Mourinho musste tun, was ich sagte

Von SPOX
1997 in Barcelona: Louis van Gaal im Gespräch mit Jose Mourinho
© Imago

Das Champions-League-Finale am 22. Mai wird auch das Duell zweier schillernder Trainerpersönlichkeiten. Inter Mailand gegen Bayern München heißt auch: Jose Mourinho gegen Louis van Gaal - der Schüler gegen seinen ehemaligen Lehrmeister. Beim FC Barcelona förderte van Gaal den Portugiesen. Der Bayern-Trainer erinnert sich...

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Louis van Gaal und Jose Mourinho: Die beiden pflegen noch heute ein freundschaftliches Verhältnis - dabei begann alles mit einer ernsten Auseinandersetzung. Als Louis van Gaal 1997 nämlich als neuer Trainer zum FC Barcelona kam, war eine seiner ersten Amtshandlungen, den damaligen Scout Jose Mourinho abzusetzen.

Doch der Portugiese setzte sich zur Wehr: "Mourinho wurde daraufhin sehr böse", erinnert sich van Gaal: "Er sagte: 'Was soll das? Wir haben gerade drei Titel gewonnen, und ich muss weg!'"

Und was sagte van Gaal dazu? "Ich sagte: 'Ich bin ein Liebhaber von Widerstand. Sie können mein Assistent werden.'" Der Niederländer nahm den damals 34-Jährigen also in seinen Trainerstab auf. Mourinho war ab sofort für die Analysen der kommenden Gegner zuständig.

Der Chef war auf Anhieb zufrieden mit der Arbeit seines Scouts - und nahm ihn unter seine persönlichen Fittiche. In einem Interview mit der "Sport-Bild" erinnert sich van Gaal an die gemeinsame Zeit beim FC Barcelona.

Van Gaal über...

...Mourinhos Gegner-Analysen: Er nahm diese Aufgabe sehr ernst. Um pünktlich zu sein, brachte er seine Analysen sogar immer zu mir nach Hause. Er trat damals sehr bescheiden auf. Seine Analysen waren sehr gut. Ich konnte sofort sehen, dass er Verständnis für das Spiel hat. Ich habe ihn erzogen, wie er das machen muss. Weil ich auf eine andere Weise Fußball sehe als alle anderen Trainer oder Menschen.

...die Trennung von Mourinho: Bei mir musste er trainieren, wie ich es ihm aufgeschrieben habe. Co-Trainer haben es so zu machen. Wenn nicht, werde ich böse. Es tut mir leid, aber es geht eben nicht anders.

...die unterschiedliche Fußballphilosophie der beiden: Er trainiert, um zu gewinnen. Und ich trainiere, um schön Fußball zu spielen und zu gewinnen. Mein Weg ist schwieriger.

...die exzentrische Art der beiden: Ein Trainer muss seine Spieler schützen. Auch ich mache das. Wenn ich böse werde, dann nur, weil ich finde, dass meine Spieler mit falschen Fakten angegriffen werden. Allerdings: Das, was Mourinho im Camp Nou gemacht hat, würde ich nicht tun. Ich hätte mich nicht so provokant verhalten.

...Mourinhos Angewohnheit, Spieler vor versammelter Mannschaft zu kritisieren: Wenn er das  macht, hat er es bei mir abgeschaut. Ich mache das auch hier bei Bayern.

...Kontakt mit Mourinho per Telefon oder SMS: Das machen wir oft, weil wir viele Erfolge haben. Er hat wider Erwarten Chelsea und Barcelona ausgeschaltet. Uns hat keiner zugetraut, dass wir Juventus und ManUtd ausschalten. Das sind große Erfolge. Hey, jetzt können wir in Madrid gegeneinander spielen!

Jose Mourinho im Steckbrief