auch einen Stefan Leitl hat, die nicht nur tödliche, sondern auch maßgeschneiderte Pässe spielen können. Alles was ich tun muss, ist im richtigen Moment zu starten und den Pass zu verwerten.

SPOX: Zecke lobt Sie in den höchsten Tönen. Sie würden es dem Mittelfeld leicht machen und er ziehe den Hut vor Ihrer Leistung. Das geht runter wie Öl, oder?

Hartmann: Auf jeden Fall. Zecke hat schon einiges erlebt und viele Bundesligaspiele auf dem Konto. Da schmeichelt einem so ein Lob sehr und man weiß, dass man einiges richtig gemacht hat.

SPOX: Mit ihrer außergewöhnlichen Leistung haben Sie natürlich Begehrlichkeiten bei höherklassigen Klubs geweckt. Werden Sie Ihren bis 2011 laufenden Vertrag erfüllen?

Hartmann: Konkret angesprochen hat mich bisher niemand. Insofern stellt sich die Frage für mich gar nicht. Steigen wir auf, werde ich sicher beim FCI bleiben. Aber jetzt warten wir erstmal ab, was in der Rückrunde noch alles passiert.

SPOX: Trotz der insgesamt positiven Hinserie musste Horst Köppel die Segel als Cheftrainer streichen. Wo lagen die Gründe?

Hartmann: Das ist schwer zu sagen. Letztendlich haben wir unter ihm nicht konstant genug gespielt und zu viele Spiele verloren. Wir haben die richtige Mischung zwischen Offensive und Defensive nicht gefunden, das hat sich unter Michael Wiesinger geändert. Wir stehen hinten kompakter, darunter hat unsere Durchschlagskraft vorne aber nicht gelitten.

SPOX: Sind Sie Köppel dennoch ewig dankbar, dass er am ersten Spieltag gegen die Reserve von Bayern München auf Sie gesetzt hat - Sie erzielten damals prompt Ihr erstes Profitor?

Hartmann: Ich bin froh, dass ich unter so einem erfahrenen Trainer spielen durfte. Das war sehr wichtig für mich. Aber letztendlich hat meine Leistung für mich gesprochen und ich hätte auch unter einem anderen Trainer gespielt.

SPOX: Klingt sehr selbstbewusst...

Hartmann: ...das muss man ja auch sein.

SPOX: Was schätzen Sie am neuen Coach Michael Wiesinger?

Hartmann: Er lässt variabler trainieren und moderner spielen. Er spricht viel mit den Spielern, was Köppel aber auch getan hat. Das Karriereende von Michael Wiesinger ist noch nicht so lange her und er hat unter hervorragenden Trainern gespielt. Das beeinflusst seine Arbeit und davon gibt er uns viel ab. Es macht auf jeden Fall Spaß.

SPOX: Mit Henning Bürger ist ein prominenter Co-Trainer zum Team gestoßen...

Hartmann: ...auch der bringt ungemein viel Erfahrung aus der Bundesliga mit. Das war ein guter Schachzug vom Verein.

SPOX: Apropos Bundesliga: Sind Sie traurig, dass Christoph Daum Ihnen nie ein reelle Chance gegeben hat?

Hartmann: Das kann man so oder so sehen. Erstmal bin ich ihm dankbar, dass er mich in den Kader berufen hat. Aber man hofft dann natürlich, dass man eingewechselt wird, vor allem wenn es in den letzten zwei Saisonspielen um nichts mehr geht. Wenn man jungen Spielern die Chance gibt, kann das sicher immer nur förderlich sein. Mit mir wollten sie es wohl nicht probieren. Da war ich enttäuscht, aber das ist letztendlich Vergangenheit. Ich bin froh, dass ich jetzt in Ingolstadt bin. Ich gehe einfach meinen eigenen Weg und hoffe, dass ich irgendwann meinen ersten Bundesligaeinsatz bekomme. Das ist mein Traum.

Moritz Hartmann im Steckbrief