Neues Bewusstsein im DFB-Team

Von Für SPOX bei der Nationalmannschaft: Stefan Rommel
Nordderby im DFB-Team: Der Bremer Özil (l.) hat den Hamburger Trochowski fürs Erste verdrängt
© Getty

In der Nationalelf ist nicht nur um die Torhüterposition ein Wettkampf entbrannt. Die Reservisten drängen in die Startformation. Auch deshalb sollte sich München 2007 nicht wiederholen, wenn die DFB-Auswahl im letzten WM-Qualifikation in Hamburg auf Finnland trifft (17.45 Uhr im LIVE-TICKER).

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Die deutsche Aufstellung: Adler - Beck, Westermann, Friedrich, Lahm - Trochowski, Ballack, Hitzlsperger, Podolski - Cacau, Gomez.

Mertesacker und Rolfes stehen nicht im Kader.

Fiasko gegen Tschechien

Vor ziemlich genau zwei Jahren erlebte Joachim Löw in seiner Funktion als Bundestrainer eine erste herbe Enttäuschung.

Deutschland hatte sich wenige Tage zuvor durch ein hart erkämpftes 0:0 in Irland vorzeitig für die EM 2008 qualifiziert, als die DFB-Auswahl zum letzten Qualifikationsspiel in München den Gruppenzweiten Tschechien empfing.

Löw ließ auch wegen der Intervention der Bundesligaklubs, die einige ihrer grob beanspruchten Spieler lieber gesund und fit für Einsätze in Bundesliga und internationalem Wettbewerb zurückbekommen wollten, ein wenig rotieren.

69.000 erwartungsfrohe Fans in München sahen deshalb eine 1B-Mannschaft, die sich selbst nur mäßig für das bedeutungslos gewordene Spiel zu begeistern wusste - und sich von den hochmotivierten Tschechen vorführen ließ. Deutschland verlor das Spiel 0:3.

Selbe Konstellation wie vor zwei Jahren

Nach dem deutschen Sieg vom vergangenen Samstag in Moskau gegen die Russen ist die Konstellation vor dem abschließenden Spiel der Qualifikationsgruppe 4 in Hamburg gegen Finnland dieselbe wie damals in München: Für beide Mannschaften geht es um nichts mehr, weshalb Löw erneut auf das Stilmittel der Rotation zurückgreifen wird.

Allerdings steht eine zweite bittere Enttäuschung dieses Mal nicht auf dem Programm. Im Gegenteil: "Natürlich ist es nicht immer leicht, sich nach einem wichtigen, entscheidenden Spiel noch einmal hundertprozentig zu motivieren", sagte Teammanager Oliver Bierhoff auf der ersten Pressekonferenz nach dem Triumph von Moskau am Montag in Hamburg.

"Aber wir sehen das nicht als Spaßspiel an. Die Spieler wollen die Gruppe ohne Niederlage, mit nur einem Unentschieden und neun Siegen beenden", betonte der frühere Torjäger. Das allerdings mit stark verändertem Personal. Bis zu fünf Positionen stehen für Löw zur Debatte. "Jetzt beginnt schon die WM-Vorbereitung. Ich möchte einigen die Chance geben, sich zu zeigen", sagte Löw.

Hoffenheims Beck ersetzt gesperrten Boateng

Fest steht, dass Andreas Beck und Piotr Trochowski von Beginn an zum Einsatz kommen werden. Beck nimmt die frei gewordene Planstelle von Jerome Boateng auf der rechten Abwehrseite ein, die der Hamburger bei seinem Heimspiel nach seiner Gelb-Roten Karte vom Samstag zwangsläufig räumen muss.

Und Trochowski erhält auf der linken Mittelfeldposition eine neue Bewährungschance, nachdem er in den letzten drei Spielen nur noch sporadisch zum Einsatz gekommen war.

Daneben wird Löw seinen Stammkräften Philipp Lahm, Miroslav Klose und Lukas Podolski auch eine Pause gönnen - Marcel Schäfer, Mario Gomez und Cacau stehen bereit - und in der Innenverteidigung rotieren.

Friedrich bekommt Chance in der Innenverteidigung

Neben Stabilisator und Abwehrchef Per Mertesacker steht Arne Friedrich als zweiter Spieler im Zentrum in den Startlöchern, der Berliner schielt immer noch auf den Posten in der Innenverteidigung - zumal sich der Konkurrenzkampf auf seiner Alternativposition rechts in der Viererkette immer mehr zuspitzt.

Durch den nachrückenden Boateng, der laut Löw jetzt zum festen Kern der Mannschaft gehört, erreicht der Kampf um den einen freien Platz fast schon die Dimensionen der Torhüterfrage.

Neben Boateng und Friedrich sind auch noch Lahm und eben Beck in der engeren Verlosung. Der Hoffenheimer hat gegen die Finnen nun die große Chance, sich im letzten Pflichtspiel des Jahres nochmals nachhaltig ins Gedächtnis des Trainerstabs zu rufen. Anders als seine drei Konkurrenten hat Beck keine Ausweichmöglichkeit. Der 22-Jährige ist auf die rechte Seite in der Viererkette fixiert.

Beck: "Muss meine Chance jetzt nutzen"

"Meine Position ist mittlerweile sehr hart umkämpft. In der Nationalmannschaft herrscht dort eine hohe Leistungsdichte, jeder der Kandidaten hat seine Qualitäten", sagte Beck. "Ich muss jetzt meine Chance nutzen und zeigen, was meine speziellen Eigenschaften und Stärken sind. Wenn die Bahn auf der rechten Seite frei ist, muss ich startbereit sein."

Ähnlich verhält es sich mit Trochowski, der vor nicht allzu langer Zeit auf der linken Mittelfeldseite noch gesetzt war und jetzt Mesut Özil an sich vorbeiziehen lassen musste. "Ich bin damit natürlich nicht zufrieden und will unbedingt wieder in die Mannschaft kommen. Damit will ich gegen Finnland beginnen", sagte er auf Nachfrage von SPOX.

Den Konkurrenzkampf mit dem zurecht hochgelobten Özil nimmt er sportlich - und freut sich sogar über den Höhenflug seines Kontrahenten: "Es ist sehr wichtig, dass Spieler wie Mesut nachkommen. Das ist gut für die Mannschaft und gut für Deutschland."

Kein Rumheulen und Jammern mehr

Bundestrainer Löw ist es offenbar gelungen, ein neues Bewusstsein bei den Spielern zu wecken: Die Selbstverständlichkeit, dass jeder den Konkurrenzkampf offen und mit Elan angeht. Auf der sportlichen Ebene und nicht mit Worten.

Dazu passt auch die sehr defensive Aussage von Torsten Frings, der sich ab sofort nur noch auf seine sportliche Leistung konzentrieren will, denn "rumheulen und jammern bringt nichts".

Löw: "Bei Frings setze ich die Messlatte höher als bei anderen"

Löw nahm es mit Wohlwollen zur Kenntnis: "Torsten war etwas von der Mannschaft entfernt. Er hat viel geleistet für Deutschland, aber bei ihm setze ich die Messlatte höher als bei anderen. Derzeit sehe ich andere vor ihm, er muss mich von seiner Fitness überzeugen. Er gehört zu den 30 Spielern, die sich im engeren Kreis für die WM bewegen."

Südafrika ist jetzt schon in den Köpfen. Ein harter Kern von etwa 15 Spielern dürfte fix gesetzt sein. Für den großen Rest finden sich bis zur Kaderbekanntgabe Mitte Mai noch genügend Chancen zur Bewährung. Die erste davon am Mittwoch in Hamburg.

Ein zweites München erscheint ausgeschlossen.

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