Betrug! Trainerskandal beim DFB?

Von SPOX
In der Kölner Hennes-Weisweiler-Akademie bekamen seit 1947 rund 1400 Teilnehmer die Trainerlizenz
© Getty

Der Fall Serdar Dayat könnte für Trainerausbilder Frank Wormuth zum Desaster werden. Um seine Trainerizenz zu bekommen, hat der Türke die Prüfer überlistet und seinen Praktikumsbericht aus Wikipedia kopiert.

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2008 löste Frank Wormuth Erich Rutemöller als Chefausbilder an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln ab. Jener Einrichtung, in der zahlreiche Übungsleiter Jahr für Jahr ihre Trainerlizenz erhalten. Rund 1400 Teilnehmer haben den Lehrgang in Köln seit dem Start anno 1947 erfolgreich absolviert.

Wormuth trat mit der Absicht an, die Trainer-Ausbildung auf ein höheres Niveau zu bringen. Eine seiner ersten Amtshandlungen: die Anhebung des Ausbildungs-Zeitraumes von sechs auf zehn Monate.

Wird Fall Dayat zum Desaster für den DFB?

Nun könnte der Fall Serdar Dayat zum Desaster für Wormuth und den DFB werden. Laut eines Berichts der "Sport-Bild" hat sich der Türke seine Trainerlizenz erschummelt: Beispielsweise habe er ein vorgeschriebenes Praktikum erst gar nicht absolviert.

Konkret: Dayat, der momentan als Co-Trainer von Thomas Doll beim türkischen Süper-Lig-Klub Genclerbirligi arbeitet, war für ein mehrwöchiges Praktikum beim MSV Duisburg angemeldet.

Neururer: "Habe Wormuth zweimal informiert"

Doch offenbar war der 40-Jährige nie in Duisburg. "Ich habe Chefausbilder Frank Wormuth zweimal angerufen und gesagt, dass dieser Mann hier nie ein Praktikum absolviert hat", sagte MSV-Coach Peter Neururer der "Sport-Bild".

Auch Neururers Vorgänger Rudi Bommer, der die Zebras bei Dayats erster Praktikumsperiode betreute, bestreitet eine Tätigkeit des Türken beim MSV: "Herr Dayat hat sich eine Zeit lang nicht gemeldet. Dann stand er mal im Stau, mal war jemand aus seiner Familie krank."

Neururer: "Das ist Betrug!"

Und es kommt noch dicker: Den Praktikumsbericht, der Bestandteil der Trainerprüfung ist, hat Dayat offenbar dreist aus dem Online-Lexikon "Wikipedia" kopiert.

Ganze Passagen zu Verein, Stadion und Neururer habe Dayat in seine Fassung übernommen. Nicht mal kursiv geschriebene Wörter habe er neu formatiert. Dennoch benotete Wormuth dessen Bericht.

"Das ist nicht nur eine Sauerei, das ist Betrug", schimpft Neururer, "und die schlauen Herren des DFB, die immer so professionell sein wollen, haben die Augen verschlossen."

Sammer: Keine kurzfristige Alternativ-Lösung

Hat Dayat die Prüfer tatsächlich überlistet? DFB-Sportdirektor Matthias Sammer hat zum Fall eine andere Sicht: "Serdar Dayat hat in einem Gespräch mit Frank Wormuth klar zum Ausdruck gebracht, dass er von Peter Neururer schlecht behandelt wurde. Und man weiß ja, wie stolz Türken sind."

Daher sei es vor der letzten Praktikumswoche klar gewesen, dass Dayat nicht mehr mit Neururer zusammenarbeiten werde und nicht mehr möglich gewesen, kurzfristig eine Alternativ-Lösung für ihn zu finden.

Dayat sieht sich in Opferrolle

Und was sagt der Türke selbst? "Ich habe nicht die Chance erhalten, Einblicke zu bekommen, beim MSV Duisburg etwas zu lernen. Ich habe nie ein Praktikum gemacht - weil mich der Klub nicht gelassen hat", sieht sich der 40-Jährige in der Opferrolle.

Immerhin: Beim DFB wird jetzt darüber nachgedacht, ob Dayat seine Lizenz zurückgeben muss.

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