"Das geht meistens in die Hose"

Von Interview: Florian Regelmann
Mario Gomez feierte am 7. Februar 2007 gegen die Schweiz sein Debüt in der Nationalmannschaft

Mario Gomez ist einer der großen Hoffnungsträger der deutschen Nationalmannschaft im Hinblick auf die WM 2010. SPOX begleitet den Stürmer des FC Bayern München exklusiv auf seinem ganz persönlichen Weg nach Südafrika. Im siebten Star Watch spricht Gomez über das entscheidende WM-Qualifikationsspiel in Russland und erklärt, warum eine Niederlage nicht infrage kommt.

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SPOX: Würden Sie zustimmen, dass das Russland-Spiel das wichtigste Länderspiel der jüngeren DFB-Geschichte ist? Vielleicht sogar wichtiger als ein EM-Finale? Immerhin ist die Fallhöhe ja unheimlich hoch.

Mario Gomez: Das ist ohne Zweifel ein besonderes und unheimlich wichtiges Spiel. Es geht um die direkte WM-Qualifikation, und das ist unser erklärtes Ziel. Wir werden uns sehr intensiv auf dieses Länderspiel vorbereiten. Ich bin jetzt auch ein Stück weit stolz, dabei zu sein, bei so einem entscheidenden Match. Ein EM-Finale besitzt dennoch einen ganz anderen Stellenwert, denn vielleicht hat man in seiner Karriere nur einmal die Möglichkeit, in einem Finale zu stehen.

SPOX: Wie erwarten Sie die Russen?

Gomez: Sie haben ein Heimspiel und liegen in der Tabelle hinter uns. Sie müssen gewinnen, um die Möglichkeit der direkten Qualifikation zu wahren. Daher erwarten wir auch einen entsprechenden Auftritt des russischen Teams.

SPOX: Man kann davon ausgehen, dass Russland losstürmen wird. Muss man da selbst als Stürmer sein Spiel etwas umstellen, also mehr Augenmerk auf defensive Aktionen legen und nicht (nur) aufs Kerngebiet Toreschießen?

Gomez: Ein Stürmer kann sein Augenmerk heute generell nicht mehr nur auf das Tore schießen legen, sondern hat auch defensive Aufgaben zu erfüllen. Es heißt ja nicht umsonst, dass der Stürmer der erste Abwehrspieler ist.

SPOX: Ein Unentschieden reicht. Kann man überhaupt auf Unentschieden spielen oder wäre das gegen die starken Russen ein zu großes Risiko?

Gomez: Es ist unheimlich schwer, auf ein Unentschieden zu spielen. Das geht auch meistens in die Hose. Wir fahren selbstbewusst nach Russland und wollen gewinnen.

SPOX: Wie wichtig ist es für die Mannschaft, dass das Team länger als sonst vor dem Spiel zusammen ist?

Gomez: Natürlich ist es von Vorteil, dass wir vor dieser wichtigen Begegnung wieder länger zusammen sind, um uns entsprechend vorzubereiten und einzustimmen. So können wir ganz gezielt auf das Spiel hinarbeiten und uns auf den ungewohnten Kunstrasen einstellen.

SPOX: Da sind wir ja schon beim großen Kunstrasen-Thema: Haben Sie Erfahrung mit Kunstrasen?

Gomez: Ich habe bisher erst einmal in meiner Karriere auf einem Kunstrasen gespielt, und das liegt noch gar nicht so lange zurück. Das war im Freundschaftsspiel gegen Red Bull Salzburg während der Sommervorbereitung.

SPOX: Wie groß ist denn die Umstellung auf Kunstrasen? Wirklich ein Problem oder halb so wild?

Gomez: Natürlich ist es eine Umstellung, auch weil wir eher wenig Erfahrung auf diesem Untergrund haben. Doch genau deswegen waren wir in Mainz, um uns an den Kunstrasen zu gewöhnen und uns darauf einzustellen. Gerade wenn der Platz feucht ist, wird der Ball unheimlich schnell. Am Ende sind aber nicht die Bedingungen entscheidend, sondern dass wir unsere Leistung abrufen und unser Bestes geben, um dieses Spiel erfolgreich zu bestreiten.

SPOX: Der Kunstrasen ist vielleicht kein Problem, aber dafür könnte es ein anderes Problem geben. Keiner der deutschen Stürmer strotzt vor Selbstvertrauen...

Gomez: Der Bundestrainer vertraut uns und weiß genau, was wir können. Letztendlich ist auch nicht wichtig, wer von uns Stürmern die Tore macht. Wir haben ein gemeinsames Ziel, die WM, und die wollen wir erreichen.

SPOX: Läuft in der Spielvorbereitung beim DFB jetzt irgendetwas anders als sonst? Gibt es noch mehr Analysen des Gegners?

Gomez: Wir werden immer auf jeden Gegner sehr gut vorbereitet und eingestimmt, unterschätzen niemanden. In unserem Teammeeting gab es noch einmal eine Videoanalyse von den russischen Mannschaftsteilen, wir sind also genauestens informiert.

SPOX: Spüren Sie eine noch größere Anspannung als sonst?

Gomez: Jeder weiß genau, worum es geht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

SPOX: Russland ist mit Top-Spielern gespickt. Auf Andrei Arschawin muss man sicherlich besonders achten. Was zeichnet ihn aus?

Gomez: Arschawin ist ein fantastischer Spieler, unheimlich schnell und dribbelstark, noch dazu torgefährlich. Doch wir dürfen uns nicht nur auf ihn konzentrieren. Die Russen haben mehrere gute Akteure und sind insgesamt ein starkes Team.

SPOX: Das Spiel in Russland ist mal wieder so ein echtes Kracher-Spiel, bei dem ganz Deutschland vor dem TV sitzen wird. Wenn Sie sich erinnern, was war das letzte richtig große Länderspiel, das Sie vor dem Fernseher erlebt haben haben?

Gomez: Die frischeste Erinnerung habe ich an die beiden Playoff-Spiele zur WM 2002 gegen die Ukraine. Das war wirklich unheimlich spannend und ich bin vor dem Fernseher gesessen und war richtig angespannt. Im Rückspiel in Dortmund hat Deutschland ein klasse Spiel gemacht und absolut verdient gewonnen.

SPOX: Aber sehr nervenschonend war das nicht. Brauchen wir nicht noch einmal, oder?

Gomez: Das brauchen wir definitiv nicht noch einmal. Wir haben alles in der Hand und möchten diese Chance natürlich nutzen. Wie bereits gesagt, wir wollen gewinnen. Dafür werden wir in Russland alles geben.

Mario Gomez, geboren am 10. Juli 1985 in Riedlingen, gehört zu den besten Stürmern Deutschlands. Von 2001 bis 2009 ging er für den VfB Stuttgart auf Torejagd. Seit dieser Saison spielt Gomez für den FC Bayern München. Mit der Nationalmannschaft wurde er 2008 in Österreich und der Schweiz Vize-Europameister. Mehr Informationen über Mario Gomez gibt es unter www.mario-gomez.de.

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