"Deutschland wird Welt- und Europameister"

SID
Über Italien nach Brasilien: Mario Gomez stürmt seit Sommer für den AC Florenz
© getty

Mario Gomez ist davon überzeugt, dass die deutsche Nationalmannschaft in den nächsten 20 Jahren Welt- und Europameister werden wird. Außerdem kritisiert er die Mentalitätsfrage in Deutschland.

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"Wann das sein wird, weiß ich nicht. Aber es wird so kommen. Da bin ich mir sicher. Das war so wie mit den Bayern. Es war überfällig, dass wir diesen Champions-League-Titel gewinnen", sagte der im Sommer von München nach Florenz gewechselte Torjäger im Interview mit der "Welt am Sonntag".

Der 28-Jährige vergleicht die Situation der Auswahl des DFB mit der der Spanier. "Sie sind mit großen Spielern wie Raul oder Guardiola immer im Viertel- oder Halbfinale ausgeschieden, bis ihnen 2008 der große Wurf bei der EM gelungen ist. Seitdem spielen sie wie befreit. Und so wird das mit Deutschland auch passieren. Wenn wir einen Titel holen, kann die Nationalmannschaft eine Ära prägen."

"Offenbar sehr viel vergessen"

Natürlich träume er davon, schon 2014 in Brasilien den WM-Titel zu holen: "Es gibt jetzt mit Miro (Anm. d. Red.: Klose), Per (Mertesacker), Philipp (Lahm), Bastian (Schweinsteiger) oder mir viele Typen in unserem Team, die nach mehreren Anläufen unbedingt einen Titel wollen. Wir haben diese Mentalität. Und das schon seit Jahren. Da lasse ich auch nichts gelten."

Auf Unverständnis stießen bei Gomez die Pfiffe nach seiner Einwechslung im Länderspiel gegen Paraguay (3:3). "Ich finde es grundsätzlich ja auch nicht schön. Nach dem Tod von Robert Enke haben sich viele Menschen in den Armen gelegen und gesagt, dass sich etwas ändern muss. Knapp vier Jahre später ist offenbar sehr viel vergessen von all dem, was damals Kluges gesagt wurde. Aber das ist der Fußball", so der Stürmer: "Er versucht ja auch ein Stück weit den harten Männersport zu verkörpern, in dem wir alle taff sein müssen und in dem kein Platz für Gefühle ist. Wie gesagt, ich fand die Pfiffe nicht schön, aber die Menschen in Kaiserslautern hatten gehofft, dass Miro in seinem Wohnzimmer den Torrekord von Gerd Müller einstellt."

Früher haben ihn solche Dinge gestört: "Nach der EM 2008 hatte ich etwas länger zu kämpfen. Aber da war ich auch noch jünger, und ich wusste, dass ich Schuld hatte. Kaiserslautern war schnell abgehakt. Das war nicht wichtig."

"Fußball ist Show"

Generell sei ihm die Mentalitätsfrage in Deutschland etwas suspekt: "Ich habe das Gefühl, in Deutschland wirst du im Hinblick auf die Mentalität nur akzeptiert, wenn du alle zwei Wochen auf dem Platz jemanden anschreist oder etwas Populistisches sagst. Aber was bringt das? Die Fußballer, die heute nicht mehr spielen, aber für viele Menschen Super-Helden sind, waren nie in der Situation, in der sich unsere Generation befindet. Wenn du heute etwas sagst, steht es kurz danach im Internet, in der Zeitung und am Tag darauf in 25 weiteren Zeitungen. Das kostet viel Kraft und deshalb überlegt sich jeder zweimal, was er öffentlich sagt", so der 28-Jährige.

"Fußball ist Show. Manchmal hat es den Eindruck, als würden in der Gesellschaft nur Katastrophen und Fußball interessieren. Das finde ich bedenklich", kritisiert er das ganze Drumherum des Fußballs.

Am Donnerstag bestritt Gomez im EL-Qualifikationsspiel sein erstes Pflichtspiel für den AC Florenz und bereitete gleich das 1:0 gegen die Grasshoppers Zürich vor.

Mario Gomez im Steckbrief