"Solche Spiele sind für Automatismen notwendig"

Von Für SPOX bei der Nationalmannschaft: Stefan Rommel
Mats Hummels spielte gegen die Schweiz zusammen mit Per Mertesacker in der Innenverteidigung
© Getty

Beim 3:5 gegen die Schweiz offenbarte eine völlig neu formierte deutsche Viererkette einige Schwächen, auch der Rest der Mannschaft kam nach intensiven Trainingstagen relativ schlapp daher. Mats Hummels will der Höhe der Niederlage deshalb keine große Bedeutung zukommen lassen. Trotzdem benennt der Dortmunder klar die Probleme und kann der Niederlage sogar einige positive Aspekte abgewinnen.

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SPOX: Herr Hummels, welche Aussagekraft hat dieses Spiel mit fünf Gegentoren?

Mats Hummels: Wir haben vor den Gegentoren zu viele Fehler gemacht. Wir wissen, dass das nicht gut war. In allen Bereichen, auch im Spiel nach vorne, haben wir viele gute Aktionen durch Ungenauigkeiten und Missverständnisse leicht hergegeben. Es war ein Spiel, das in vielen Bereichen anders war, als wir uns das vorstellen - gerade deshalb aber auch lehrreich war. So werden wir bei der EM mit Sicherheit nicht auftreten. Wir haben Fehler gemacht. Die werden uns in den kommenden sieben Spielen so aber nicht passieren. (Das Testpiel gegen Israel plus im besten Fall sechs Spiele bis zum Finale bei der EM, Anm. d. Red.)

SPOX: Wo lagen die Gründe für diese Unkonzentriertheiten?

Hummels: Man muss die Dinge individuell betrachten. Und dann sieht man, dass vor den Gegentoren individuelle Fehler gemacht wurden und es keine systematischen Fehler waren oder ein Einstellungsproblem. Sondern dass immer irgendeiner eine falsche Entscheidung getroffen hat und das wurde gnadenlos bestraft. Außer zwei Torschüssen waren alle anderen fünf Schüsse drin. Und dann kommt eben so ein Ergebnis zustande.

SPOX: Wie viel Einfluss hatte der Fakt, dass die Mannschaft in der Konstellation noch nie zusammen gespielt hat?

Hummels: Das hat man schon gesehen, vor allen Dingen in der Abstimmung untereinander. Ich glaube, wir hatten heute zwei Debütanten, dazu hatten einige erst ihr zweites oder drittes Länderspiel absolviert. Wenn eine Mannschaft komplett neu zusammengewürfelt ist, ist das immer schwierig. Man redet ja gerne davon, dass man Automatismen einstudieren will. Dafür sind solche Spiele dann auch notwendig. Aber das führt eben auch dazu, dass man manchmal kleine Rückschläge erlebt wie wir diesmal.

SPOX: Im Vorfeld lag der Fokus auch auf dem Auftreten der Viererkette. Was sagen Sie zu Ihrer Leistung?

Hummels: Ich habe es schon gesagt, dass ich mich zu meiner Leistung in der Nationalmannschaft nicht mehr äußern werde. Das wird prinzipiell anders gesehen, als ich es sehe. Deswegen soll das jeder für sich bewerten. Entscheidend ist, wie der Bundestrainer das gesehen hat. Dann wird man sehen, welche Schlüsse und Lehren er daraus zieht.

SPOX: Fällt die Nachbereitung der Partie nun nach diesem Ergebnis anders aus?

Hummels: Nein, wir werden uns das wie immer anschauen. Wir werden dann natürlich ein paar mehr Fehler von uns sehen als nach anderen Spielen. Ansonsten wird das aber wie immer ablaufen.

SPOX: War die Niederlage insofern ganz gut, weil sie die Sinne noch mehr schärft?

Hummels: Mit Sicherheit. Weil man sieht, dass man gegen eine Mannschaft wie die Schweiz - die ein gutes Team haben, sich aber für die EM nicht qualifizieren konnten - solche Fehler gnadenlos bestraft werden. Deswegen ist es klar, dass die bei der EM so nicht passieren dürfen. Sonst wäre das Turnier relativ schnell beendet. Aber wir alle wissen, dass wir das ganz anders aussehen lassen werden, wenn's am 9. Juni losgeht.

SPOX: Inwieweit spielte der Faktor der körperlichen Fitness eine Rolle nach 22 Trainingseinheiten davor?

Hummels: Ein bisschen. Aber ich denke, wenn man so etwas zu hoch hängt, kehrt man die Fehler einfach unter den Teppich. Es war vielleicht ein klein wenig der Fall, dass wir nicht ganz so frisch waren wie die Schweiz. Aber ich finde nicht, dass das eine große Erwähnung finden sollte in der Analyse des Spiels.

SPOX: Können Sie sich trotz der deftigen Niederlage ein bisschen über Ihr erstes Länderspieltor freuen?

Hummels: Ein bisschen freue ich mich schon. Aber es war auch ein doofer Zeitpunkt angesichts des Ergebnisses. Aber irgendwann muss der Ball auch mal rein, damit man weiß, dass es in Zukunft wieder schneller klappen kann.