Niersbach sieht kein Ende im Transfer-Wahnsinns

SID
DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach befürchtet eine Fortsetzung ausufernder Transfersummenn
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DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach kritisiert in einem Interview mit dem "Main-Echo" horrende Berater-Provisionen und befürchtet eine Fortsetzung ausufernder Transfersummen.

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DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach sieht noch kein Ende des Transfer-Wahnsinns im europäischen Fußball und kritisiert die horrenden Provisionen an die Spielervermittler.

"Wahrscheinlich ist immer noch nicht das Ende des Wahnsinns erreicht, aber diesen Entwicklungen stehen wir mit einer gewissen Ohnmacht gegenüber. Das ist eine ähnliche Ohnmacht, wie wir sie an der Front der Spielervermittler haben. Die DFL hat bekanntgegeben, dass 58,8 Millionen Euro nur an Vermittler geflossen sind. Das ist der pure Wahnsinn. Wahnsinn in Kombination mit Ohnmacht. Wie das in den Griff zu bekommen ist, weiß kein Mensch", sagte Niersbach im Interview mit dem "Main-Echo".

Der mächtigste hauptamtliche DFB-Funktionär erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass vor dem Bosman-Urteil zum Wechsel von Spielern vor Vertragsende im Jahr 1995 "diese 58 Millionen im Kreislauf des Fußballs geblieben" wären.

"90 Prozent der Vermittler gab es damals schon, aber das Transfersystem hat die EU zerschlagen. Und dafür gibt es bis heute keinen Ersatz. Wo das hinführt, sieht man schon: Der FC Valencia hat mehr Schulden als alle unseren Vereine der ersten und zweiten Liga."

Teilweise stattlich subventioniertes Finanz-Doping

Wegen des teilweise staatlich subventionierten Finanz-Dopings der internationalen Konkurrenz aus Spanien, Italien und England stehen die zumeist seriös wirtschaftenden Bundesliga-Klubs in der Champions League und Europa League laut Niersbach vor einem kaum zu lösenden Problem.

Auf der einen Seite wird gefordert, dass die Klubs international mithalten, auf der anderen Seite ist das allein aus finanzieller Hinsicht unmöglich. Deshalb nimmt Niersbach die Europäische Fußball-Union (UEFA) in die Pflicht.

"Da ist die Uefa gefordert, ein Lizenzierungssystem aufzubauen, das dem ähnelt, was wir in der Bundesliga haben", sagte Niersbach.

Erwartungen in Regionalliga nicht erfüllt

Allerdings erkennt der DFB-Generalsekretär auch auf nationaler Ebene Probleme. Zwar seien die ersten drei Profiligen insgesamt gut aufgestellt, die seit dem vergangenen Jahr dreigeteilte Regionalliga bereite dem Verband aber Kopfzerbrechen.

"In der vierten Liga gibt es sicherlich sehr viele Probleme. Das ist ein Thema, das wir anpacken müssen. Die zweiten Mannschaften der Profivereine sind nicht die Attraktion im Zuschauerbereich. Die Erwartungen für die dreigeteilte vierte Liga haben sich nicht erfüllt. Das muss man klar sagen, obwohl wir in diesen Bereich auch Geld reinschieben", sagte Niersbach.

Der DFB unterstützt die Regionalligen mit rund einer Millionen Euro pro Jahr. Offenbar ist das den Viertligisten aber nicht genug.

"Es sagt zwar jeder, das ist zu wenig. Aber schauen sie einmal zum TV Großwallstadt, was die vom Fernsehen bekommen. Ich glaube, die bekommen 85.000 Euro vom DSF. Außerdem: Wenn man in der vierten Liga etwas ändern will, geht das frühestens 2013. Das Thema könnte beim Bundestag 2010 aufgenommen werden und dann sind wir schon in der Saison 2012/2013, wo eventuelle, ich betone eventuelle, Veränderungen greifen könnten", sagte Niersbach.

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