DFL von Ausschreitungen im Pokal erschrocken

SID
Beim Pokalspiel zwischen Hannover und Dynamo Dresden waren Fans auf den Platz gestürmt
© Getty

Andreas Rettig ist nach den Ausschreitungen Dresdner Fans beim DFB-Pokalspiel in Hannover am späten Mittwochabend erschrocken. "Das Stadionerlebnis darf für alle kein Ort des Schreckens werden, auch nicht für Polizisten", sagte der designierte Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Donnerstag.

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Am Mittwoch waren zahlreiche Anhänger von Dynamo Dresden am Rande der 3:4-Niederlage im Elfmeterschießen bei Hannover 96 durch gewaltsame Aktionen aufgefallen.

Nach Polizeiangaben wurden am Mittwochabend 21 Personen in Gewahrsam genommen, verletzt wurden drei Polizisten sowie mehrere Ordner und Fans. 1.400 Dresdner Fans hatten vor dem Spiel versucht, die Kontrollpunkte zu durchbrechen und überrannten dabei die Ordner. Nach dem Spiel stürmten die Gästefans das Spielfeld.

"Die Dynamo-Fans haben leider nichts dazu beigetragen, um ihr schlechtes Image zu verbessern", sagte Polizeisprecher Dirk Hallmann am Donnerstag auf dapd-Anfrage. Es habe eine sehr aggressive Stimmung geherrscht, auch die von der Polizei eingesetzten Konfliktmanager hätten nichts bewirken können.

Ordner flüchteten vor den aggressiven Anhängern

Wie viele Personen genau verletzt wurden, lasse sich vermutlich nicht mehr ermitteln, sagte Hallmann. Aus Angst vor den aggressiven Anhängern von Dynamo Dresden seien viele Ordner geflüchtet, berichtete er.

Etwa 400 Gastfans gelangten so unkontrolliert ins Stadion. "Die Ordner hatten teilweise große Angst", sagte Hallmann. Die Süd-Eingänge wurden deshalb vorübergehend gesperrt.

Im Stadion zündeten die Fans beider Lager schließlich Pyrotechnik. Nach dem Spiel stürmten etwa 200 Dynamo-Fans das Spielfeld und zündeten auch dort eine Leuchtrakete auf dem Rasen. Die Polizei konnte die Fans aber recht schnell wieder in ihren Block zurücktreiben.

Rettigt vertedigt DFL-Sicherheitskonzept

Unterdessen verteidigte Andreas Rettig am Donnerstag erneut das bei Fans umstrittene Papier der DFL zur Stadionsicherheit. "Es ist kein in Stein gemeißeltes Konzept, sondern eine Diskussionsgrundlage", gab sich der 49-Jährige gesprächsbereit.

Vieles aus dem Papier werde in der Öffentlichkeit übertrieben dargestellt, kritisierte der frühere Manager des FC Augsburg. "99 Prozent der Fans geht das am Ende gar nichts an", sie seien keine Gewalttäter und von den Maßnahmen nicht betroffen.

"Jeder der Regeln aufstellt und überwacht, wird Gegner haben", sagte Rettig zum Widerspruch aus Fankreisen. In dem Papier waren unter anderem das strikte Verbot von Pyrotechnik, längere Stadionverbote und genauere Einlasskontrollen vorgeschlagen worden.

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Gegenüber Gewalttätern fordert Rettig eine klare Abgrenzung: "Diese Chaoten werden mit keinem Konzept der Welt zu beruhigen sein" und ergänzte: "Das sind Leute, die vorsätzlich Pyrotechnik ins Stadion schmuggeln."

Die Politik müsse finanzielle Mittel bereitstellen

Von der Politik verlangt der designierte DFL-Geschäftsführer neben Forderungen nach mehr restriktiven Maßnahmen gegen Gewalttäter auch die finanzielle Unterstützung von Präventionsarbeit. "Die DFL hat ihre Mittel schon erhöht", betonte er, die Politik müsse ebenfalls finanzielle Mittel für vorbeugende Maßnahmen gegen Gewalt bereitstellen.

Auch Reinhard Rauball will den Staat stärker in die Pflicht nehmen. "Es ist ein verheerendes Signal der Politik, wenn Kommunen Fanprojekte nicht mehr mitfinanzieren und sich aus der Verantwortung ziehen", sagte der Präsident des Ligaverbandes der "Bild"-Zeitung (Donnerstagausgabe).

Das Sicherheitspapier der DFL hält Rauball ebenfalls für diskussionsfähig, betonte aber auch: "Gewalt, Pyrotechnik und Rassismus wollen wir nicht. Personen, die das nicht akzeptieren, haben in unseren Stadien nichts zu suchen."

Andreas Rettig im Steckbrief