U-21-Frust: "Da fehlen einem die Worte"

SID
Auch der Lauterer Sidney Sam (l.) konnte das U-21-Team nicht zum Sieg über Island schießen
© Getty

Die EM 2011 ist fast schon verpasst und der Traum von Olympia damit so gut wie ausgeträumt, doch Ärger über Bundestrainer Joachim Löw gab es im Lager der deutschen U-21-Fußballer nicht.

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Nach dem erneuten Patzer beim 2:2 (1:1) gegen Island kann der Titelverteidiger nur noch durch Siege in den drei ausstehenden schweren Spielen seine kleine Chance auf die EM-Teilnahme wahren. Löw, der in Thomas Müller und Toni Kroos zwei schmerzlich vermisste Leistungsträger kurzfristig zum A-Team hochgezogen hatte, musste aber nicht als Schuldiger herhalten.

"Die beiden sind oben und fertig. Wir haben auch so eigentlich genug Qualität, um Island zu schlagen", meinte Innenverteidiger Holger Badstuber. Und Kapitän Benedikt Höwedes erklärte: "Thomas und Toni haben eine Chance verdient und sie werden sie auch nutzen. Dass wir nicht gewonnen haben, haben wir uns selbst zuzuschreiben."

Offene Kritik von Dieter Eilts an Jogi Löw

Im Herbst 2006 hatte es von Spielern und dem damaligen Coach Dieter Eilts offene Kritik an Löw gegeben, als der Bundestrainer den Hamburger Piotr Trochowski für ein Freundschaftsspiel erstmals ins A-Team berief, statt ihn die Playoffs bei der U 21 spielen zu lassen. Auch damals scheiterte der Nachwuchs und verpasste damit die Quali für Olympia 2008.

Trainer Rainer Adrion betrachtete den aktuellen Fall natürlich zwiegespalten, aber doch loyal. "Man steht immer vor der Frage: Lässt man Talente ein wichtiges EM-Quali-Spiel bestreiten oder führt man sie ans A-Team heran", sagte er: "Für uns ist es schade, aber es ist unsere Aufgabe, Spieler an die Nationalelf heranzuführen. Die beiden haben die Chance, noch auf den WM-Zug aufzuspringen, aber es ärgert mich trotzdem, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben."

So kam der Coach, der nach dem EM-Titel im Juni Horst Hrubesch beerbt hatte, zu dem Ergebnis: "Irgendwo fehlt der Mannschaft was." Sicher in letzter Konsequenz noch die individuelle Klasse, denn die hat sich zum großen Teil bereits Löw gesichert.

"Schicksal war gegen uns"

Insgesamt fünf U-21-Spieler zählte er am Mittwoch gegen Argentinien zu seinem Kader. Diese Abgänge und den Ausfall von sechs verletzten Akteuren mit dem etatmäßigen Kapitän Mats Hummels an der Spitze konnte der Nachwuchs nicht verkraften. Adrion nannte fehlende Durchschlagskraft und Kaltschnäuzigkeit als Gründe, zu viele Fehler in der Defensive, "und das Schicksal war auch gegen uns".

Bezeichnend hierfür die Nachspielzeit, als der Stuttgarter Timo Gebhart zweimal den Siegtreffer auf dem Fuß hatte, die Isländer den Ball aber einmal von der Linie schlugen und einmal gegen den Innenpfosten des eigenen Tores lenkten. "Da fehlen einem die Worte", sagte Gebhart, der bereits jubelnd abgedreht hatte.

Die Chancen auf die EM-Teilnahme im nächsten Jahr in Dänemark sind dadurch auf ein Minimum gesunken. Der Gruppensieg ist an die Tschechen vergeben, die eine weiße Weste haben und die fehlenden Punkte im Heimspiel gegen San Marino (0:42 Tore aus sechs Spielen) holen werden. Einer der vier besten Zweiten aus zehn Gruppen zu werden, kann die DFB-Auswahl nur noch erreichen, wenn sie in Tschechien, bei den zweitplatzierten Isländern und gegen Nordirland gewinnt.

"Geben die Hoffnung nicht auf"

Ob dann mit Verstärkung durch A-Nationalspieler zu rechnen ist, scheint fraglich. "Wir geben die Hoffnung nicht auf und kämpfen weiter", sagte Adrion: "Mit drei Siegen hätten wir 17 Punkte, die haben beim letzten Mal auch gereicht."

Die Tore von Gebhart (10.) und seinem Stuttgarter Klubkollegen Julian Schieber (50.) reichten am Dienstag in Magdeburg nicht, obwohl die Isländer derzeit gar nicht im Ligabetrieb stehen.

Den Punktgewinn feierten die jungen Nordeuropäer dann auch bis in die Morgenstunden in einem Magdeburger Studentenclub.

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