Bender: "Klose und Gomez haben gefehlt"

Von Für SPOX in Amsterdam: Stefan Rommel
Bender für Bender: Lars macht in der Schlussphase des Spiels Platz für seinen Bruder Sven
© Getty

Lars Bender machte gestern beim 0:0 im Testspiel gegen die Niederlande in Amsterdam sein 13. Spiel für die A-Nationalmannschaft. In Abwesenheit der normalerweise gesetzten Doppel-Sechs Schweinsteiger und Khedira, durfte Bender von Beginn an im defensiven Mittelfeld ran, bis er in der 81. Minute für seinen Zwillingsbruder Sven ausgewechselt wurde. Im Interview nach dem Spiel sprach der Leverkusener über seinen Auftritt, sein Fazit zum Länderspieljahr 2012 und die ungewöhnliche Aufstellung ohne nominelle Stürmer.

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Frage: Lars Bender, es habeneinige Spieler gefehlt, Sie haben beim Jahresabschluss ein ordentliches Spiel gemacht im defensiven Mittelfeld. Würden Sie sagen, dass Sie Ihre Chance gegen die Niederlande genutzt haben?

Bender: So etwas kann ich nicht beantworten, das muss der Trainer entscheiden. Ich habe mich wohl gefühlt und wollte mich voll einbringen. Aber da war ich nicht der Einzige. Es war heute eine Chance für viele Spieler. Auf Grund der vielen Absagen im Vorfeld kann man die Art und das Ergebnis heute etwas höher anrechnen, als man es sonst tun würde. Wichtig war, dass wir kein Gegentor gefressen haben.

Frage: War das die Ansage, erstmal vorsichtiger zu agieren und ein wenig mehr die Balance zu finden nach dem Spiel gegen die Schweden?

Bender: Nein, wir wollten engagiert auftreten. Den Gegner unter Druck setzen und nicht zur Entfaltung kommen lassen. Ich glaube wir haben das recht gut hinbekommen, ihre Spieler, die im Eins-gegen-Eins sehr stark sind und ein enormes Tempo haben, gut in den Griff zu bekommen.

Frage: Früher ging es gegen die Niederlande teilweise richtig hoch her. Heute umarmt man sich vor und nach dem Spiel herzlich mit dem Gegner. Wie viel Prestige steckt denn überhaupt noch in dieser Partie?

Bender: Es ist schon immer noch eine gewisse Brisanz in diesem Spiel drin. Auch wenn man mit vielen Spielern im Klub oder in der Liga spielt. Aber ich glaube, die Rivalität ist nicht mehr so offensichtlich wie früher. Es sind einfach viel zu viele Kameras um so ein Spiel herum, dann lässt man halt auch mal so eine Spuckattacke... Es wird dem Gegner aber schon noch auf den Fuß getreten, so ist das nun auch wieder nicht.

Frage: Wie war die Aufgabenstellung vom Bundestrainer an Sie persönlich?

Bender: Er hat gesagt, ich solle fünf Tore schießen... Er hat gesagt, ich solle mein Spiel spielen. Das heißt: Den Sechserpart auszufüllen, konsequent vor der Viererkette zu spielen, die Zweikämpfe zu gewinnen und das Bindeglied zwischen Verteidigung und offensivem Mittelfeld zu sein. Eigentlich wie immer.

Frage: Wir ordnen Sie eine Partie denn ein, die von außen betrachtet ohne einen elementaren Fußballbaustein vonstatten ging: Dem Zweikampf?

Bender: Es war für die Zuschauer sicherlich nicht schön anzusehen. Die ganzen Absagen haben das Spiel schon geprägt, beide Mannschaften mussten viel umstellen. Dann stehen da zwei Mannschaften auf dem Platz, die in der Konstellation auch noch nie zusammengespielt haben. Da muss sich der eine oder andere Spieler auch erstmal zurecht finden. Und ich denke, das ist uns über weite Strecken auch gelungen. Die wichtigste Erkenntnis ist: Wir haben mal wieder zu Null gespielt. Dass man mit dem einen oder anderen Stammspieler mehr Druck ausüben kann und mit einem Stürmer auch mehr Torgefahr ausstrahlt, ist ja auch klar. Aber im Großen und Ganzen war das so schon ganz okay.

Frage: Wie ändert sich denn Ihr Ballvortrag aus dem defensiven Mittelfeld heraus, wenn kein "echter" Stürmer vorne drin steht?

Bender: Das hat damit eigentlich weniger zu tun. Vielmehr ging es darum, dass wir uns in der ziemlich neuen Zusammensetzung der Mannschaft erstmal zurecht finden mussten. Wenn ein Miro Klose oder Mario Gomez vorne drin spielen, weiß man aus den Trainingseinheiten, wie man sie anspielen und reagieren muss. Die haben heute gefehlt, also war das auch dementsprechend schwierig. Aber ich denke, wir haben das gut gemacht.

Frage: Die Niederlande war vor allen Dingen in der ersten Halbzeit nicht auf Dominanz aus, hat dem Gegner den Ball fast schon freiwillig überlassen. Das ist recht untypisch für van-Gaal-Fußball. Hat Sie das überrascht?

Bender: Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass sie viel Ballbesitz haben wollen. Dass sie viel hintenrum spielen und letztlich auf die eine kleine Lücke bei uns warten. Aber sie haben uns in der einen oder anderen Situation doch recht lange den Ball gelassen. Das hat uns auch ein bisschen überrascht. Aber man konnte schon auch sehen, dass da trotz der Ausfälle zwei Mannschaften mit einem gewissen taktischen Konzept auf dem Platz standen.

Frage: Wie sehr hat der Bundestrainer den Faktor Risiko im Vorfeld beschränkt?

Bender: Es war jetzt nicht so, dass wir völlig ohne Risiko gespielt haben. Wir wollten hier gewinnen. Aber wenn es nach 85 Minuten 0:0 steht, ist man auch darauf aus, dass man mit der Null aus dem Spiel raus geht. Dabei waren in der ersten Halbzeit einige Möglichkeiten da, davon muss man dann auch eine nutzen.

Frage: Was fällt Ihr Fazit des Länderspieljahres 2012 aus?

Bender: Alles in allem zeigen wir schon recht guten, ansprechenden Fußball. Es ist immer wieder so, dass man in wichtigen Spielen diesen brutalen Rückschlag, diesen brutalen Dämpfer hat. Das macht ein bisschen was davon immer kaputt. Aber in der Summe war das doch ein recht gutes Jahr.

Lars Bender im Steckbrief

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