Frings: "Alle reden nur von den Bayern"

Von Interview: Petra Philippsen
Torsten Frings wechselte 2005 von Bayern München zurück zu Werder Bremen
© Getty

Vor dem Pokalfinale gegen Bayern München (Sa., 19.45 Uhr im LIVE-TICKER) spricht Bremens Torsten Frings im SPOX-Interview über Werders besondere Cup-Mentalität, die Erinnerung an 1999 und sein spezielles Verhältnis zu Mark van Bommel.

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SPOX: Hatten Sie inzwischen Kontakt mit Mark van Bommel? Sie warten doch noch auf den Dank-Champagner für den Werder-Sieg gegen Schalke...

Torsten Frings: Ich habe ein paar SMS mit Mark geschrieben. Er wollte die Adresse wissen, an die er den Schampus schicken soll. Hab ich ihm gegeben. Aber ich warte immer noch drauf...

SPOX: Sie und van Bommel sind die beiden Führungsspieler Ihrer Mannschaften und verstehen sich ja auch privat gut. Sind Sie so etwas wie Brüder im Geiste?

Frings: Nein, aber wir kennen uns einfach schon ewig. Wir haben schon in der Jugend öfter gegeneinander gespielt. Dass wir ähnliche Fußballertypen sind, konnte man damals noch nicht sehen - da war ich ja auch noch Stürmer.

SPOX: Wer von Ihnen ist der Bessere?

Frings: Ich weiß nicht, ob man das so miteinander vergleichen kann. Das will ich auch gar nicht machen.

SPOX: In Berlin wird es aber auf Sie beide ankommen.

Frings: Es kommt auf niemand Einzelnen an. Wir müssen als Mannschaft funktionieren, nur dann können wir Erfolg haben. Einzelne Spieler werden so ein Spiel nicht entscheiden.

SPOX: Aber man braucht eine Führungsfigur. Jemanden, der durchgreift, wenn etwas aus dem Ruder läuft.

Frings: Darauf kommt es am Samstag nicht an. Es kommt darauf an, welche Mannschaft am meisten investiert und am besten zusammenarbeitet. Die wird das Spiel gewinnen. Da ist es egal, ob ich irgendwas erzähle oder nicht. Wenn jeder für den anderen da ist, falls einer patzt - dann werden wir erfolgreich sein.

SPOX: Bei den Bayern haben aber zuletzt die wichtigen Spiele erst Robben, dann Olic und dann Müller entschieden, jeweils mit mehreren Toren.

Frings: Ja, aber die werden von anderen Spielern freigespielt, andere Spieler machen für sie die Arbeit - nur dann können solche Spieler auch ihre Tore erzielen.

SPOX: Spielt die Tatsache eine Rolle, dass die Bayern eine Woche später noch das Champions-League-Finale haben?

Frings: Ich glaube, das wird die Spieler noch mehr motivieren. Wenn in Berlin einer richtig abfällt, ist er im Champions-League-Finale schnell mal draußen - gerade bei der Qualität der Bayern und der Größe ihres Kaders. Die werden den Teufel tun, sich da zu schonen. Wenn ich in deren Situation wäre, würde ich Vollgas geben, um im Champions-League-Finale auch dabei zu sein.

SPOX: Wer steht mehr unter Druck?

Frings: Wir stehen absolut nicht unter Druck. Warum auch? Wir spielen gegen die vielleicht beste Mannschaft Europas und sind ganz klar Außenseiter. Wir könnten mit einem Sieg eine tolle Saison krönen. Bayern ist schon Meister und hat noch ein Riesenziel vor Augen. Sie haben so oder so eine tolle Saison gespielt.

SPOX: Warum ist Werder so eine besondere Pokalmannschaft?

Frings: Es macht einfach Riesen-Spaß, in Berlin zu spielen, das spornt an. Manche von uns haben das letztes Jahr zum ersten Mal erlebt. Man muss ehrlich sein, dieses Jahr hatten wir auch enormes Glück, was die Auslosung anging. Das war letzte Saison viel schwerer. Trotzdem muss man sich erst mal so durchspielen, wie wir es getan haben. Das zeigt eben, dass wir wieder unbedingt ins Finale wollten.

SPOX: Sie waren mit Bayern und Werder Pokalsieger. War es mit Werder intensiver?

Frings: Es war auch mit Bayern ein schöner Erfolg. Das Double zu holen, war sicher eines der tollsten Erlebnisse meiner Karriere. Aber bei Bayern ist das eben fast schon normal. Deshalb ist so ein Sieg mit Bremen schon noch höher zu bewerten.

SPOX: Warum haben Sie die Bayern damals wieder verlassen?

Frings: Das ist jetzt sechs Jahre her. Ich habe mich bei Bayern nicht wohl gefühlt, in Bremen schon. Für mich persönlich sind solche Sachen höher einzuschätzen, als irgendwelches Geld. Ich habe es nie bereut, nach Bremen zurückgegangen oder woanders nicht hingegangen zu sein.

SPOX: Erinnert Sie die aktuelle Situation an das Pokalfinale 1999? Auch damals war Werder Außenseiter gegen Bayern, spielte nach dem Klassenerhalt ohne Druck auf.

Frings: Ich finde, dass man das miteinander vergleichen kann. Alle reden nur von Bayern, uns hat irgendwie keiner auf dem Plan. Das war 1999 genauso. Damals war eigentlich nur die Frage, wie hoch wir verlieren würden. Dann haben wir für die große Überraschung gesorgt.

SPOX: Und diesmal...?

Frings: Ist es so ähnlich. Von uns redet keiner - und das ist auch gut so. Umso heißer sind wir auf dieses Spiel. Ich glaube, es gibt nichts Schöneres als einen Pokalsieg gegen die Bayern. Zwar auch nichts Schwereres. Aber eben auch nichts Schöneres.

Torsten Frings im Steckbrief