Libero und Dribbel-König: Neuer ist wieder der Alte

Von SID / SPOX
Manuel Neuer ist die unumstrittene Nummer eins im deutschen Tor.
© getty

Langeweile - oder einfach nur unfassbare Coolness? "Schnickser" Manuel Neuer hat mit seinem lässigen Dribbling gegen Weißrussland seine Mitspieler begeistert und die Chefs verblüfft. Ein Jahr nach dem WM-Desaster ist er wieder die unangefochtene Nummer eins.

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Nach seiner Showeinlage von Borissow gehört Manuel Neuer auch in Mainz die Bühne. Selbstbewusst, lässig und cool - an diesem Kapitän kommt Ersatz-Bundestrainer Marcus Sorg auch im EM-Qualifikationsspiel gegen Außenseiter Estland am Dienstag (20.45 Uhr/Liveticker/ Highlights auf DAZN) nicht vorbei. "Was die Stabilität in unserer jungen Mannschaft betrifft, ist Manu ein wichtiger Faktor, deshalb wird er sicher spielen", sagte Sorg - ein Jahr nach dem WM-Desaster ist der Münchner auf dem Weg zur EM 2020 wieder die unumstrittene Nummer eins.

Neuer mit Dribbeleinlage gegen Weißrussland

Die Ausflüge aus dem Tor erinnerten viele Beobachter wieder an den "Libero" Manuel Neuer der WM 2014. Sein Dribbling an der Außenlinie beim 2:0 am Samstag in Weißrussland löste in der Umkleide sogar die Wechsel-Debatte um Leroy Sane als erstes Thema ab. "Die Mitspieler haben mir in der Kabine gesagt, dass die Bild-Zeitung schon titelt, dass ich 'Robbery' ersetze. Da müssen wir mal meinen Trainer bei Bayern fragen, was er vorhat mit mir", sagte der Nationaltorhüter gut gelaunt.

Die in München jüngst verabschiedeten Offensivstars Franck Ribery und Arjen Robben hätten es jedenfalls kaum besser lösen können als Neuer, der in Borissow in der 32. Minute weit aus seinem Strafraum geeilt und an der Torauslinie den gegnerischen Stürmer Juri Kowalew gleich zweimal ausgetanzt hatte.

Bierhoff über Neuer: "Wahrscheinlich hat er Langeweile gehabt"

Eine waghalsige Trickserei beim Stande von nur 1:0, fand jedenfalls DFB-Direktor Oliver Bierhoff: "Ich habe gedacht: Wahrscheinlich hat er ein bisschen Langeweile gehabt. Das war recht mutig bei dem Spielstand." Für Neuer war die Aktion notwendig. "Ich wollte nicht dribbeln, aber ich hatte keine direkte Anspielmöglichkeit", sagte er, "deshalb habe ich nochmal aufgezogen. Beim zweiten Mal war immer noch niemand da, das hat sich einfach so ergeben, war nichts Geplantes."

Die Fans, auch die weißrussischen, reagierten ebenso mit Applaus wie die Kollegen. "Er könnte bei uns auch auf der Sechs oder ein bisschen weiter vorne spielen, so kreativ wie er da hinten rumgeschnickt hat", sagte Joshua Kimmich: "Man sieht, dass er Selbstvertrauen hat und Bock zu spielen. Das tut uns als Mannschaft sehr gut."

Neuer wieder die klare Nummer eins vor ter Stegen

So gut, dass Neuer sich seiner Position wieder sicher sein kann. Über Herausforderer Marc-Andre ter Stegen, den viele Experten schon bei der WM 2018 gerne im deutschen Tor gesehen hätten, redet derzeit niemand. Der Schlussmann des FC Barcelona sollte in dieser Länderspielwoche Spielpraxis erhalten, fehlt aber verletzt - und Neuer trumpft auf, wie schon zuletzt im Pokalfinale, als er mit einer Glanzparade die Leipziger Führung verhindert hatte. Ähnlich stark reagierte der 33-Jährige am Samstag bei einem Kopfball von Nikita Naumow (30.).

"Ich will als Sportler natürlich immer auf dem Platz stehen", machte der 87-fache Nationalspieler klar, dass er freiwillig nicht auf Einsätze im DFB-Team verzichten wird. Daher verzichtete er auch auf eine angedachte Pause, da er nach seiner Ansicht zuvor schon lange genug wegen einer Wadenverletzung beim FC Bayern ausgefallen war.

Schon immer ein guter Feldspieler

Dass Neuer auch ein guter Feldspieler geworden wäre, ist ohnehin keine neue Erkenntnis. "Ich habe einiges gelernt von meinen Mitspielern in der Vergangenheit, da kann man sich schon was abschauen", sagte er.

Neuer, betonte Bierhoff, könne Situationen wie am Samstag "gut einschätzen - und natürlich war es eine tolle Aktion für ihn". Bierhoffs Fazit: "Man hat gesehen: Er ist bereit."