Mourinho traut dem BVB die CL-Krone zu

SID
Der BVB darf sich am Dienstagabend im Bernabeu gegen Real Madrid versuchen
© Getty

Für jeden Fußball-Profi ist es zweifelsohne die Krönung, einmal im Leben in der königlichen Festung zu spielen. Jürgen Klopp, seine junge Mannschaft und alle im Verein Borussia Dortmund dürften das Gastspiel bei Real Madrid am Dienstagabend im Estadio Bernabeu somit als den vorläufigen Höhepunkt einer unglaublichen sportlichen Entwicklung seit 2010 empfinden.

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Sie werden zudem im Hochgefühl des Tabellenführers der Gruppe D antreten. Und dann bekamen die jungen Spieler, die Deutschland in den vergangenen beiden Jahren so begeistert haben, am Abend auf der Abschlusspressekonferenz auch noch den Ritterschlag vom berühmtesten Trainer der Welt. "Wenn sie das Achtelfinale erreichen, gehören sie zu den Titelkandidaten", sagte der Portugiese Jose Mourinho.

Die große Bühne Madrid, die allerdings noch nicht ausverkauft ist, lässt die Dortmunder Beteiligten knapp zwei Wochen nach dem 2:1-Triumph gegen Mourinho, Cristiano Ronaldo, Mesut Özil und Co. ein wenig schwelgen.

"Ich bin erstmals hier. Ich freue mich auf die Atmosphäre, das Stadion und den Wettkampf", sagte Klopp. Die Aussage Mourinhos bewertete der 45-Jährige als "überraschend. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, wer die Champions League gewinnt, sondern, wie wir die Gruppe überstehen. Wir wollen die greifbaren Ziele erreichen", sagte Klopp, der sein Team am Dienstag als Außenseiter sieht.

Khedira und Benzema fallen aus

Zwei aus dem derzeitigen Dortmunder Team erleben Santiago Bernabeu zum zweiten Mal. Am 19. Februar 2003 verlor der BVB 1:2. Roman Weidenfeller war seinerzeit Backup für Jens Lehmann, Sebastian Kehl durfte sechs Tage nach seinem 23. Geburtstag 14 Minuten spielen.

Der Kapitän bestieg trotz des im Punktspiel gegen den VfB Stuttgart (0:0) angebrochenen Nasenbeins am Montag kurz vor 13.00 Uhr in Dortmund den Flieger in die spanische Hauptstadt. Für den Routinier wurde in Windeseile eine Gesichtsmaske angefertigt, aber Montag hieß es, er könne eventuell auch ohne diesen Schutz spielen.

Bei Real werden wegen Muskelverletzungen der französische Stürmerstar Karim Benzema und der deutsche Nationalspieler Sami Khedira fehlen. "Es ist bitter, dass er nicht spielen kann. Er ist ein Weltklassespieler. Aber wir müssen positiv für das Spiel denken", sagte der deutsche Nationalspieler Özil, der nach seinem Trainer auf dem Podium saß, und ergänzte: "Wir wollen die drei Punkte."

18 Niederlagen für deutsche Teams

Real kann auf die unglaubliche Heimstärke setzen. "Ich weiß gar nicht, ob Real Madrid schon einmal ein Heimspiel im Europapokal verloren hat. Aber ganz viele werden es nicht gewesen sein", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im ZDF-Sportstudio.

In der Tat ist es so, dass Madrid seit dem Amtsantritt von Trainer Mourinho 2010 zwölf der 13 Heimspiele in der Champions League gewonnen hat. Nur gegen den Erzrivalen FC Barcelona setzte es am 27. April 2011 im Halbfinal-Hinspiel ein 0:2. Deutsche Klubs hatten in der Historie wenig zu melden in Bernabeu, wo auch die deutsche Nationalmannschaft 1982 das WM-Finale gegen Italien verlor (1:3).

18 von 23 Spielen gegen deutsche Teams gewann Real. Nur Bayern München, spätestens seitdem als "bestia negra", als schwarze Bestie geadelt, gelang 2000 und 2001 jeweils ein Sieg.

1998 fiel das Tor vor Spielbeginn

In Ehrfurcht erstarren will aber kein Dortmunder, zumal der Hinspiel-Erfolg großes Selbstvertrauen verliehen hat. "Madrid wird versuchen, uns zu überrollen. Wir werden uns dagegenstellen und versuchen, etwas mitzunehmen", sagte Linksverteidiger Marcel Schmelzer, der seine großartige Partie mit dem Siegtor zum 2:1 gekrönt hatte. "Es gibt keinen Grund, dort nicht mit breiter Brust anzutreten", sagte Ilkay Gündogan.

Das Selbstvertrauen ziehen die Spieler aus dem bisherigen Abschneiden in der Champions League, das im Kontrast zum derzeit enttäuschenden fünften Platz in der Liga steht. Besonders mit dem 1:1 bei Manchester City und eben dem Erfolg gegen Real, das sich am Wochenende mit einem 4:0 gegen Real Saragossa warm schoss, zeigte der Doublegewinner sein wahres Leistungsvermögen.

In Bernabeu schrieb die Borussia immerhin ein nicht unwesentliches Stück der großen Historie dieses Klubs mit. Beim ersten Auftritt der Dortmunder, seinerzeit Titelverteidiger, am 1. April 1998 im Halbfinal-Hinspiel in Madrid, rissen Real-Fans eines der Tore um. Es dauerte 76 Minuten, bis eines neues gefunden und installiert war. Dortmund verlor 0:2 gegen die damals von Jupp Heynckes betreute Real-Mannschaft und schied nach einem 1:1 im Rückspiel aus.

Real Madrid im Steckbrief