"Die Liga kann sich sehen lassen"

Von Kevin Bublitz/Mark Heinemann
Helmut Sandrock glaubt an den Erfolg der 3. Liga. Die Bilanz gibt dem Direktor recht
© Getty

Nach zwanzig Spieltagen ist die zur Spielzeit 2008/2009 neu eingeführte 3. Liga in ihre erste Winterpause gegangen. Helmut Sandrock, Direktor des Spielbetriebs 3. Liga beim Deutschen Fußball Bund, zieht gegenüber SPOX eine positive Halbzeitbilanz.

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"Wir sind mit der bisherigen Entwicklung sehr zufrieden und mehr denn je davon überzeugt, dass die Einführung dieses DFB-Premiumproduktes der absolut richtige Schritt war", betont Sandrock.

Er verweist dabei auf die positive Resonanz von Seiten der 20 in der 3. Liga spielenden Vereine und der Fans. So hätten die aktuellen Zuschauerzahlen die Erwartungen des DFB und der Vereine zu großen Teilen erfüllt.

Im Schnitt besuchten etwa 5.500 Fans die Stadien. Eintracht Braunschweig (13.600) und Fortuna Düsseldorf (12.100) können im Durchschnitt sogar fünfstellige Besucherzahlen vorweisen.

Zuschauerboom in Dresden und Aue

Auch im Osten Deutschlands boomt die Liga, denn die Zahlen von Dynamo Dresden (9.900) und Erzgebirge Aue (8.400) sind zweitligareif. Schlusslichter sind die Reserveteams der Profimannschaften.

Dem FC Bayern München (1.900), folgen der VfB Stuttgart (1.100) und der Ligaletzte Werder Bremen (800). "Insgesamt können sich die Zahlen sehen lassen", meint Sandrock.

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Die guten Zuschauerzahlen führt er auf das ausgeglichene Niveau und die damit verbundene Spannung in der Liga zurück: "Ich gehe davon aus, dass das Rennen um die Aufstiegsränge und der Kampf gegen den Abstieg bis zum Ende spannend bleiben werden." Dementsprechend brauche sich Deutschland mit seiner 3. Liga auch im internationalen Vergleich nicht zu verstecken.

"Die Liga muss sich natürlich noch weiter etablieren, aber andere Verbände haben noch nicht einmal eine dritte Profiliga. Daher sind wir sicherlich auf einem guten Weg", erklärt Sandrock. Möglicherweise entwickelt sich die 3. Liga in Zukunft gar zu einer Talentschmiede des deutschen Fußballs.

Nachwuchstalente haben gute Entwicklungschancen

Den Grundstein dahin, sieht der DFB-Funktionär, der als Jugendlicher selbst 18 Mal für DFB-Auswahlmannschaften aktiv war, gelegt: "Die Nachwuchstalente der zweiten Mannschaften sowie der namhaften Traditionsvereine haben eine perfekte Möglichkeit, sich Woche für Woche sportlich auf sehr hohem Niveau zu messen und einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren."

Als Beispiel dient der 21-jährige Anton Fink von der SpVgg Unterhaching, der mit seinen Leistungen das Interesse zahlreicher Vereine geweckt hat.

Doch bei allen positiven Aspekten hatte die 3. Liga im ersten Halbjahr auch mit den Schattenseiten des Fußballs zu kämpfen. Fanausschreitungen ließen Vereine und Liga in der Öffentlichkeit in einem negativen Licht erscheinen.

Sandrock wehrt sich allerdings dagegen, das Thema über Gebühr aufzubauschen: "Es gab unschöne Vorfälle, die nicht sein sollen."

Kein Gewaltproblem in der 3. Liga

Ein Gewaltproblem habe die 3. Liga aber nicht, "auch wenn es durch die höhere TV- und Medienpräsenz in der öffentlichen Wahrnehmung bisweilen so aussieht."

Die nackten Zahlen zeigen, dass die Anzahl der Ausschreitungen in der 3. Liga unter denen der Vorjahre in der Regionalliga liegen.

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"Es gab konkret neun Fälle, in die insgesamt sechs Vereine verwickelt waren", beruhigt der gebürtige Aachener und kündigt an, dass der DFB in Zusammenarbeit mit den Vereinen auch weiterhin alles dafür tun werde, um die Zahl der Ausschreitungen zu reduzieren.

Höhe der TV-Gelder noch nicht klar

Im Zusammenhang mit der besagten höheren TV- und Medienpräsenz sowie dem neuen TV-Vertrag mit der Sportrechte- und Marketing-Agentur GmbH "SportA" waren in den vergangenen Wochen Zahlen im Umlauf, wonach die Vereine in der Spielzeit 2009/2010 rund 800.000 Euro an TV-Geldern kassieren werden.

Sandrock gibt sich dazu noch bedeckt: "Ich kann die in der Öffentlichkeit verbreiteten Zahlen derzeit weder bestätigen noch dementieren."

Fest steht ein Sockelbetrag von 15,8 Millionen Euro, den der DFB den Vereinen der 3. Liga und der Regionalliga für die kommende Saison zur Verfügung stellt.

Lizenzverfahren: Mindestanforderungen sind zu erfüllen

"Wie dieses Geld zwischen den beiden Ligen aufgeteilt wird, steht noch nicht fest." Vielmehr habe der DFB Hermann Korfmacher - den ersten Vizepräsidenten des DFB - beauftragt, bis zum Januar 2009 Vorschläge zu erarbeiten und eine Abstimmung mit den Vereinen herbeizuführen.

Mit Blick auf das erste Lizenzierungsverfahren macht Sandrock Hoffnung: "Teams, die sich sportlich qualifiziert haben, sollen generell in der 3. Liga spielen." Es gebe allerdings Mindestanforderungen, die erfüllt werden müssen.

"Wenn es im Lizenzverfahren an der ein oder anderen Ecke haken sollte, sind wir bereit, gemeinsam eine Lösung zu finden", beruhigt Sandrock, um gleichzeitig zu betonen, dass dies nicht bedeute, dass es "eine Erweiterung der technisch-organisatorischen und wirtschaftlichen Lizenzierungsanforderungen geben" werde.

3. Liga: Ergebnisse und Tabelle im Überblick