"Da fehlte ein bisschen die Unterstützung"

Von Für SPOX bei der Nationalmannschaft: Christian Bernhard
Oliver Bierhoff war von den Pfiffen gegen Gomez und Schweinsteiger wenig begeistert
© Getty

DFB-Teammanager Oliver Bierhoff spricht im Interview nach dem 4:0-Sieg gegen Kasachstan über die Pfiffe gegen Bastian Schweinsteiger und Mario Gomez, einen galanten Mesut Özil und das Problem mit den Freundschaftsspielen.

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Frage: Herr Bierhoff, ihr Team hat einen klaren und nie gefährdeten Sieg eingefahren und trotzdem gab es Pfiffe von Teilen des Publikums.

Oliver Bierhoff: Die Stimmung war eigentlich ganz gut. Was ein bisschen enttäuschend sein kann, sind die Pfiffe für Bastian Schweinsteiger oder bei der Einwechslung von Mario Gomez. Schweinsteiger hatte heute sicherlich keinen guten Tag, hat sich aber in 86 Länderspielen für Deutschland immer voll eingesetzt. Da fehlte ein bisschen die Unterstützung. Vielleicht ist es auch die Rivalität hier in Kaiserslautern zum FC Bayern, aber natürlich wünscht man sich bei einem Spiel der Nationalmannschaft auch Neutralität. Trotzdem sind wir dankbar, dass über 47.000 Zuschauer hier waren.

Frage: Ist die DFB-Elf mittlerweile Sklave des eigenen Erfolges geworden?

Bierhoff: Sicherlich haben wir die Ansprüche sehr hoch gesetzt. Wenn man die anderen Gruppen anschaut, sieht man, dass die großen Mannschaften gegen kleinere Gegner auch mal nur 1:0 oder 2:0 gewinnen. Wir wollen immer attraktiven Fußball spielen. Dieses Spiel war nicht nur eine Partie, in der es um drei Punkte ging, sondern auch um sich weiter zu entwickeln, wie Jogi Löw davor schon gesagt hatte. Es sollte unser Anspruch sein, immer wieder attraktiven Fußball zu zeigen. Unsere Fans kommen zahlreich hierher und wir bauen auch auf diese Verbindung, die sich dann in schwierigen Situationen aber auch mal zeigen muss.

Frage: Inwiefern?

Bierhoff: Jeder, der etwas vom Fußball versteht, hat gesehen, wie schwer es heute war, Räume zu finden. In der ersten Halbzeit haben wir für diese Umstände noch viele Chancen rausgespielt. In der zweiten sind wir dann ins Stocken geraten.

Frage: Ist es für die Spieler schwierig, gegen einen Gegner, der sich trotz Rückstand nicht rauslocken lässt, den Killerinstinkt zu wecken?

Bierhoff: Klar ist: Man muss das Spiel mit Klasse und Erfahrung interessant über die Bühne bringen. Natürlich gibt es Situationen, wo ein Spieler, der noch um die Meisterschaft oder den Champions-League-Titel spielt, auch mal zurückzieht. Das ist auch vollkommen verständlich und richtig. Ich glaube, daran hat es nicht gelegen. Wir haben ein bisschen den Faden verloren und uns das Leben durch ein langsames Spiel selbst schwer gemacht. Doch man hat von Anfang an gesehen, dass sich die Mannschaft viel vorgenommen hat, und versuchte, schnell zu spielen. Das war gegen einen so dicht stehenden Gegner aber nicht einfach.

Frage: Man hatte den Eindruck, dass jeder Mitspieler Miroslav Klose einen Treffer auflegen wollte.

Bierhoff: Das spricht ja auch für die Mannschaft. Natürlich wollten wir, dass Miro hier in Kaiserslautern trifft und erfolgreich ist. Sollte er Gerd Müller einholen, wäre das auch ein Erfolg der Mannschaft und deren Spielweise.

Frage: War Klose der Spieler des Spiels?

Bierhoff: Das sei ihm hier gegönnt. Thomas Müller hat aber auch zwei Tore gemacht und wenn man Mesut Özil sieht, wie galant er auftritt und welch intelligente Pässe er spielt, dann ist das auch eine pure Freude.

Frage: Österreich hat bereits am Freitag Punkte liegen lassen. Gibt es überhaupt noch Zweifel am Gruppensieg?

Bierhoff: Zweifel habe ich nicht. Feiern kann man natürlich erst, wenn es durch ist, aber wir haben schon den Anspruch und die Qualität, uns souverän zu qualifizieren.

Frage: Jetzt geht es am Dienstag gegen Australien. Was steht bei diesem Testspiel im Vordergrund?

Bierhoff: Wir werden immer wieder das "Problem" haben, dass Freundschaftsspiele kommen. Auf der einen Seite wollen wir diese Partien gut gestalten, aber wir müssen diese Spiele auch nutzen, um das ein oder andere auszuprobieren und Spielern immer wieder eine Chance zu geben. Da besteht manchmal auch das Risiko, dass nicht alles eingespielt ist. Diese Partien sind enorm wichtig für die Entwicklung der Spieler, das hat die Vergangenheit gezeigt.

Deutschland - Kasachstan: Daten und Fakten