Ballack: Beinahe Matchwinner für Chelsea

Von SPOX
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Am 11. Juni 2010 findet in Südafrika das Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft statt. Die deutsche Nationalmannschaft befindet sich in der Qualifikationsgruppe 4 auf einem guten Weg zum nächsten großen Fußball-Event.

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Zahlreiche deutsche Profis machen sich Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Welttitelkämpfen, jedoch dürfen nur 23 Spieler mit nach Südafrika. Wer darf mit, wer bleibt zuhause? Bis zum Endturnier auf dem schwarzen Kontinent bewertet SPOX wöchentlich die Chancen der 41 potenziellen Kandidaten.

Wie kommt die Bewertung zustande? Hier geht's zur Erklärung!

Michael Ballack: Nachdem der Kapitän der Nationalmannschaft bei seinem Comeback am vergangenen Spieltag gegen West Bromwich bereits in der 68. Minute eingewechselt wurde, durfte Ballack im Heimspiel der Blues gegen Newcastle nur acht Minuten lang ran. Daher keine Bewertung. In der 90. Minute hätte der 32-Jährige allerdings noch zum Matchwinner aufsteigen können: Aus rund acht Metern vor dem Kasten von Magpies-Keeper Shay Given traf Ballack aus halblinker Position nur das Außennetz. Das Länderspiel gegen England zeigte jedoch, dass die jungen deutschen Spieler derzeit noch überfordert sind und die etablierte Führungsfigur Ballack nicht einfach zu ersetzen ist. Deshalb gilt für das Länderspieljahr 2009: Nur mit einem Michael Ballack in Topform kann das DFB-Team auch Topleistungen abrufen.

Tim Borowski: Hat schon vier Saisontore auf seinem Konto, dennoch ist der Stammplatz bei den Bayern aktuell in ganz weiter Ferne. Gegen Cottbus saß Borowski mal wieder 90 Minuten auf der Bank. Obwohl es sich die Bayern aufgrund des beruhigenden Vorsprungs leisten konnten, Kräfte zu schonen und Spieler zu wechseln, blieb er auch in der zweiten Hälfte nur Zuschauer. Klinsmann brachte Kroos, nicht Borowski. Im Moment ist die Nationalmannschaft für den Ex-Bremer in weite Ferne gerückt und sicher kein Thema.

Torsten Frings: Ordentliche Leistung im halbrechten Mittelfeld beim 1:2 in Hamburg. Gut im Zweikampf, zuverlässig im Passspiel. Startete einige Male sogar so etwas wie ein Solo, auch wenn die Einzelaktionen nichts einbrachten. Dennoch: Neben Diego der Aktivposten im Bremer Mittelfeld. Ist einer der wenigen Gewinner des Testländerspiels gegen England, denn Frings war gar nicht dabei. Trotz der von Löw verordneten Pause gegen den Erzrivalen gehört Frings nach wie vor zu den etablierten Nationalspielern, auf die der Bundestrainer nur ungern verzichtet: "Ich habe immer betont, dass Torsten, wenn er körperlich topfit ist und seine Form erreicht, auf dem Weg zur WM 2010 ein ganz wichtiger Spieler für uns ist", sagte Löw.

Christian Gentner: Durfte beim 4:1-Kantersieg gegen Stuttgart endlich wieder über 90 Minuten spielen. Gentner fiel im linken Mittelfeld aber weder positiv noch negativ auf. Der 23-jährige stoppte Elsons Offensivdrang, ohne sich aber selbst nennenswert in Szene setzen zu können. Ausnahme: Sein Assist zum 4:1-Endstand. Solange er sich unter Magath nicht als absoluter Stammspieler etabliert, wird er kein Thema für die Nationalelf sein.

Roberto Hilbert: Nach der harten Kritik von Veh und den Unruhen in Stuttgart unter der Woche musste sich der 24-Jährige das 1:4-Debakel von der Bank aus anschauen. Armin Veh wechselte sogar Ljuboja vor Hilbert ein. Einziger Lichtblick war wohl die schwache Leistung von Simak, Elson und Tasci auf Hilberts Positionen. Muss sich nach Vehs Entlassung unter Markus Babbel als Stammspieler etablieren. Dazu müssen auch noch die Leistungen passen, um wieder ansatzweise eine Chance auf eine Berufung in die Nationalelf zu bekommen.

Thomas Hitzlsperger: Fand nach vorne nicht statt und leistete sich einige Unsicherheiten in der Defensivarbeit. Kann sein Team als Kapitän in der misslichen VfB-Situation nicht mitreißen. So lautet das Fazit nach der Stuttgarter 1:4-Niederlage für Hitzlsperger. Der defensive Mittelfeldspieler agierte mit Lanig als Doppel-Sechs, war aber trotzdem mit Misimovic überfordert. Nur 57 Prozent gewonnene Zweikämpfe als Sechser sind für eine Bewerbung für das DFB-Team definitiv zu wenig. Schaute sich die Partie gegen England von der Bank aus an und muss sich im neuen Länderspieljahr wieder hinter Ballack, Frings und Rolfes anstellen.

Jermaine Jones: Jones setzte den wirbelnden Gladbachern seine Einsatzfreude und kompromisslose Zweikampfführung entgegen. Ließ in der Defensive nichts anbrennen, konnte in der Offensive aber keine großen Akzente setzen. Bleibt in der Nationalmannschaft nach dem schwachen Auftritt gegen England hinter Ballack, Frings, Rolfes und Hitzlsperger nur das "fünfte Rad am Wagen" im zentralen Mittelfeld und hat mit Neuling Tobias Weis aus Hoffenheim zusätzliche Konkurrenz bekommen.

Sami Khedira: War beim 1:4 in Wolfsburg aufgrund seiner Muskelverletzung aus der letzten Bundesligapartie nicht im Kader. Die neue Kreativabteilung der Stuttgarter konnte jedoch selten überzeugen, so dass Khedira nach überstandener Verletzung unter dem Neu-Trainer Markus Babbel wohl wieder in die Startelf rutschen wird. Erstmals bei der A-Nationalmannschaft reinschnuppern kann Khedira frühestens 2009.

Toni Kroos: Bekam angesichts der klaren Führung gegen Cottbus diesmal etwas mehr Spielanteile und durfte 26 Minuten ran. Bemühte sich, konnte sich aber nicht groß in Szene setzen (kein Torschuss). Eine knappe halbe Stunde ist zu wenig, um eine wirkliche Bewertung abzugeben. Gerüchte über einen Wechsel zu Chelsea verwies Uli Hoeneß ins Reich der Fabeln. Der Ballack-Klub wäre auch sicher nicht die Adresse, bei der Kroos die so dringend erforderliche Spielpraxis bekommen würde, um sich für eine Berufung in die A-Nationalmannschaft zu empfehlen.

Marko Marin: War viel unterwegs, konnte aber kaum mal durch eines seiner Tempodribblings etwas bewegen. Auch seine Standards sorgten diesmal nur bedingt für Gefahr. Hatte seine stärkste Szene, als er die halbe Schalker Verteidigung in Person von Westermann und Höwedes im Strafraum narrte und schließlich nur am hervorragend reagierenden Neuer scheiterte. Sein Mittelfeldpartner Baumjohann übernahm eher seinen Part als Antreiber und war dieses Mal auffälliger. Gegen England kam der quirlige Mittelfeldspieler zur zweiten Hälfte und brachte etwas Bewegung ins flügellahme deutsche Spiel. Sammelte mit zwei, drei gelungenen Aktionen weiter Pluspunkte im Kampf um einen Platz im erweiterten Kreis der DFB-Elf.

Mesut Özil: Saß beim 1:2 in Hamburg das zweite Spiel wegen seiner Roten Karte in Bochum ab, daher keine Bewertung. Der Deutsch-Türke wird auch am 15. Spieltag gegen Frankfurt gesperrt fehlen. Seine Kreativität wurde im Derby beim HSV schmerzlich vermisst, Stellvertreter Aaron Hunt enttäuschte auf der halblinken Mittelfeldseite.

Simon Rolfes: In Bielefeld war Rolfes nicht der gewohnt souveräne Ballverteiler. Kam zudem wenig in Zweikämpfe und wenn, dann mit überschaubarem Erfolg. Der Nationalspieler hatte es aber auch nicht leicht, weil es Barnetta, Vidal und Renato Augusto an Spiel- und Lauffreude fehlte, weshalb Rolfes häufig große Lücken zu stopfen hatte. Trotzdem gelang es ihm als Kapitän und Führungsspieler kaum, seine Kollegen wachzurütteln. Legte schon unter der Woche gegen England eines seiner schwächeren Länderspiele hin und hat im Nationalteam nur noch leichte Vorteile gegenüber seinen Konkurrenten um den Platz als Sechser, Torsten Frings und Thomas Hitzlsperger.

Bastian Schweinsteiger: Im Spiel gegen Cottbus zwar stärker als im Prestigeduell gegen England unter der Woche. Aber dennoch der schwächste Bayern-Spieler auf dem Platz. Fiel überhaupt nicht auf und wurde in der 64. Minute für Kroos ausgewechselt. Nimmt sich gerade eine kleine Auszeit. Muss sich in den nächsten harten Wochen wieder steigern, um die ihm zugetragene Führungsposition im Mittelfeld der Nationalelf im kommenden Länderspieljahr  zu rechtfertigen.

Piotr Trochowski: Schon im Spiel gegen England von seiner Form der vergangenen Wochen weit entfernt. Gewann kaum einen Zweikampf, war kaum anspielbar und versteckte sich im Mittelmaß des deutschen Mittelfelds. Im Nordderby dann mit einer soliden, aber eher unauffälligen Partie. Seine Standards waren zwar durchweg gut getreten, führten aber nicht zum Erfolg. Kurz vor dem Schlusspfiff hätte Troche nach einem Konter das 3:1 machen müssen, scheiterte mit seinem schwachen Schuss jedoch an Wiese. Dennoch durch seine speziellen Qualitäten im 1-gegen-1, in der Schusstechnik und bei den Standards ein wichtiger Bestandteil im Mittelfeld der deutschen Nationalelf.

Tobias Weis: Kam zwar gegen die Three Lions nicht zu seinem Länderspiel-Debüt, zeigte aber auch in Köln, dass er eine ernstzunehmende Alternative für eine Mittelfeldposition unter Jogi Löw sein kann. War im RheinEnergie-Stadion enorm umtriebig, verrichtete eine Menge Laufarbeit und nahm zugleich aktiv am Offensivspiel der Hoffenheimer teil. Die überraschende Berufung in den A-Kader war für Weis definitiv ein großer Motivationsschub: "Ich habe mich riesig über die Einladung gefreut und sehr viel dazugelernt. Das waren drei, vier riesig spannende Tage. Ich werde nun weiter hart an mir arbeiten und hoffe natürlich, in Zukunft wieder eine Einladung zu bekommen."