Aus der Werkstatt zur WM

Shkodran Mustafi (l.) ist der wahrscheinlichste Ersatz für den angeschlagenen Mats Hummels
© getty

Beim Sieg über Portugal verletzten sich mit Mats Hummels und Jerome Boateng zwei Abwehrspieler. Vor allem Hummels' Einsatz im zweiten Gruppenspiel gegen Ghana ist gefährdet. Muss Bundestrainer Joachim Löw seine neu gestaltete Viererkette schon wieder umbauen? Welcher Spieler hat die besten Chancen auf einen Einsatz von Beginn an?

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Variante 1: Boateng ersetzt Hummels, ein neuer Rechtsverteidiger kommt

Die Verletzung des Münchners ist keine, die ihn grundsätzlich am Fußballspielen hindert. Er zog sich einen Teilabriss des Seitenbandes des Daumens der rechten Hand zu und muss sechs Wochen mit einer Schiene auskommen.

Der Schiedsrichter muss vor jedem Spiel entscheiden, ob er diese zulässt oder nicht. Dabei sollte es aber keine Probleme geben, der DFB wird etwaige Probleme mit der Beschaffenheit der Schiene sicher im Vorfeld mit der FIFA klären.

Da Boateng bis zu seiner Versetzung auf die rechte Außenbahn ohnehin ein Kandidat für den Platz in der Innenverteidigung war und der Bayernspieler auch am liebsten dort spielt, gilt seine Versetzung ins Zentrum als wahrscheinlich.

Für die dann vakante Stelle rechts in der Viererkette gibt es zwei Kandidaten: Kevin Großkreutz und Shkodran Mustafi. Dass Lahm zurückkehrt, ist vorerst keine Option. Es wird auch eine Grundsatzentscheidung des Bundestrainers sein, ob er wie gegen Portugal mit vier klaren Verteidigern beginnen oder einen offensiveren Außenverteidiger bringen will.

Löws Aussagen bisher lassen sich so deuten, dass er unabhängig vom Gegner die Variante mit vier klassischen Verteidigern bevorzugt. Mustafi scheint also die besseren Karten zu haben. Schon gegen die Portugiesen wählte Löw diese Lösung, brachte Mustafi, stellte ihn nach rechts und Boateng ging in die Mitte.

Mustafi ist körperlich enorm stark, aus der italienischen Liga taktisch gut geschult und ein guter Zweikämpfer. Vor allem im Duell Mann gegen Mann hat er deutliche Vorteile gegenüber Großkreutz, der in dieser Saison bei Borussia Dortmund als Aushilfsverteidiger glänzte, aber dort vor allem als lauffreudiger, dynamischer offensiver Außenverteidiger gefragt war.

Variante 2: Hummels wird eins zu eins durch einen Innenverteidiger ersetzt

Boateng hat gegen Portugal als Rechtsverteidiger ein gutes Spiel abgeliefert. Er hatte seine Seite gegen Cristiano Ronaldo weitgehend im Griff und schaltete sich wohl dosiert ins Angriffsspiel ein. Auch seine Diagonalbälle waren aus dieser Position wertvoll.

Außerdem müsste Löw mit dieser Variante so wenige Änderungen wie eben nötig vornehmen. Als Alternativen für die Innenverteidigung kämen Mustafi und Matthias Ginter infrage.

Löw schätzt den Freiburger Ginter aufgrund seiner Vielseitigkeit und Spielintelligenz sowie seiner Qualitäten im Spielaufbau. Allerdings sieht er ihn aktuell eher im defensiven Mittelfeld als in der Innenverteidigung.

Also spricht auch bei dieser Möglichkeit alles für Mustafi, der auch bei Sampdoria Genua vornehmlich in der Innenverteidigung zum Einsatz kommt.

Variante 3: Höwedes ersetzt Hummels, ein neuer Linksverteidiger kommt

Zwar könnte Mustafi auch links hinten spielen, in diesem Gedankenspiel gehört der Italien-Legionär aber ausnahmsweise nicht zu den Kandidaten für die Startelf.

Höwedes ist wie Boateng in der Innenverteidigung zuhause und würde am liebsten auch dort spielen. Dass er eine ordentliche Aushilfe als Linksverteidiger ist, hat er gegen Portugal bestätigt.

Sein offensiveres Pendant ist Erik Durm, für den aber Ähnliches gilt wie für Großkreutz. Er wurde erst in dieser Saison von Jürgen Klopp vom Angreifer zum Außenverteidiger umgeschult.

Variante 4: Löw baut seine Abwehr komplett um

Eine Dreierkette ist keine realistische Option, dafür hat Deutschland zu selten in dieser Formation gespielt. Aber müssen es wirklich immer vier kantige Verteidiger sein in der letzten Linie?

Löw hat mit Großkreutz und Durm zwei Spieler für die Außenbahn in seinem Kader, die große Stärken im Spiel nach vorne haben, viel laufen können und dynamisch sind. Beide sind durch das Dortmunder Spiel so gepolt, dass sie hoch stehen, Druck auf den Gegner ausüben und mit dem Tempo nach vorne gehen, aber bei Ballverlust auch schon ins Gegenpressing umschalten.

Dies scheint allerdings nicht die Spielweise zu sein, mit der Löw bei dieser WM agieren will.

Fazit:

Der Fußball ist bekannt für Geschichten wie diese. Shkodran Mustafi hatten im Februar nur die wenigsten auf der Rechnung für eine Zukunft in der Nationalmannschaft, schon gar nicht für den WM-Kader 2014.

Nach dem Trainingslager in Südtirol war sein WM-Traum auch schon mal geplatzt, erst die Verletzung von Marco Reus spülte ihn zurück ins Aufgebot. Als ihn der Anruf des Bundestrainers ereilte, war er gerade mit dem Auto von der Werkstatt auf dem Weg nach Hause. Er stand kurz vor der Abreise in den Ibiza-Urlaub.

Im Moment spricht sehr viel dafür, dass er gegen Ghana in der Startelf stehen wird.

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