"Der Wahnsinn geht weiter"

SID
Ausgelassene Stimmung herrschte bei den Osnabrückern nach dem Sieg gegen Dortmund
© Getty

Nach dem Sensations-Sieg gegen Dortmund herrscht beim VfL Osnabrück Euphorie. Torschütze Angelo Barletta will den Grund für den Triumph kennen, und Mats Hummels findet klare Worte.

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Die lila-weißen Pokalhelden tanzten am Mittelkreis eine lustige Sieges-Polka und Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp konnte ihnen dabei nur noch mit leerem Blick zuschauen - halb bewundernd, halb enttäuscht.

"Wir sind alle ein Stück VfL Osnabrück", dröhnte die Vereinshymne wieder und wieder aus den übersteuerten Lautsprechern, alles zu Ehren des 3:2 (2:0)-Pokaltriumphs des Drittligisten, der nach dem Hamburger SV nun auch den BVB aus dem Wettbewerb kippte und selbst zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte das Viertelfinale erreichte.

BVB scheiterte kläglich

Das hochspannende Duell der Niedersachsen vor fünf Wochen gegen den HSV mit dramatischem Spielverlauf, Verlängerung und Elfmeterschießen schienen die BVB-Profis nicht wirklich registriert zu haben.

Mit der erwarteten spielerischen Überlegenheit, aber ohne den letzten Siegeswillen versuchten sie sich im Stadion an der Bremer Brücke der unangenehmen Pflichtaufgabe mit möglichst geringem Aufwand zu entledigen - und scheiterten kläglich.

Klopp lobt den Gegner

"Der VfL hat mit unglaublicher Courage gespielt, die Zuschauer haben ihr Team toll unterstützt", lobte Klopp den zwei Klassen tiefer spielenden Sieger, für das eigene Team hatte er derlei warme Worte nicht parat: "Wir wollten immer konsequent gegen den Mann verteidigen, davon hat man diesmal nicht viel gemerkt."

Pech für den 42-Jährigen, dass sein Osnabrücker Trainerkollege und Ex-Dortmunder Karsten Baumann seine Hausaufgaben bei der Spielvorbereitung mehr als ordentlich gemacht hatte.

"Wir wussten genau um die Dortmunder Schwäche bei Defensiv-Standards", plauderte VfL-Kapitän Angelo Barletta mit breitem Grinsen und auch ein wenig Genugtuung aus dem Nähkästchen.

Siegert sorgt für Entscheidung

Und der 32 Jahre alte Italiener machte was daraus: In der 37. Minute verlängerte er mit einem Seitfallzieher einen weiten Einwurf von Tobias Nickenig zum 1:0, fünf Minuten später war der Innenverteidiger per Kopf nach Eckball von Björn Lindemann erfolgreich.

Für die endgültige Entscheidung sorgte ein Kontertor von Benjamin Siegert (69.), für Dortmund waren lediglich Nuri Sahin (55.) und Lucas Barrios (90.+6) erfolgreich.

"Der Wahnsinn geht weiter"

"Der Wahnsinn geht weiter" entfuhr es VfL-Coach Baumann, der im Mittelpunkt der Ovationen der 16.130 Zuschauer stand, bei aller Begeisterung aber vor zu viel Euphorie warnte: "Wann soll man feiern, wenn nicht jetzt, das ist schon klar. Aber für uns geht es schon am Samstag in Erfurt weiter", erinnerte der Fußball-Lehrer an den Drittliga-Alltag, in dem die Norddeutschen als aktueller Tabellenfünfter weiter im Aufstiegsrennen mitmischen.

Der Pokal ist da wichtiger für das Rennommme und vor allem für die Vereinskasse. Bis zu 1,6 Millionen Euro könnte der notorisch klamme Klub im Viertelfinale kassieren, eine Liveübertragung im Free-TV allerdings vorausgesetzt.

Owomoyela: "Wie ein stumpfes Messer"

Doch von solchen Zahlenspielen wollte VfL-Präsident Dr. Dirk Rasch im Jubelsturm um seine Profis vorerst noch nichts wissen: "Erstmal wollen diesen sportlichen Erfolg genießen, der kaum noch zu toppen ist."

Beim Ex-Osnabrücker Patrick Owomoyela hingegen war die Enttäuschung über den sportlichen Offenbarungseid an alter Wirkungsstätte kaum noch zu toppen.

"Wir waren wie ein stumpfes Messer, haben hin und her gespielt, aber nicht geschnitten", sagte der frühere Nationalspieler fast noch diplomatisch.

Teamkollege Mats Hummels war da drastischer: "Das war einer Bundesliga-Mannschaft nicht würdig."

VfL Osnabrück - Borussia Dortmund: Daten und Fakten