Atletico und Real trennen sich torlos

Mario Mandzukic musste nach einem Ellenbogenschlag lange behandelt werden
© getty

Atletico Madrid und Real Madrid haben sich im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League mit 0:0 getrennt. Am torlosen Ausgang des Derbi madrileño hatte allerdings auch der Schiedsrichter seinen Anteil, der die Rojiblancos in einigen Szenen klar benachteiligte.

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48.273 Zuschauern im Vicente Calderon sahen ein tor- aber keinesfalls ereignisloses Derbi madrileño, nach dem beide Mannschaften weiterhin beste Chancen auf einen Einzug in das Halbfinale haben.

Die erste Halbzeit war geprägt von Abtast-Fußball und einigen Nickeligkeiten, ehe Real mutiger wurde und mehr vom Spiel hatte. Die einzigen Chancen der Gäste vereitelte aber Atletico-Keeper Oblak mit starken Paraden. Nach dem Seitenwechsel nahm die Partie zusehends an Härte zu. Schiedsrichter Milorad Mazic verwehrte Atletico dabei einen klaren Elfmeter nach Foul von Sergio Ramos an Mario Mandzukic und verpasste es zudem, Daniel Carvajal nach einer Tätlichkeit vom Platz zu stellen.

Während Toni Kroos sein 50. Spiel in der Champions League feierte, stand Iker Casillas bereits zum 147. Mal in der Champions League auf dem Rasen - was ihn zum alleinigen Rekordhalter für zumindest eine Nacht macht. Barcelonas Xavi kann in Paris am Mittwoch nachziehen.

Reaktionen:

Carlo Ancelotti (Real Madrid): "0:0 ist das beste Ergebnis unter den schlechten Ergebnissen. Wir nehmen Selbstvertrauen aus diesem Spiel für das Rückspiel mit. Dann müssen wir die ersten 45 Minuten von heute wiederholen."

Diego Simeone (Atletico Madrid): "Es ist ein Patt. Es ist sehr schwierig, in dieser Instanz gegen einen solchen Gegner können Kleinigkeiten entscheiden. Wenn wir das wieder abrufen, was wir in der zweiten Hälfte abgerufen haben, dann können wir das Rückspiel gut gestalten."

Dani Carvajal (Real Madrid): "Ich habe nach dem Spiel gehört, ich hätte jemanden gebissen. Ich möchte klar stellen, dass ich niemanden gebissen habe und es auch nie versucht habe."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Atletico-Coach Simeone stellt seine Mannschaft, die am Wochenende nicht über ein 2:2 in Malaga hinauskam, auf vier Positionen um: Für Tiago, Gamez, Gimenez und Torres (alle Bank) spielen Mario Suarez, Siqueira, Godin und Mandzukic.

Ancelotti tauscht bei den Gästen im Vergleich zum 3:0 gegen Eibar sogar auf sechs Positionen. nur Varane, Ramos, Marcelo, Ronaldo und Modric waren am vergangenen Wochenende von Beginn dabei.

4.: Das muss die frühe Führung sein! Nach Godins Luftloch schnappt sich Bale das Leder und läuft vollkommen frei auf Oblak zu. Der Slowene bleibt im Eins-gegen-eins lange stehen und kommt mit einer Hand an den Schuss. Klasse Tat.

31.: Nachdem sich die Partie 25 Minuten lang hauptsächlich im Mittelfeld abspielte, ist es erneut Bale, der zum Abschluss kommt. Sein Pfund aus etwa 23 Metern halbrechter Position hat Oblak aber im Nachfassen.

37.: Warum Oblak trotz der Rückkehr Moyas weiterhin den Vorzug erhält, zeigt er heute eindrucksvoll. Nach einem wunderbaren Außenristschlenzer von James an der Sechzehnerkante taucht der Keeper ab und fischt das Leder aus der rechten Ecke.

43.: Diesmal kommt Real über links und Varane, der James bedient. Vom Kolumbianer landet der Ball bei Benzema, der bis zur Grundlinie geht und hart querlegt - Oblak ist unten und verhindert erneut die Chance für die Königlichen.

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49.: Juanfran lässt mit einer hübschen Pirouette auf dem rechten Flügel James Rodriguez aussteigen und schlägt eine gute Flanke nach innen. Arda Turan steigt hoch, sein Kopfball landet aber knapp rechts neben dem Tor von Casillas.

50.: Fiese Szene. Ramos geht im Luftzweikampf mit Mandzukic mit dem Ellenbogen zu Werke und schlägt dem Kroaten die Augenbraue blutig. Das MUSS zwingend Gelb und ein Elfmeter sein.

56.: Jetzt sieht Mandzukic, der seine stark blutende Braue etwa vier Minuten draußen behandeln lassen musste, den Gelben Karton wegen - genau: zu hohem Ellenbogen. Unfassbar!

61.: Ohwei, Mazic und seinem Team entgleitet die Partie komplett. Diesmal schlägt Carvajal Mandzukic abseits des Geschehens nach einem Gedränge mit der Faust in den Magen. Die Pfeife bleibt unerklärlicherweise stumm.

87.: Der eingewechselte Torres zieht in den Strafraum und wird von Ramos weggeblockt. Wieder kein Piff, diesmal aber richtig. Das war zu wenig für einen Elfmeter.

Fazit: Ein ausgezeichner Oblak hielt Atletico im ersten Durchgang im Spiel, ein desaströser Schiedsrichter Real im zweiten - Summa Summarum ein gerechtes Unentschieden.

Der Star des Spiels: Jan Oblak stand zum fünften Mal in Folge in einem Pflichtspiel im Kasten der Rojiblancos und rettete sein Team mit seinen starken Paraden im Alleingang in den zweiten Durchgang. Weltklasse im Eins-gegen-eins, unbezwingbar auf der Linie. Auf Seiten Reals überzeugte vor allem Varane, der einige Male herausragend klärte und so verhinderte, dass sich Casillas auf der Gegenseite ähnlich auszeichnen konnte wie Oblak.

Das heiße Derbi im RE-LIVE

Der Flop des Spiels: Cristiano Ronaldo. Atletico deckte Ronaldo sehr eng und oft zu zweit, was dem Portugiesen komplett die Lust am Spiel nahm. Vertändelte Bälle leichtfertig, packte aus aussichtsloser Position mehrmals einen Frust-Kullerball aus und winkte anschließend bockig ab.

Der Schiedsrichter: Milorad Mazic (Serbien) hatte keinen leichten Stand. Als Mandzukic Marcelo schon nach wenigen Sekunden ruppig über den Platz schuppste, gab der Kroate die Richtung des Spiels vor. Viele Nickeligkeiten, unnötig harte Szenen und ewig währendes Lamentieren und Reklamieren. Ließ sich zwar nicht auf der Nase herumtanzen, übersah dafür aber Ramos' hartes Foul in der 50. Minute, das einen Elfmeter zur Folge hätte haben müssen. Unbegreiflich vor allem, da der Hinter-Tor-Assistent nur wenige Meter entfernt stand und komplett freie Sicht hatte. Gleiches gilt für Carvajals Faustschlag gegen den Ex-Stürmer der Bayern.

Das fiel auf:

  • Beiden Teams war der Respekt vor allem in der ersten halben Stunde deutlich anzumerken. Atletico verteidigte mit zwei tiefstehenden Viererreihen, um sich von den schnellen Real-Flügeln nicht hinterspielen zu lassen und diesen den Platz zu nehmen - mit Erfolg. Nur Casillas (17) hatte nach 45 Minuten weniger Ballaktionen als Ronaldo (19) und Bale (20).
  • Dafür kam aus dem zentralen Mittelfeld Reals umso mehr. Kroos, Modric und Rodriguez stachen immer wieder bis an den Sechzehner vor, schufen dort Überzahl und suchten den Doppelpass mit Benzema oder einem der Außenstürmer.
  • Entgegen der letzten Duelle machten die Königlichen aber nicht den Fehler, in der Vorwärtsbewegung zu schnell und mit zu vielen Spielern nachzuschieben. Atletico blieb so überhaupt kein Raum zum Kontern, zumal Varane seine Gegenspieler ein ums andere Mal clever ablief.
  • Simeone nutze die Kabinenansprache um seine Mannschaft aufzuwecken, Atletico kam deutlich engagierter und offensiver aus der Pause. Besonders Turan und Koke, die im 4-4-2 über die Außen kamen, fanden Lücken und Mittel, das Zentrum mit Flanken zu bedienen. Der wuselige Griezmann ließ sich dabei regelmäßig fallen und unterstütze.
  • Nach dem Ellenbogenschlag und Mandzukic' Verletzung schien sich das Spiel fast nur noch darauf zu konzentrieren. Der angestachelte Kroate teilte aus, wo immer es ging, wurde gleichzeitig aber auch immer wieder von den Königlichen gepiesackt. Fußball wurde kaum noch gespielt, dafür hagelte es gelbe Karten.

Atletico Madrid - Real Madrid: Die Statistik zum Spiel