"Südafrika kann stolz sein"

SID
Bradley Carnell im Einsatz für Südafrika, Gastgeberland der WM 2010
© Getty

Bradley Carnell kam 1998 über die Stationen Kaizer Chiefs Johannesburg und Wits University Johannesburg nach Deutschland zum VfB Stuttgart. Nach einem Intermezzo bei Borussia Mönchengladbach zog es den Mittelfeldspieler 2005 zum Karlsruher SC. In der Saison 2009/10 spielte er bei Hansa Rostock. Für SPOX berichtet er regelmäßig von den Entwicklungen rund um die WM 2010 in seinem Heimatland. Diesmal geht es um das frühe Aus Südafrikas.

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Liebe Fußball-Fans,

natürlich bin ich enttäuscht, dass Südafrika als erster Gastgeber einer Weltmeisterschaft in der Vorrunde ausgeschieden ist. Aber trotzdem bin ich stolz Südafrikaner zu sein. Und das kann auch jeder andere sein.

Die ganze Welt hat auf uns geschaut, wie wir uns als erstes afrikanisches Land als Ausrichter präsentieren werden. Und wir haben sportlich und auch organisatorisch bisher einen guten Eindruck hinterlassen.

Mit Ehre verabschiedet

Die Gruppe war schwer und unser Auftreten war sicher keine Blamage, es war kein peinliches Ausscheiden. Auch wenn die Chancen aufs Achtelfinale schon vor dem Spiel gegen Frankreich sehr gering waren und uns am Ende drei Tore gefehlt haben, hat sich das Team mit Ehre und Würde verabschiedet.

Wir haben vier Punkte auf dem Konto und gute Leistungen gezeigt. Man darf ja nicht vergessen, dass wir nur die Nummer 83 der Weltrangliste und die anderen Mannschaften viel höher platziert sind. Die Spiele gegen Mexiko und Frankreich haben gezeigt, dass wir an einem guten Tag gegen jeden mithalten können. Aber uns fehlt einfach die Qualität, konstant auf diesem Level zu spielen.

Da konnte uns leider auch der Heimvorteil nicht helfen. Nach dem Mexiko-Spiel war die Euphorie sehr groß, jeder hat gedacht, das läuft von alleine. Aber Uruguay hat uns auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Beeindruckende Stimmung

Trotzdem war die Stimmung, die ich in den letzten zwei Wochen in Südafrika miterleben durfte, sehr beeindruckend. Ich war beim Eröffnungsspiel nicht im Stadion, aber habe den Enthusiasmus beim Public Viewing in Johannesburg miterlebt.

Ich war schon vor dem Turnier überrascht, wie positiv alle waren. In dieser Form habe ich das noch nie erlebt, dass die Leute so hinter ihrem Land und ihren Fußballern stehen. Jeder war für den anderen da, weiß, schwarz, alles durcheinander.

Diese Begeisterung wird auch jetzt, nachdem Südafrika ausgeschieden ist, nicht weniger werden. Allein aufgrund der kulturellen Zusammensetzung unserer Gesellschaft. Es wird weiter ein großes, buntes Fest bleiben.

Wichtig ist, dass die Südafrikaner diese Euphorie der letzten Wochen mitnehmen und zu ihren Gunsten nutzen. Südafrika kann stolz darauf sein, was das Land auf die Beine gestellt hat. Wenn die Leute diesen Schwung mitnehmen, kann sich sportlich und gesellschaftlich in Südafrika einiges bewegen.

Euer Bradley Carnell

Bradley Carnell, geboren am 21. Januar 1977 in Johannesburg, spielt seit 1998 in Deutschland. Der 1,74 m große Linksfuß bestritt über 40 Länderspiele für Südafrika und nahm an der Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und Japan teil.